Ennepe-Ruhr. . Wintervorräte für die Tiere bereits im Sommer angebrochen. Verheernde Probleme bei der Holzvermarktung. Angst vor näher rückenden Schweinepest.

An solche eine Hitze und Trockenheit kann sich Dirk Kalthaus nicht erinnern: „Wir Bauern und Bäuerinnen sind es gewohnt, mit dem Wetter zu leben und zu arbeiten, aber dieses Jahr war schon extrem“, sagt der Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Ennepe-Ruhr/Hagen. Dementsprechend durchwachsen fällt die Bilanz der Bauern der Region aus. Sie haben aber mit viel mehr Problemen als nur der Trockenheit zu kämpfen.

Dirk Kalthaus, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen blickt auf das Jahr 2018 zurück.
Dirk Kalthaus, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen blickt auf das Jahr 2018 zurück. © Privat

Seien die Landwirte im beginnenden Frühjahr nach einem sehr nassen Herbst und Winter über die trockene Phase zunächst froh gewesen, so hätten sie bald jeden Regenschauer herbeigesehnt. Dürre und Hitze hätten das Jahr 2018 geprägt. Je nach Bodenverhältnissen und lokaler Witterung würden die Ernteergebnisse im Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen eine große Bandbreite aufweisen. „Die wenigen Regenschauer gingen lokal sehr begrenzt nieder und die Bodenqualitäten spielten eine extrem große Rolle“, berichtet Kalthaus. Besonders problematisch sei die Situation auf steinigen, flachgründigen Böden gewesen, die Wasser nicht lange speichern könnten. „Trotzdem müssen wir zufrieden sein“, sagt er. Die Kollegen in Ost- und Norddeutschland seien wesentlich stärker betroffen gewesen, dort gehe es bei vielen um die Existenz.

Besonders hart treffe die Trockenheit die Landwirte mit Rindern, Pferden und Schafen. Auf Wiesen und Weiden sei schon im Juli kaum noch etwas nachgewachsen. So hätten die Tiere vielfach mit dem für den Winter eingeplanten Futter zugefüttert werden müssen. Und auch auf den vertrockneten Wiesen hätte die Grasernte nur mit deutlich reduziertem Ertrag erfolgen können. „Das bedeutet, dass die aufgrund der Trockenheit eh knappen Wintervorräte schon im Sommer angebrochen werden mussten“, sagt Kalthaus.

Ernte so früh wie nie zuvor

Dramatisch sei die Situation für die Waldbauern. Nach den Schäden durch Orkan Friederike im Januar, hätten Dürre und Hitze den Wäldern zugesetzt und besonders die Jungpflanzen vertrocknen lassen. Der Borkenkäfer hingegen habe sich über Trockenheit und Wärme gefreut und explosionsartig vermehrt. Die Schäden seien verheerend. „Weil das trockene Holz nun überall aus den Wäldern muss, sind die Sägewerke voll und die Waldbauern haben große Probleme mit der Holzvermarktung“, sagt der Chef des Bauernverbands.

Nicht grün, sondern trocken und braun sahen die Wiesen und Weiden im Sommer 2018 aus.
Nicht grün, sondern trocken und braun sahen die Wiesen und Weiden im Sommer 2018 aus. © Privat

Auch die Getreide- und Rapserträge hätten unter dem Wassermangel gelitten. Einen Vorteil habe das Wetter allerdings gehabt: Der Verlauf der Erntearbeiten sei ideal gewesen und die Landwirte mussten das Getreide vor dem Einlagern, wie in nassen Jahren erforderlich, nicht trocknen. „Anfang August konnten wir die Getreideernte abschließen“, sagt Kalthaus. An einen so frühen Zeitpunkt könne sich kaum jemand erinnern. Wie auch bei der Maisernte, die im August begonnen habe. „Auch hier streuen die Erträge stark“, sagt der Ennepetaler. Bodenqualitäten und lokal begrenzte Regenfälle seien entscheidende Faktoren zwischen zufriedenstellenden Erträgen und Missernten gewesen.

Zudem rücke die Gefahr der Afrikanischen Schweinepest näher, nachdem die Krankheit im September dieses Jahres in Belgien, 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt, bei zwei verendeten Wildschweinen diagnostiziert wurde. „Hier gibt es zwar nicht viel Hausschweine, aber viele Wildschweine, auf die das Virus übergreifen könnte“, sagt Kalthaus.

Drei Wünsche für 2019

„Wenn ich drei landwirtschaftliche Wünsche für 2019 frei hätte, dann wären das politische Rahmenbedingungen, die für uns annähernd tragfähig sind, akzeptable Preise und nicht ganz so extremes Wetter“, blickt der Landwirt ins neue Jahr. „Nichtsdestotrotz beschäftigen wir Bauern und Bäuerinnen uns aktuell damit, wie wir mit veränderten Wetterbedingungen umgehen“, sagt Kalthaus. Nur ganz so einfach sei das nicht. „Parolen selbst ernannter Agrarexperten helfen uns nicht weiter, hier ist gute und seriöse Forschung gefragt.“

INFOBOX

Das Jahr 2018 ist das wärmste in Deutschland seit Messbeginn im Jahr 1881.

2018 ist mit weit mehr als 2000 Sonnenstunden zugleich das sonnigste Jahr in Deutschland seit Messbeginn im Jahr 1951.

Zudem ist es eines der drei trockensten Jahre seit 1881.