Hagen. . Das hat es so noch nicht gegeben: In zwei Inszenierungen an einem Abend wird im Theater Hagen die Geschichte von „Dido und Aenas“ erzählt.
Hier erklärt die Oper das Ballett: Denn in dieser Klarheit hat sich das, was auf der Bühne von den Tänzern der Hagener Compagnie dargeboten wird, dem Publikum selten erschlossen.
Es gibt eine „Lesehilfe“, wie es Intendant und Regisseur Francis Hüsers formuliert. Und diese Lesehilfe ist die von ihm inszenierte 55-minütige Mini-Oper „Dido und Aeneas“. Sie wird an einem Doppelabend unmittelbar vor dem Ballett „Wassermusik“ gezeigt.
Zusammenarbeit über Sparten hinweg
Diese Premiere am Samstag, 18. Mai, 19.30 Uhr im Großen Haus ist eine im doppelten Sinne. „Eine spartenübergreifende Zusammenarbeit in dieser Form – das kenne ich nicht“, sagt Francis Hüsers über den rund zweieinhalbstündigen Abend, an dem zwischen der Oper von Henry Purcell und dem nach Musik von Georg Friedrich Händel choreographierten Ballett des Italieners Francesco Nappa eine rund halbstündige Umbaupause eingelegt wird. „Ich weiß nicht, ob es das in dieser Form schon einmal gegeben hat. Ich denke nicht.“
Keine Tänzer, die eine Nummer in einer Oper aufführen, keine Sänger, die ein Kurzgastspiel in einem Ballett geben. Zwei getrennte Inszenierungen, deren Handlungen aber aufeinander aufbauen, die sich ergänzen. „Die getrennten Produktionen stehen in engem dramaturgischen Zusammenhang“, so Hüsers.
Eine Liebe, die zum Scheitern verurteilt ist
Es geht um Aeneas, der sich aus dem brennenden Troja retten kann, der Stammvater der Römer werden soll, und dessen Liebe zur Prinzessin Dido, die als Jungfrau noch an ihrem Hochzeitstag zur Witwe wurde. Eine Liebe, die im Grunde zum Scheitern verurteilt ist, und die für Dido, als sie von Aeneas verlassen wird, unweigerlich im Selbstmord enden muss.
Während die Oper die Perspektive Didos in den Fokus rückt, erfahren die Zuschauer im Ballett mehr über die Vorgeschichte Aeneas. „Wer die Oper gesehen hat, erkennt die Figuren im Ballett sofort wieder“, so Hüsers, obwohl abstrakt und nicht zeitgenössisch getanzt werde. „Es ist dieselbe Geschichte in zwei völlig verschiedenen Sparten.“ Während Dido in der Oper eine rasante psychologische Entwicklung durchlebe, sei Aeneas der Sunnyboy. „Sie steckt in einem Dilemma, fällt in Depression, lebt am Rande des Wahnsinns“, so Hüsers. „Er hingegen ist ein richtiger Draufgänger, aber keineswegs böse. Und doch versetzt er ihr durch seinen Abschied am Ende den Dolchstoß.“
Wasser als verbindendes Element
Das Wasser soll als verbindendes Element die Inszenierungen verknüpfen. „Es ist überall, es ist ein ganz wichtiges Element“, sagt Choreograph Francesco Nappa, der aus Neapel stammt und seit elf Jahren als freischaffender Künstler tätig ist. „Man merkt, dass etwas in Bewegung ist. Wenn sie sich lieben, spielt das Wasser eine Rolle. Wenn er sie verlässt, auch.“
Eine Herausforderung ist der Abend auch in musikalischer Hinsicht. „Barockmusik wird normalerweise von Spezialisten gespielt“, sagt Rodrigo Tomillo, der für die musikalische Leitung verantwortlich zeichnet. „Es ist außergewöhnlich, dass sich ein modernes Orchester diese Werke vornimmt.“ Unterstützt wurde Tomillo im Vorfeld vom Berliner Barockspezialisten Bernhard Forck. „Er hat von Beginn an mitgewirkt, hat ein wahres Wunder vollbracht.“ Für Hüsers eines, das auch mit der Qualität der Musiker zu tun hat: „Wir haben ein Orchester, das die gesamte Bandbreite spielen kann“, so der Intendant des Hauses, „dass eine solche Inszenierung mit unseren eigenen Musikern funktioniert, macht mich stolz.“