Wehringhausen. . Zehn Großtagespflegestellen für insgesamt 90 Kinder sollen in Hagen an den Start gehen. Die erste öffnete ihre Pforten jetzt in Wehringhausen.

Die Betreuungssituation für kleine Kinder in Hagen bleibt angespannt. Und das, obwohl in Wehringhausen die erste von zehn geplanten Großtagespflegestellen eröffnet hat. Drei Tagesmütter betreuen in der Bismarckstraße 22, wo sich einst ein Möbelhaus befand, neun Kinder im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren. Eine von ihnen ist Juliane Murzik (59): „Nachdem ich 33 Jahre lang als Kinderkrankenschwester gearbeitet habe, wollte ich noch einmal eine neue Aufgabe übernehmen.“

Sie glaube, dass sie als Tagesmutter durchaus wertvolle pädagogische Arbeit leisten könne, so Frau Murzik. Und trifft mit dieser Feststellung ins Schwarze. Denn in Hagen werden neue Betreuungsplätze dringend benötigt, wenn die Stadt der Vorgabe des Jugendhilfeausschusses, der die Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren auf stadtweit 38 Prozent festgelegt hat, gerecht werden will. Für 5501 0- bis dreijährige Kinder gibt es jedoch gerade einmal 1302 Kindergartenplätze (Quote: 23,7 Prozent), rechnet man die selbstständig tätigen Tagesmütter, die in ihrer Wohnung bis zu fünf Kinder betreuen dürfen, hinzu, sind es 1567 (28,5 Prozent).

Viele Kinder in Innenstadt

Der Fachbereich Jugend und Soziales hat sich daher für die Einrichtung von zehn Großtagespflegestellen entschieden, die Platz für insgesamt 90 Kinder bieten. Eine Großtagespflegestelle wird von mindestens zwei Tagesmüttern gebildet, die maximal neun Kinder betreuen. „Wir erhoffen uns, dass wir die schwierige Versorgung im U3-Bereich damit zumindest abfedern können“, berichtet Dirk Hannusch, Abteilungsleiter für Kindertagesbetreuung. Die meisten dieser neuen Einrichtungen sollen in den innerstädtischen Vierteln, in denen die meisten Flüchtlinge und Zuwanderer wohnen und wo besonders viele Kinder leben, entstehen.

Familiäre Atmosphäre

In einer Großtagespflegestelle arbeiten die Tagesmütter nicht auf eigene Rechnung, sondern sind Angestellte eines anerkannten Trägers der Kindertagespflege, der die Räume zur Verfügung stellt. In Hagen wollen auf diesem Gebiet neben dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF), der die Einrichtung in der Bismarckstraße betreibt, auch Caritas, Arbeiterwohlfahrt und der Verein Kids aus Siegen tätig werden. „In der Großtagespflegestelle herrscht eine familiäre Atmosphäre, sie ist angesiedelt zwischen der klassischen Tagespflege bei einer Tagesmutter und der Betreuung im Kindergarten“, so SkF-Geschäftsführer Michael Gebauer.

Diese Mischung kommt auch den Bedürfnissen vieler Erzieherinnen und Tagesmütter entgegen. „Ich arbeite gern im Team und tausche mich mit Kolleginnen aus“, sagt Jolanta Kaziukonis (41), die zuvor als Hauswirtschafterin in einem Kindergarten tätig war. Auch Lisa-Marie Külpmann (29) kann sich nichts Schöneres vorstellen als mit kleinen Kindern zu arbeiten: „Das ist genau das, was ich machen will“, sagt die Erzieherin. „Als ich die Stellenanzeige für die Großtagespflege las, habe ich mich sofort beworben.“ Die Betreuerinnen spielen mit den Kindern, gehen spazieren und kochen täglich. In einem Ruheraum können die Kinder ihren Mittagsschlaf halten.

Flexible Öffnungszeiten

Geöffnet ist die Großtagespflegestelle von 7 bis 17 Uhr, die Öffnungszeiten der Großtagespflegestellen sind grundsätzlich flexibel und werden mit den Eltern abgestimmt. Angesichts des neuen Kinderreichtums in Hagen können aber selbst zehn Großtagespflegestellen den Bedarf an Betreuungsplätzen nicht decken. Der Neu- und Ausbau von Kindergärten soll deshalb ebenso vorangetrieben werden wie die Betreuung in Privathäusern durch selbstständige Tagesmütter.

>>Hintergrund: Ü3-Bereich gut versorgt

  • Nach Berechnungen der Stadtverwaltung gibt es in diesem Jahr in Hagen 10 685 Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren.
  • Dem stehen 6313 Kindergartenplätze gegenüber (plus 303 bei Tagesmüttern). Im Ü3-Bereich ist die Versorgung ausreichend (Quote: 97,4 Prozent).