Hagen. . Als Tagesmutter hat Sayeh Shahjamali-Grigori ihren Traumjob gefunden. Ausreichend U3-Betreuungsplätze gibt es aber nicht.

In Hagen besteht weiterhin ein enormer Mangel an Kinderbetreuungsplätzen. Trotz des Neubaus mehrerer Kindergärten, der Einrichtung von mittlerweile neun Großtagespflegestellen und des Einsatzes von rund 120 Tagesmüttern gibt es nach wie vor zu wenig Unterbringungsmöglichkeiten.

Die Stadt will deshalb eine Kampagne starten, um weitere Tagesmütter zu gewinnen. Wie Dirk Hannusch, Abteilungsleiter für Kindertagesbetreuung im Rathaus, ankündigte, soll in Kürze mit einer Plakataktion für den Beruf geworben werden: „Wir müssen das Angebot stark ausweiten, um vor allem den Fehlbedarf im U3-Bereich zu reduzieren.“

Bis zu fünf Kinder in den eigenen vier Wänden

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Zum Anforderungsprofil einer Tagesmutter gehören soziales Engagement, eine ansprechende häusliche Umgebung, eine abgeschlossene Berufsausbildung und ein Mindestalter von 25 Jahren. Eine Tagesmutter muss Nichtraucherin sein, vor allem aber ein großes Herz für Kinder haben.

Der nächste Ausbildungskurs beginnt im Mai. Interessierte können sich melden bei Yvonne Knura, 367430, yvonne.knura@skf-hagen.de oder beim Caritasverband Hagen, Annika Schmedding, 4833 1912, schmedding@caritas-hagen.de. Auch Eltern, die eine Tagesmutter suchen, können sich an eine der beiden Damen wenden.

Einen Tagesvater gibt es in Hagen nicht. Grundsätzlich steht die Tätigkeit aber auch Männern offen.

Eine Tagesmutter darf bis zu fünf Kinder in ihren eigenen vier Wänden betreuen. Sayeh Shahjamali-Grigori hätte sich früher nicht träumen lassen, dass sich in ihrem Leben einmal alles um kleine Kinder drehen würde, doch nach der Geburt ihrer Tochter und einem Jahr Elternzeit ließ sie sich von einer Freundin überreden, die Ausbildung zur Tagesmutter zu absolvieren.

Heute betreut die Medizintechnikerin in ihrer Wohnung in der Innenstadt fünf Kinder – das jüngste 14 Monate, das älteste dreieinhalb Jahre alt. „Ich hätte nicht gedacht, dass mir diese Aufgabe so viel zurückgibt“, berichtet sie.

Arbeitstag startet um 7.30 Uhr

Der Arbeitstag von Sayeh Shahjamali-Grigori beginnt um 7.30 Uhr, wenn die ersten Eltern mit ihrem Kind vor der Tür stehen, und endet um 16.30 Uhr, wenn das letzte Kind abgeholt wird. Dazwischen liegen Spielphasen, gemeinsame Mahlzeiten und ein Mittagsschläfchen. Es gibt feste Regeln: „Die Kinder sind lieb, sie lernen voneinander“, sagt die Tagesmutter, deren eigene Tochter inzwischen einen Kindergarten besucht.

Längst nicht alle Tagesmütter haben fünf Kinder unter ihren Fittichen, was nicht zuletzt von der Größe der Wohnung abhängt. Die 160 Stunden umfassende Ausbildung wird von der Stadt Hagen finanziert und ist Voraussetzung dafür, dass eine Frau als Tagesmutter arbeiten darf. Die Bezahlung beläuft sich auf 5,50 Euro (U3) bzw. 4,50 Euro (Ü3) pro Stunde und Kind, die notwendigen Versicherungen werden von der Stadt bezuschusst.

Wirtschaftliches Risiko bleibt bei Tagesmüttern

Dennoch bleibt ein gewisses wirtschaftliches Risiko, denn eine Tagesmutter ist eine selbstständige tätige Kleinunternehmerin. Die Zusammenarbeit mit Caritas und Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) bietet jedoch die Gewähr dafür, dass stets – zumal in Zeiten wie diesen – genügend Kinder da sind, um das Auskommen der Tagesmütter zu gewährleisten.

Einige wenige Tagesmütter in Hagen haben sich auf die sogenannte Randzeitenbetreuung spezialisiert und nehmen Kinder auf, deren Eltern bereits vor 7 Uhr bzw. bis in den Abend hinein arbeiten müssen.

Rechtsanspruch auf Betreuung

In Nordrhein-Westfalen hat jedes Kind ab dem vollendeten ersten Lebensjahr einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz und ab dem dritten Lebensjahr einen Anspruch auf einen Platz in einer Kindertageseinrichtung. Während die Stadt Hagen diese Vorgabe bei den über dreijährigen Kindern mit einer Quote von 96,5 Prozent nahezu erfüllt, gibt es für die knapp 5700 unter dreijährigen Kinder gerade einmal 1755 Betreuungsplätze, was einer Quote von rund 31 Prozent entspricht. „Und der Bedarf wächst“, sagt Hannusch, viele Einwanderer und Flüchtlinge würden jetzt damit beginnen, Familien zu gründen und Kinder zu bekommen: „Die Zahl der Kinder in Hagen wird weiter steigen.“

Gerade für kleine Kinder bis drei Jahren ist die Betreuung in einer überschaubaren Kleingruppe bei einer Tagesmutter oft die bessere Alternative zur lauten, wuseligen Tagesstätte. „Mit der Tagesmutter haben sie eine konstante Bezugsperson, das ist sehr wichtig“, bestätigt Yvonne Knura vom SkF. Eine Bezugsperson wie Sayeh Shahjamali-Grigori, die als Tagesmutter die Rolle ihres Leben entdeckt hat.