Hagen. . Die Stadtverwaltung lehnt die Forderung nach einer Verlängerung der Grünphasen an Ampeln ab. Auch Hilfstechniken werden nicht eingeführt.

  • Auseinandersetzung um zu kurze Grünphasen für Fußgänger an zahlreichen Ampeln in der Stadt geht in nächste Runde
  • Stadtverwaltung weist Forderung des Seniorenbeirates nach Ausweitung der Grünphase in allen Fällen zurück
  • Richtlinie für die Anlage von Lichtsignalanlagen mutet alten und behinderten Menschen Unmögliches zu

Die Auseinandersetzung um die vermeintlich zu kurzen Grünphasen für Fußgänger an zahlreichen Ampeln in der Stadt geht in die nächste Runde. Die Stadtverwaltung hat die von Mitgliedern des Seniorenbeirates aufgeführten Lichtzeichenanlagen (so heißen Ampeln im Beamtendeutsch) überprüft, die Forderung nach einer Ausweitung der Grünphase jedoch in allen Fällen zurückgewiesen. „Wir halten die Notwendigkeit von Grünzeitverlängerungen für Fußgänger an keiner Ampel für erforderlich“, so Jörg Winkler, Leiter der Verkehrsplanung im Rathaus.

Dass viele ältere Menschen in Hagen gänzlich anderer Meinung sein dürften, ist Winkler bewusst. Deshalb nahm er gestern mit seinem Kollegen Nils Wester an der Sitzung des Seniorenbeirates teil, um die Sichtweise der Experten aus dem Rathaus „fachtechnisch“ zu untermauern. Denn hinter den Grün- und Rotintervallen in Hagen verbirgt sich die vom Bundesverkehrsministerium in Berlin erlassene Richtlinie für die Anlage von Lichtsignalanlagen, an der sich alle Kommunen orientieren.

Arbeitskreis gegründet

Diese Vorschrift aber geht davon aus, dass ein Fußgänger beim Überqueren einer Fahrbahn 1,2 Meter pro Sekunde zurücklegt: „Das können Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, etwa Leute mit Rollator, nie und nimmer schaffen“, ist sich Winkler bewusst. Es habe ihn und seine Mitarbeiter auch überrascht, dass die Bundesregierung eine solche Reichweite zugrunde lege. Für eingeschränkte Menschen sei es daher ratsam, nicht mehr am Ende einer Grünphase loszugehen, sondern stehenzubleiben und auf das nächste Grün zu warten: „Dann ist sichergestellt, dass man es über die Fahrbahn schafft.“

Die Seniorenvertreter beharren dagegen auf ihrer Forderung. Schließlich hatte der Beirat eigens einen Arbeitskreis Öffentlicher Personennahverkehr gegründet, um sein Unbehagen über die von älteren Menschen oftmals als zu kurz empfundenen Grünphasen zu verifizieren. Gerd Homm, Heinz Breddermann, Klaus-Dieter Kreuser und Jürgen Höfig schlugen vor, an den neuralgischen Kreuzungen zumindest eine Warnphase oder ein Vorwarn-Blinklicht zu installieren: „Die Fußgänger können dann selbst entscheiden, ob sie die Straße betreten oder nicht.“

In anderen Städten gibt es solche Hilfestellungen bereits. So läuft an den Ampelanlagen in Essen während der Grünphase eine Uhr ab, in Düsseldorf gibt es eine Gelbphase für Fußgänger, in anderen Städten wiederum beginnt das Grünlicht in der Endphase zu blinken. „Derartige Funktionen wären auch in Hagen hilfreich“, glaubt die Vorsitzende des Seniorenbeirates, Ruth Sauerwein. Unterstützung erhält sie von Hans-Georg Panzer, dem Vorsitzenden des Umweltausschusses, den das Thema inzwischen auch erreicht hat: „Ich kenne auch die eine oder andere Kreuzung, über die man garantiert nicht bei Grün hinüberkommt.“

Knotenpunkte sind ausgereizt

Doch in der Hagener Fachverwaltung steht man solchen Neuerungen skeptisch gegenüber, blinkende Lichter könnten auch Verwirrung stiften oder falsch gedeutet werden, so Winkler. Allemal am sichersten sei es, die nächste Grünphase abzuwarten, auch wenn einem das wie eine Ewigkeit vorkommen könne. Im Übrigen seien zahlreiche Knotenpunkte in Hagen ausgereizt, Veränderungen zugunsten von Fußgängern könnten den Verkehrsfluss nachhaltig beeinträchtigen.

>>Hintergrund: Hier kritisiert der Seniorenbeirat

Folgende Übergänge mit Ampeln hat der Seniorenbeirat wegen zu kurzer Grünphasen als „kritische Kreuzungen“ eingestuft:

– Bergischer Ring an der Kirche zur Prentzelstraße
– Frankfurter Straße in Richtung
Mittelstraße
– Landgericht
– Emilienplatz
– Feithstr./Campushotel/Fernuni
– Höing Richt. Hildegardisschule
– Bahnhofshinterfahrung Richtung Kuhlerkamp
– Kreuzung an der Schwenke
– Märkischer Ring/Rathausstraße