Hagen. . An 24 der 28 städtischen Grundschulen in Hagen herrscht Lehrermangel. Auch Sonderpädagogen fehlen – an den Förder- wie auch den Grundschulen.

Der Lehrermangel in Hagen ist größer als angenommen. Nur an vier der 28 städtischen Grundschulen in der Stadt sind ausreichend viele Pädagogen tätig, d.h. die Personalausstattungsquote liegt bei 100 Prozent oder darüber. An den anderen 24 Schulen können die vorgesehenen Stellen nicht voll besetzt werden.

Auch im sonderpädagogischen Bereich fehlen Lehrer. An den fünf Hagener Förderschulen sind derzeit neun Stellen nicht besetzt, an den Grundschulen, an denen Sonderpädagogen im Rahmen der Inklusion behinderte Kinder betreuen, fehlen sogar zwölf Lehrer. Zudem ist am Christian-Rohlfs-Gymnasium in Haspe die Stelle eines Sonderpädagogen vakant.

Kleine Anfrage

Die Zahlen gehen aus einer Statistik der nordrhein-westfälischen Landesregierung hervor, die auf eine Kleine Anfrage des Hagener Landtagsabgeordneten Wolfgang Jörg (SPD) hin veröffentlicht wurde. „Es ist derzeit nicht möglich, alle zur Verfügung stehenden Stellen zeitnah mit ausgebildeten Lehrkräften zu ersetzen“, heißt es in dem Schreiben des Schulministeriums an Jörg.

Wenngleich an der Statistik zu berücksichtigen ist, dass eine rechnerisch zu geringe Personalausstattung nicht automatisch bedeutet, dass der Unterrichtsbedarf an einer Schule nicht gedeckt werden kann, so ist das Zahlenwerk doch alarmierend. „Gerade in Hagen mit seinem hohen Migrationsanteil müsste die Personalausstattung an allen Schulen bei weit über 100 Prozent liegen“, so Jörg: „Um die Integration voranzutreiben, brauchen wir mehr statt weniger Personal.“

Auch Konrektoren fehlen

Entwicklungspsychologisch seien die Jahre in der Grundschule entscheidend für das spätere Werden der Kinder: In dieser Zeit bekommen sie Spaß am Lernen. Oder aber nicht.“

Frappierend sind auch die unbesetzten Konrektorstellen. An 16 Grundschulen in Hagen gibt es keinen stellvertretenden Schulleiter. Zwar sind sechs von ihnen so klein, dass sie keinen Anspruch auf diesen Posten haben, doch an den übrigen zehn Schulen fehlt es schlichtweg an Bewerbern.

Starkes Ungleichgewicht

Gut stellt sich die Situation dagegen an den Hagener Gymnasien, den Gesamtschulen, den Real- und Hauptschulen sowie – mit Abstrichen – den Sekundarschulen und Berufskollegs dar. An diesen Schulformen wird der Personalschlüssel erfüllt bzw. zumeist nur geringfügig unterschritten.

Landesregierung will handeln

Dieses Ungleichgewicht im Vergleich zu den Grundschulen deckt sich mit der Situation in NRW. Nach Auskunft des Schulministeriums fehlen in den kommenden zehn Jahren an den Grundschulen und den weiterführenden Schulen der Sekundarstufe I sowie an Berufskollegs und für das Lehramt für sonderpädagogische Förderung rund 15.000 Lehrer.

Studenten geben vor allem Sport- und Schwimmunterricht

Wie groß der Lehrermangel ist, zeigt sich auch daran, dass an den Hagener Grundschulen 70 Studenten arbeiten. Die meisten von ihnen geben Sport- und Schwimmunterricht.

Durch den Einsatz der Studenten wird der Unterrichtsausfall in Grenzen gehalten. Zwar könnten Studenten eine ausgebildete Lehrkraft nicht gleichwertig ersetzen, so Dagmar Speckmann, Schulrätin in Hagen: „Aber angesichts des Mangels an Bewerbern bleibt uns keine Wahl.“

Die schwarzgelbe Landesregierung hat zum Wintersemester 2018/19 für das Lehramt an Grundschulen 339 zusätzliche Studienplätze geschaffen sowie für das Lehramt für sonderpädagogische Förderung 250 zusätzliche Studienplätze.

Gleichzeitig bestehe für das Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen im gleichen Zeitraum ein Überhang von 16.000 Absolventen. „Das ist eine Situation, die die Landesregierung so nicht hinnehmen kann“, sagt Ministerin Yvonne Gebauer (FDP). Ziel müsse es u.a. sein, Gymnasiallehrern gegebenenfalls auch in anderen Schulformen ein Einstellungsangebot unterbreiten zu können.

Der Hagener Abgeordnete Wolfgang Jörg wird da schon konkreter. Er findet es ungerecht, dass Grundschullehrer weniger verdienen als Lehrer an weiterführenden Schulen: „Das ist nicht einzusehen, gerade weil Grundschullehrer, wie ich finde, heutzutage vor größeren Herausforderungen stehen als ihre Kollegen.“ Deshalb solle die Bezahlung angepasst werden.