Hagen. . Sie wollen Deutsch lernen, und sie wollen sprechen. Deshalb suchen in Hagen jetzt Asylbewerber den Kontakt zu Einheimischen.
Träume klingen manchmal so einfach. So wie der von Wansa Sulaiman (30). Erzieherin möchte sie werden. Sie, die junge Frau, die vor dreieinhalb Jahren aus dem Irak nach Deutschland geflohen ist. Der erste Schritt auf dem Weg zu diesem Traum ist ein komplizierter. Zumindest für jemanden, der in seinem Heimatland nur wenige Jahre zur Schule gegangen ist.
Wansa Sulaiman drückt die Schulbank – bei der Deutschen Sprach-Akademie Hagen an der Elberfelder Straße. So wie ihre Schwester Kheleda oder wie Alan Ibrahim und all die anderen Flüchtlinge, die es nach Deutschland gespült hat und die in der Klasse von Sabine Strehl gelandet sind. Sie alle lernen Deutsch. Sie alle haben Träume. Und sie alle eint dieser eine Wunsch: Sie wollen nicht unter sich bleiben. Sie wollen Menschen treffen, die schon lange in jenem Land leben, das gerade dabei ist, ihre neue Heimat zu werden.
Kurze Texte und einfache Sätze klappen schon
In der Klasse lesen sie kurze Text, sie sprechen einfache Sätze. „Einige“, sagt Sabine Strehl, „haben in ihrer Heimat noch nie eine Schule von innen gesehen. Da geht es zunächst einmal darum, wie man überhaupt richtig lernt.“ Ein wichtiger, wenn nicht der entscheidender Schlüssel: der Kontakt zu jenen, die Deutsch sprechen, die die Sprache beherrschen, die nicht erst lange nachdenken müssen, bevor sie einen Satz formulieren.
„Wer sprechen und genau zuhören muss, lernt schneller“, sagt Sabine Strehl. „Kinder helfen, Kontakt mit Einheimischen zu bekommen. Man begegnet sich in der Kita oder in der Schule oder in einem Verein. Auch am Arbeitsplatz kann man auf Deutsche treffen. Aber diese Möglichkeiten haben längst nicht alle.“
Freundschaften zu Deutschen sollen entstehen
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Also ist in der Gruppe eine ganz einfache Idee entstanden: Begegnung abseits des Unterrichts, der Austausch mit Menschen, die schon lange oder schon immer in Deutschland leben. Freundschaften, das ist der Wunsch der Deutsch-Schüler, sollen so entstehen. „Es gibt unter jenen, die ich unterrichte, nicht einen, der keinen Kontakt zu Deutschen haben möchte“, sagt Sabine Strehl, „aber was sich so simpel anhört, was sich viele Teilnehmer so sehnlich wünschen, ist doch für viele eine echte Hürde. Man spricht ja nicht einfach so auf der Straße jemanden an . . .“
Deshalb kann sich die Sprachlehrerin durchaus vorstellen, dass sich Schüler und interessierte Einheimische zunächst in der Gruppe treffen, gemeinsam etwas unternehmen, vielleicht zusammen kochen. Und dass aus diesem kollektiven Erstkontakt dann mehr erwachsen kann.
Kinder im Sportverein helfen bei der Integration
Darauf hofft auch Alan Ibrahim aus Altenhagen, der schon seit vier Jahren in Deutschland lebt. „Ich spreche Arabisch, Kurdisch und ein bisschen Deutsch“, sagt der 37-Jährige, der gerne als Maler arbeiten möchte. „Ich koche gerne, ich spiele Gitarre, und ich mag schnelle Autos.“ Oder Amira Musa, die an der Wehringhauser Straße lebt und neun Kinder hat. „In Syrien war ich Hausfrau. Einige meiner Kinder spielen Fußball bei Polizei SV“, erzählt die 43-Jährige.
Auch Aisha Aljbawi, 23 Jahre alt, dreifache Mutter, würde gerne mehr Kontakt zu Deutschen haben: „Ich spiele gerne mit Kindern, ich lese gerne. Eines Tages möchte ich als Erzieherin arbeiten.“