Haspe. . Seit 19 Jahren ist Michael Schnücker Leiter der Grundschule Hestert in Hagen. Er ist der einzige Mann in dieser Position.
In seinem Beruf ist er der letzte Mohikaner. Eine offenbar aussterbende Spezies. Ein Fossil. Er erinnert sich noch an seine Anfangsjahre im Lehramt, da sei das Verhältnis von Männern und Frauen eins zu eins gewesen.
Heute ist Michael Schnücker (58), Leiter der Grundschule Hestert, der einzige Rektor einer städtischen Grundschule in Hagen. Alle anderen 27 Grundschulen werden von Frauen geleitet. „Ich war selbst erschrocken, als ich davon erfahren habe“, sagt er.
Eigentlich sollte das Geschlecht ja keine Rolle spielen. Ein Mann kann ebenso gut ein Lehrer sein wie eine Frau. Er kann ebenso gut eine Schule leiten wie eine Frau. Sollte man meinen. Denn im Grundschulbereich ist die Dominanz der Frauen mittlerweile erdrückend, in Hagen liegt ihr Anteil bei 89,7 Prozent.
Mehr Männer für Lehrerberuf begeistern
Michael Schnücker findet diese Entwicklung bedauerlich. Das Geschlecht eines Lehrers sei unerheblich, es komme einzig auf die pädagogischen Qualitäten und Inhalte an. Deshalb ist es ihm ein Anliegen, mehr Männer für den Lehrberuf an Grundschulen zu gewinnen.
Ein ausgewogenes Verhältnis von Männern und Frauen sei wichtig, um den Kindern – vor allem jenen Kindern, die allein bei ihrer Mutter aufwachsen – zu zeigen, dass es auch ein männliches Leit- bzw. Gegenbild gebe. Zudem verständen männliche Lehrer die Bedürfnisse von Jungen oft besser. „Heutzutage übernehmen Frauen die Erziehung – als Mütter, als Erzieherinnen im Kindergarten, als Lehrerinnen“, so Schnücker: „Ich glaube, es ist wichtig, dass Kinder die andere Seite kennenlernen.“
Männer legen Wert auf Karriere und Gehalt
Die Gründe für die Schieflage im Geschlechterverhältnis liegen für Schnücker auf der Hand. Männer legten mehr Wert auf Karriere und Gehalt, und da seien die Möglichkeiten an weiterführenden Schulen weitaus größer als an einer Grundschule, wo das Ende der Fahnenstange spätestens mit der Beförderung zum Rektor erreicht sei. Außerdem sei der Lehrerberuf ein beliebtes Teilzeitmodell und ermögliche Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Dabei sei es auch für Männer durchaus attraktiv, an Grundschulen zu unterrichten, findet Schnücker: „Die Tätigkeit ist vielfältig, interessant und vor allem verantwortungsvoll.“ Und an keiner anderen Schulform seien die Fortschritte und Lernerfolge, die die Schüler machten, so augenfällig und nachvollziehbar wie an einer Grundschule: „Wenn man als Lehrer Erfolgserlebnisse haben will, dann findet man sie hier.“
Schnücker zufrieden mit der Berufswahl
Schnücker selbst, seit 19 Jahren Schulleiter an der Hestert, ist mit seiner Berufswahl rundum zufrieden. Sein Weg war allerdings auch positiv vorgezeichnet, schon sein Vater war Rektor einer Grundschule, auch seine Geschwister sind im pädagogischen Bereich tätig. Nachdem er in Wuppertal Germanistik und in Dortmund Pädagogik studiert hatte, entschloss er sich für ein Dasein an der Grundschule: „Warum? Diese Entscheidung muss jeder Pädagoge irgendwann treffen. Ich habe sie getroffen.“
Und er hat sie bis heute nicht bereut.