Emst. . In Hohenhof graben derzeit Archäologen. Der Garten des berühmten Anwesens birgt so manches Geheimnis. Hier wandelte einst Karl-Ernst Osthaus.

Stadtheimatpfleger Michael Eckhoff glaubte, alles über den Hohenhof zu wissen: „Tatsächlich aber lerne ich Neues hinzu.“ Denn in dem herrlichen Anwesen des einstigen Kunstmäzens Karl-Ernst Osthaus (1874 bis 1921) wird derzeit gebuddelt, Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe aus Olpe legen im Garten Treppen, Wege und Teile der Kanalisation frei.

Ina Hanemann, Denkmalpflegerin der Stadt Hagen, und Landschaftsarchitektin Susanne Weisser
Ina Hanemann, Denkmalpflegerin der Stadt Hagen, und Landschaftsarchitektin Susanne Weisser © . Foto: Heuel

Was sie dabei zu Tage fördern, ist verblüffend: „Der Garten sah vermutlich ganz anders aus als wir uns das bisher vorgestellt haben“, so Ina Hanemann, Leiterin der Unteren Denkmalbehörde im Hagener Rathaus: „Es sind viele Fragen aufgetreten. Und es werden ständig mehr.“

Passionierter Sammler

So haben die Archäologen um Dr. Eva Cichy ein Podest in einer Grube freigelegt, auf dem Osthaus einst eine Buddha-Statue, die er von einer Asienreise mit nach Hagen gebracht hatte, aufstellen ließ. Der vielseitig interessierte Industrielle war ein passionierter Sammler mit einem Faible für die fernöstlichen Religionen, zudem hatte er Philosophie studiert: „Dass hier ein Buddha stand, ist also ganz schlüssig“, so Hanemann.

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In den Wirren des Ersten Weltkriegs, in dem Osthaus übrigens selbst als Soldat diente, ging die Skulptur verloren, bis heute ist sie verschollen. Überhaupt senkte sich nach dem frühen Tod des Bauherrn eine schläfrige Gleichgültigkeit über den Hohenhof, dieses inspirierende Gesamtkunstwerk, das 1906 bis 1908 mit ebensoviel Leidenschaft wie Genialität von dem Architektur-Designer Henry van de Velde errichtet worden war.

Historische Pläne rekonstruiert

1913 brodelte es zwischen van de Velde und Osthaus, weil der Hausherr für die weitere Ausgestaltung des Gartens den Landschaftsarchitekten Leberecht Migge hinzuzog. Der ließ einen Birkenhain, die Buddha-Vertiefung und weitere Rückzugsorte anlegen. Die Gartendenkmalpflegerin Susanne Weisser aus Wuppertal hat die historischen Pläne rekonstruiert, doch ist nicht sicher, was davon auch umgesetzt wurde.

Das sollen die Archäologen aus Olpe nun bei ihren Grabungen verifizieren. „Die Wege durch den Garten geben uns Kopfschmerzen auf“, berichtet Eva Cichy: „Es scheint aber so, dass sie nicht gepflastert waren, sondern eine wassergebundene Decke aus feinem Splitt besaßen.“

Der Traum von Osthaus

Auf dieser flanierte Familie Osthaus durch ihren Park, hielt inne vor dem Buddha und rastete auf einer Bank in der hintersten Ecke des Geländes mit Blick auf die Bezirkssportanlage Emst. Die Natur hat mit den Jahrzehnten vieles überwuchert, die Birken sind verschwunden, die Sitzecken eingeebnet, ihre Einfassungen zerbröckelt. Das erfahrene Auge von Susanne Weisser vermag immerhin einige Ziersträucher zu bestimmen – möglicherweise Ableger jener Pflanzen, die vor über 100 Jahren schon das Auge erfreuten. Aber was im Garten sieht heute noch so aus wie damals?

Führungen durch den Garten mit Landschaftsarchitektin und Archäologen

Am Samstag, 8. Juni, findet am Tag der Parkanlagen und Gärten ab 15 Uhr eine Führung im Garten des Hohenhofs statt, bei der Landschaftsarchitektin Susanne Weisser das denkmalpflegerische Konzept präsentiert.

Im Laufe des Sommers sind weitere archäologische Grabungen am Hohenhof geplant. Diese werden am Tag des offenen Denkmals am Sonntag, 8. September, von den Archäologen ausführlich vorgestellt.

Der Traum von Osthaus war es, unterhalb des Hohenhofs, in Richtung A 45, auf terrassierten Grundstücken zwölf weitere Villen für betuchte Hagener Bürger errichten zu lassen. Doch dazu kam es nie. „Die anderen Unternehmer hatten natürlich keine Lust, zum Hohenhof und zu Osthaus aufzublicken“, kann Eckhoff die Verweigerungshaltung der Industriellen, die lieber woanders bauten, nachvollziehen. So blieb die Gartenstadt Hohenhagen unvollendet.

Der Traum der Wissenschaftler

Der Traum der Wissenschaftler ist es, den Hohenhof möglichst so rekonstruieren zu können, wie er sich zu Zeiten seines umtriebigen Besitzers dargestellt hat. Die Elemente, die jahrzehntelang unter dem Waldboden geschlummert haben und von den Archäologen mit Spaten, Kratzern und Besen hervorgeholt werden, lassen erkennen, dass der Erbauer der Vision vom ganzheitlichen Kunstwerk gefolgt ist. „Das Innere und das Äußere des Hohenhofs dürfen nicht getrennt betrachtet werden, beides gehört zusammen“, sagt Ina Hanemann.

Ihre Vision richtet sich auf das Jahr der Internationalen Gartenausstellung 2027 im Ruhrgebiet. Dann sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein und der Hohenhof sich so präsentieren, wie ihn Osthaus einstens durchwandelt hat.