Boelerheide. . Was in der Boelerheide entsteht, zeigt, wie wichtig es ist, Familienfreundlichkeit wirklich ernst zu nehmen. Doch es müsste noch mehr werden.
Das hier ist das Ergebnis eines großen Bürger-Protests, den die WESTFALENPOST Anfang 2018 begleitete. Das damals geradezu skandalös niedrige Unterhaltungs- und Anschaffungs-Budget von 27.000 Euro für 150 Hagener Spielplätze wurde nach Aufdeckung der Lage binnen weniger Tage vom Hagener Rat auf 270.000 Euro verzehnfacht. Und jetzt plötzlich spürt man, was in Sachen Familienfreundlichkeit in Hagen möglich ist. Am Lönsweg in der Boelerheide ist mit einem Teil dieses Geldes ein absoluter Vorzeige-Spielplatz entstanden, der neue Maßstäbe in Sachen Familienfreundlichkeit setzt.
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Thomas Becker vom Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) macht diesen Job seit 1995. Er ist zuständig für die Hagener Spielplätze. Jedes Jahr aufs Neue dümpelte er mit dem vorherigen Mini-Budget über die 150 Spielanlagen und konnte eigentlich nur Flickschusterei betreiben. 30, 40 Jahre alte Spielplätze wurden lediglich in Stand gehalten. Becker wusste selber, dass das gar nicht angemessen ist. Aber die Stadt ist im Nothaushalt und niemand hinterfragte bis dahin dieses eingefahrene Budget – bis die Sache öffentlich wurde. Becker sagt: „Es macht mich schon ein bisschen stolz, wie das gelaufen ist.“
Top-Wunsch beim Bürgerbarometer
Die 270.000 Euro gelten oder galten nur für die Haushaltsjahre 2018 und 2019. Kritiker sagten trotz aller Euphorie schon Anfang 2018, dass da noch viel mehr drauf muss, um 150 Spielanlagen in die Neuzeit zu hieven. Nicht zuletzt war einer der Top-Wünsche beim großen WP-Bürgerbarometer, dass endlich vernünftige Spielplätze für die Kinder dieser Stadt her müssten. Aktuell und modern.
Becker überlegte derweil, wie das neue Geld eingesetzt werden kann. Neben kleineren Ausbesserungsarbeiten hier und da entschied er sich für zwölf Anlagen, die zunächst profitieren sollen: Hameckepark, Lützowstraße, Lennepark, Oststraße, Wesselbach, Times Busch, Spielbrink, Detmolder Straße, Corbacher Straße, Am Weitblick, Rafflenbusch und eben eingangs erwähnter Lönsweg.
Hier sind 80.000 Euro investiert worden. Der Spielplatz ist auf allerneuestem Standard und wirkt schon jetzt – wo Bagger des Landschaftsunternehmens Pillich hier letzte Arbeiten verrichten – wie eine riesengroße Einladung an alle Kinder aber auch Erwachsene des Viertels. „Wir haben uns bewusst für diesen Platz entschieden, weil die Geräte noch von 1985 waren und er sehr stark frequentiert ist“, sagt Thomas Becker.
Aus feinstem Robinienholz
So kann das aussehen, wenn Familienfreundlichkeit wirklich ernst genommen wird. Ein Spieleland aus feinem Robinienholz ist entstanden. Keine kastenförmigen Bauten mehr, sondern eine teilweise auch schiefe Welt, die irgendwo zwischen Auenland und Villa Kunterbunt schwebt. Ein Ort, den Kinder lieben werden, wenn er in rund zwei Wochen freigegeben wird. Wasserspiele, Klettertürme, Seilgärten, ein Kaufladen, kleine Tierfiguren hocken auf den Zinnen der Häuser und Türme. Der Platz wurde für Kleinkinder und in einem Bereich für Acht- bis Zehnjährige konzipiert.
Sanierungsarbeiten Am Weitblick beginnen
Gestern haben die Sanierungsarbeiten am Spielplatz „Am Weitblick“ in der Selbecke begonnen. Hier werden bis zu 20.000 Euro für eine Modernisierung investiert.
Die anderen genannten Projekte werden folgen. Thomas Becker: „Damit man noch schneller stadtweit vorankommt, müsste das Budget vielleicht doppelt so hoch sein. Aber jetzt sind wir ja auf dem Weg. Hoffen wir, dass die Gelder auch nach 2019 zur Verfügung stehen.“