Hagen. . Obwohl er geflüchtet ist und seine Heimat verloren hat, ist Resa glücklich. In Hagen darf er schwul sein. Hier arbeitet er bei der Aidshilfe.

In seiner Heimat würde er vielleicht an einen Kran gehängt. Vielleicht würden Peitschenhiebe seinen Rücken malträtieren. Man würde ihm das Leben nehmen. Weil er schwul ist. Weil er Männer liebt. Weil er sich von ihnen angezogen fühlt. Wenn man sich das so vorstellt, dann erahnt man leise, was für eine Befreiung seine Flucht für ihn war. Heimatverlust gegen Menschsein. Trauma gegen Erfüllung eines Traumes. Der 39-jährige Resa ist ein geflüchteter Ingenieur aus dem Iran, der hier in Hagen bei der Aidshilfe unter anderem auch mit Flüchtlingen arbeitet. Und vielen Homosexuellen eine Tür öffnet.

Der eigentlich hoch qualifizierte Resa ist bei der Aidshilfe als Bundesfreiwilligendienstler unterwegs. Im Iran war er für ein staatliches Gas-Unternehmen tätig, jetzt ist er der Mann am Empfang, der Termine-Vergeber, der Berater und der Leiter einer Selbsthilfegruppe für „queere“ Flüchtlinge. Für all jene unter ihnen, die in manchen Augen von der gesellschaftlichen Norm abweichen.

Ein Gewinn für die Einrichtung

„Ich führe hier jetzt ein besseres Leben“, sagt der engagierte Mann, der während des Gespräches mit ganz weicher Handhaltung immer so tut, als wenn er Staub vom Tisch wischen wollte. Er ist gründlich, in dem was er tut. Das bestätigt auch Kathrin Maraun von der Aidshilfe. „Resa ist ein Gewinn für unsere Einrichtung und wir hoffen, dass wir ihn irgendwie halten können.“

Nicht nur, dass er selbst sehr gut mit der oft homosexuellen Kundschaft auskommt. Resa öffnet Türen, die die Aidshilfe vorher nicht öffnen konnte. Als homosexueller Flüchtling ist er der Mann, der Trauma und Tabu, Traurigkeit und Wunsch, sich outen zu können, in sich miteinander verbindet.

Das tut er mit einer Mischung aus viel Lachen und Offenheit. Worte seines Gegenübers saugt er auf wie ein Schwamm. Da wohnt ein riesiges Interesse an Menschen und Erzählungen in diesem Mann. Er ist eigentlich die perfekte Personalie für eine Einrichtung wie die Aidshilfe.

Endlich offen sagen, wie man fühlt

„Ich bin glücklich. In meiner Heimat ist Homosexualität verboten. Sie wird bestraft. Hier darf ich offen sagen, dass ich homosexuell bin. Und hier habe ich in kurzer Zeit viele Freunde gefunden“, erklärt Resa. Und er formuliert das übrigens so wie es da steht. In grammatikalisch sauberem Deutsch. Manchmal fehlt eine Vokabel im Wortschatz. Dann denkt oder fragt er nach. Resa ist seit August 2015 in Hagen. Wenn Integration eine Autobahn wäre, dann würde Resa nur links fahren.

Resa (links) im Gespräch mit Kathrin Maraun von der Aidshilfe.
Resa (links) im Gespräch mit Kathrin Maraun von der Aidshilfe.

Natürlich, der Job in der Aidshilfe mache ihm Spaß, sagt er. Doch er will weiterkommen. „Ich möchte hier sehr gerne als Physiotherapeut arbeiten. Meinen alten Beruf als Ingenieur werde ich wohl nicht machen können.“ Dafür fehle es ihm dann eben an dem nötigen Fach- und Wissenschaftsdeutsch, das man nicht so schnell aufholen könne wie die Alltagssprache.

Er möchte gerne Physiotherapeut werden

Er hat ein Praktikum in einer Physiotherapiepraxis in Hagen gemacht und war begeistert. „Da kann ich mit Menschen arbeiten und mache etwas Soziales“, sagt er. Gesucht wäre jemand in Hagen, der ihm eine Chance gibt, diesen Weg zu verfolgen und ihn dabei unterstützt.

„Wir würden natürlich alles tun, damit er bei uns bleibt“, sagt Kathrin Maraun, „aber vielleicht ist es am Ende auch zu schade, einen solchen Menschen am Empfang sitzen zu lassen.“

„Mein Weg ist nicht zu Ende“, sagt Resa. Erstaunliche Worte eines Menschen, der sich in seiner Heimat einen gehobenen Status erarbeitet und dann alles aufgegeben hat. Er könnte tieftraurig sein. Er ist das Gegenteil. Er schaut nach vorn.