Helfe. . Der sechsjährige Luca aus Hagen wird demnächst die Grundschule Helfe besuchen. Lehrerin Gudrun Winkler organisierte daher ein Rollstuhltraining.

Auch wenn er mit einem offenen Rücken geboren wurde und im Rollstuhl sitzt, ist Luca Haberla (6) ein ganz normaler Junge. Darauf legt seine Mutter Wert. Und weil das so ist, hat sie ihn auch nicht an einer Förderschule, sondern an der Grundschule Helfe angemeldet. Dort soll er nach den Sommerferien rechnen, lesen und schreiben lernen: „Ich möchte, dass alles so normal wie möglich läuft“, sagt Agathe Haberla.

An der Grundschule wird Luca mit offenen Armen empfangen. Das Gebäude ist weitgehend barrierefrei, nur am Notausgang müsse noch eine Rampe angebracht werden, berichtet Rektorin Annette Bahrt: „Sonst ist alles ebenerdig.“

Alle dürfen im Rollstuhl sitzen

Damit die anderen Kinder sich in Lucas Situation hineinversetzen können, hat Lehrerin Gudrun Winkler, in deren Klasse Lucas Bruder sitzt, Kontakt mit dem Deutschen Rollstuhl-Sportverband in Dortmund aufgenommen und ein Rollstuhltraining organisiert.

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Julia Verbeek, die ehrenamtlich für die Rolli-Kids des Verbandes tätig ist, rückte mit 23 Rollstühlen in der Schulturnhalle an, ließ die Kinder Platz nehmen, fahren und wenden. Kinder in jungen Jahren hätten noch keine Vorurteile, erläuterte sie ihr Konzept: „Wenn sie jetzt lernen, dass manche Menschen eben einen Rollstuhl benötigen, dann verinnerlichen sie das und entwickeln später erst gar keine Befangenheit.“ Luca könne zwar nicht laufen, aber sehr wohl mitspielen.

Eltern haben die Wahl

Die Trainerin zeigte den Kindern, dass sie ganz selbstverständlich mit den Rollstühlen und Luca umgehen dürfen und keine Angst haben müssen, etwas Falsches zu sagen oder zu tun. „Zu erleben wie es ist, im Rollstuhl zu sitzen und sich geschickt weiterzubewegen, zu bremsen und zu lenken, auch mal rückwärts, war eine Herausforderung“, sagte Lehrerin Winkler, die im Sommer nach 40 Jahren im Schuldienst in den verdienten Ruhestand geht.

Derzeit besucht Luca, der beim Rollstuhltraining dabei war, noch den Kindergarten in Boelerheide. Eltern behinderter Kinder haben die Wahl, ob sie ihren Nachwuchs an einer Regel- oder Förderschule anmelden. Agathe Haberla hat sich bewusst für die Inklusion, also dass ihr Sohn gemeinsam mit nichtbehinderten Kindern unterrichtet wird, entschieden: „So, als wenn er nicht im Rolli säße.“

Förderverein hat die Übungseinheit finanziert

Im nächsten Jahr, wenn Luca Schüler in Helfe ist, findet ein weiteres Rollstuhltraining statt.

Trainerin Julia Verbeek erfüllt ihre Aufgabe ehrenamtlich.

Das Training kostete 2 Euro pro Kind und wurde vom Förderverein der Grundschule gesponsert.

Bisweilen rea­gierten Menschen voreingenommen auf die Behinderung von Luca und glaubten, mit der Spina Bifida, so die medizinische Bezeichnung der Krankheit, ginge auch eine geistige Einschränkung einher: „Das ist aber keineswegs der Fall.“

Soziales Miteinander

Vielmehr macht Luca den Eindruck eines blitzgescheiten Jungen, der sich darauf freut, dass er bald in die Schule kommt. „Ich liebe Sport“, sagt er. In der Reha- und Behindertensport-Gemeinschaft Dortmund 51 nimmt er verschiedene Angebote wahr. „Das soziale Miteinander ist mir wichtig und dass er andere Kinder kennenlernt“, berichtet seine Mutter.

An der Helfer Grundschule wird ihm eine Inklusionshelferin, die dort bereits ein lernbehindertes Kind betreut, zur Seite stehen. Ab einem gewissen Alter soll sich ihr Sohn dann auch allein auf den Schulweg machen, wünscht sich Agathe Haberla.