Hagen. . Seit Jahren kämpft der Hagener Seniorenbeirat um mehr Sicherheit an den Fußgängerüberwegen. Jetzt sollen Countdown-Ampeln getestet werden.
Der Hagener Seniorenbeirat bleibt hartnäckig: In dem seit inzwischen drei Jahren andauernden Ringen um bessere Ampelsignalisierungen für die ältere Generation vor allem an den Innenstadt-Großkreuzungen hat das Gremium jetzt die Bezirksvertretung Mitte aufgefordert, einen Pilotversuch zu starten.
So soll nach dem Vorbild eines Testlaufes in Bochum, der dort bereits seit zwölf Jahren praktiziert wird, am Märkischen Ring am Überweg zwischen Mittelstraße und Johanniskirchplatz eine sogenannte Countdown-Ampel installiert werden, die sekundenscharf anzeigt, wie lange die Grün- und Rotphasen noch andauern.
Große Hilfe für Fußgänger
Stadt: Ausreichende Schutzzeiten auf Überwegen
In Hagen leben rund 30.000 Senioren, deren Interessen vom gleichnamigen Beirat vertreten werden. Dessen These: Angesichts des zunehmenden Verkehrs auf dem Innenstadtring sei es für die ältere Generation ein erhebliches Stressgefühl, bei relativ knappen Ampelzeiten als Fußgänger eine Großkreuzung zu überqueren.
Derweil versichert die Stadt, dass die Ampelphasen kein Grund zur Beunruhigung seien. Denn der Fußgänger muss nicht innerhalb der Grünzeit die Fahrbahn überqueren können. Auf die Grünzeit folge eine Schutzzeit, die gewährleistet, dass die Autos erst losfahren, wenn der Fußgänger, der in der letzten Grünsekunde die Fahrbahn betritt, sicher die andere Straßenseite oder eine Mittelinsel erreicht.
In dieser Schutzzeit wird allerdings schon Rot für Fußgänger angezeigt. Die sichere Gehzeit ist somit die Summe aus Grün- und Schutzzeit. Daraus folgt: Trotz roter Ampel ist niemand in Gefahr.
„Durch den demografischen Wandel, der auch in Hagen stattfindet, wäre es für viele Fußgänger mit und ohne Behinderung, mit und ohne Gehhilfen oder Rollatoren eine große Hilfe, wenn jeweils vor dem Wechsel der Grünphase bzw. Rotphase ein zeitlicher Ablauf angezeigt wird“, heißt es in der Begründung des Seniorenbeirates. „Die zeitlichen Abläufe würden vielen Menschen, die sich im immer dichter werdenden Straßenverkehr unsicher fühlen, sehr helfen.“
Gerd Homm, Sprecher des Arbeitskreises ÖPNV im Seniorenbeirat, kämpft mit weiteren Mitgliedern bereits seit Jahren um mehr Fußgängersicherheit rund um den Innenstadtring. Ursprünglich hatte der SPD-Politiker sich mit seinen Mitstreitern noch für eine Verlängerung der Ampelphasen für die Fußgänger eingesetzt. Doch seitens der Stadt wurde stets betont, dass damit der fragil ausbalancierte Verkehrsfluss im Hagener Zentrum torpediert würde. Daher plädieren die Senioren inzwischen für mehr Transparenz bei den einzelnen Signal-Phasen der Ampeln durch die rückwärts laufenden Sekundenanzeigen.
Hohe Akzeptanz bei den Nutzern
„Die Fußgänger wurden vergleichend befragt, ob sie die jeweilige Signalisierungsform besser finden als die herkömmlichen Lösungen mit Grün-Rot-Signalisierung“, verweist Homm auf eine Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen. „In Bochum fanden 86 Prozent der Befragten die verbleibenden Restzeit in Sekunden besser als Anlagen ohne Angaben der Sekunden.“ In Düsseldorf, wo die Räumungszeiten der Überwege durch blinkende Gelbsignale angezeigt werden, favorisierten sogar 87 von 100 Fußgängern dieses Angebot.
Zudem erinnert Homm an ähnliche Lösungen in den Niederlanden, in England sowie in San Francisco. „Diese unterschiedlichen Signalformen zeigen, dass im In- und Ausland verschiedene Lösungen angewendet werden, um die Sicherheit und den Komfort für Fußgänger an Ampeln zu steigern – warum soll das nicht auch in Hagen möglich sein?“
Unterstützung auf Landesebene
Die Mitgliederversammlung der Landesseniorenvertretung hat zudem am vergangenen Donnerstag einstimmig einen Antrag des Seniorenbeirats Hagen angenommen, in dem es um „Verbesserungen der Bedingungen für Fußgänger an Lichtsignalanlagen (Ampelschaltungen)“ geht. Ein wesentliches Problem ist, dass für die Schaltung der Ampeln die Richtlinien für die Straßenüberquerungsgeschwindigkeit für Fußgänger (RiLSA) maßgebend sind.
Darum hat der Seniorenbeirat die Landesseniorenvertretung (LSV) aufgefordert, sich mit den zuständigen Gremien in Verbindung zu setzen, um hier Änderungen anzustreben. Statt Straßenüberquerungsgeschwindigkeiten von 1,2 Metern/Sekunde anzunehmen, solle künftig mit 1 m/s kalkuliert werden – bei Ampeln beispielsweise vor Seniorenheimen sei sogar von 0,7m/s auszugehen.