Hagen. . Der OGS-Ausbau in Hagen geht zu schleppend voran, die Wartelisten werden immer länger. Jetzt drückt die Politik aufs Tempo.
Der Offene Ganztag an den Hagener Grundschulen (OGS) soll angesichts der weiterhin 400 unversorgten Kinder kurzfristig mit gezielten Maßnahmen auf effektivere Füße gestellt werden. Entsprechend hat der Haupt- und Finanzausschuss in seiner jüngsten Sitzung den Schulausschuss beauftragt, die Möglichkeiten eines Sofortprogramms auszuloten.
26.000 Euro für unbesetzte Plätze zurückgezahlt
Bereits für das Schuljahr 2018/19 hatte die Stadt eine OGS-Offensive angekündigt. Am Ende waren von den beantragten und bewilligten 2323 OGS-Plätzen lediglich 2203 besetzt – nur 18 mehr als im Vorjahr.
Die Ursache liegt an den Standorten der OGS-Plätze. So blieb beispielsweise der Großteil des Angebotes in Dahl frei, weil im Hagener Süden offensichtlich der Betreuungsbedarf für Grundschüler zurzeit nicht so hoch ist. Dafür werden an anderen Standorten die Wartelisten immer länger.
Daraufhin musste die Stadtverwaltung dem Land NRW die zurückzahlen. Dabei handelte es sich nach Angaben von Schuldezernentin Margarita Kaufmann um gut 26.000 Euro.
Vor allem soll die Verwaltung klären, so ein Antrag von CDU, Hagen Aktiv und FDP, in welchen Schulen zusätzliche Raumkapazitäten zur Verfügung stehen, wenn Klassenräume in den Nachmittagsstunden für den OGS-Betrieb zur Verfügung gestellt werden. Außerdem soll ausgelotet werden, ob Shuttle-Busse angeboten werden können, um Kinder an jene Schulen zu transportieren, in denen OGS-Plätze frei bleiben.
Mahnungen der Ratsallianz
„In enger Abstimmung mit der Bauverwaltung und der Bezirksregierung muss Hagens Schulverwaltung alles daran setzen, im Sinne der Kinder und Eltern den geforderten Bedarf möglichst zu befriedigen“, mahnen die Fraktionsvorsitzenden Stephan Ramrath, Josef Bücker und Claus Thielmann unisono, den Eltern verlässliche Betreuungseinrichtungen anzubieten und Bedenken der Lehrerschaft in den Hintergrund zu stellen. Hagen dürfe sich bei der Versorgungsquote nicht länger mit der ländlichen Region vergleichen, sondern solle sich eher an den deutlich besseren OGS-Schlüsseln vergleichbarer Ruhrgebietsgroßstädte orientieren.
„Es wäre unverantwortlich, weitere Neubauten abzuwarten“, drängt die Allianz Schuldezernentin Margarita Kaufmann zur Eile und schwenkt damit weitgehend auf den OGS-Kurs der SPD ein. Die Genossen mahnen bereits seit Monaten schwere Versäumnisse der Hagener Verwaltung an und fordern einen klaren Stufenplan. „Die OGS-Politik geht an den Eltern vorbei“, meint Fraktionschef Claus Rudel, „wir müssen die Plätze dort schaffen, wo die Kinder auch zur Schule gehen wollen.“
Brand-Brief der Bezirksregierung
Zuletzt hatte der Arnsberger Regierungspräsident Hans-Josef Vogel in einem Brand-Brief an Oberbürgermeister Erik O. Schulz die OGS-Bemühungen in Hagen deutlich kritisiert: „Um eine ausreichende Anzahl an OGS-Plätzen an den Hagener Grundschulen zu schaffen und sie qualitativ zu gestalten, sollte die Stadt Hagen die vom Land für den Ausbau der OGS-Plätze bereitgestellten Finanzmittel und die angebotene inhaltliche Unterstützung unserer Schulabteilung nutzen“, wies der Chef der Kommunalaufsicht auf Versäumnisse der Vergangenheit hin. So habe die Stadt Hagen im vergangenen Jahr an einer von der Arnsberger Schulabteilung extra initiierten eigenen Arbeitsgruppe nur unzureichend mit eigenem fachkundigen Personal teilgenommen.
Absage an Gebundenen Ganztag
Zudem sei mit der Kaufmann-Idee eines Gebundenen Ganztagsbetriebes zu lange ein Holzweg beschritten worden, den die Erlasslage des Landes NRW gar nicht zulasse. Ein rhythmisierter Ganztag, so der Regierungspräsident, sei da schon eher ein gangbarer Weg, „ist jedoch aus Sicht unserer Experten nicht geeignet, zusätzliche Raum- oder Aufnahmekapazitäten zu generieren“.
Daher sei es Hagen im Jahr 2018 auch lediglich gelungen 18 weitere OGS-Plätze zu besetzen, da die Aktivitäten an den Bedürfnissen der Eltern vorbei gingen. „Mit diesem Ergebnis kann niemand zufrieden sein“, so Vogel.
Missverständnisse geklärt
Schuldezernentin Kaufmann berichtete der Politik, dass es inzwischen „einen konstruktiven und lösungsorientierten Austausch“ mit Arnsberg gegeben habe, in dem „Missverständnisse geklärt“ worden seien. Gleichzeitig sicherte die in Hagen Verantwortliche zu, alle Ressourcen nutzen zu wollen, um kurzfristig im Bestand weitere OGS-Plätze zu schaffen. Zum Schuljahr 2019/20 werde sich die Situation schon deutlich besser darstellen. Bauliche Lösungen seien hingegen erst im Jahr 2020 zu erwarten, so Kaufmann.