Hagen. . Die Bezirksregierung kritisiert die Stadt Hagen: Nur 18 der 2018 geschaffenen OGS-Plätze stießen auf Interesse. Die Warteliste bleibt somit lang.

Beim Thema „Ausbau des Offenen Ganztags (OGS)“ an den Hagener Grundschulen ist die Stadt Hagen bei der Kommunalaufsicht in Arnsberg offenbar in Ungnade gefallen. In einem Brandbrief an Oberbürgermeister Erik O. Schulz – von der Bezirksregierung offiziell als „freundlicher Hinweis im Rahmen der guten Zusammenarbeit“ tituliert – hat Regierungspräsident (RP) Hans-Josef Vogel zu Jahresbeginn seinen Missmut über die in seinen Augen schleppende Entwicklung beim OGS-Ausbau zum Ausdruck gebracht.

Künftiger Bedarf noch nicht klar absehbar

Da in Hagen nicht alle OGS-Plätze besetzt werden können, ist die Zahl der zur Förderung angemeldeten Plätze stets etwas höher. Daher musste die Stadt zum Oktober-Stichtag 26.495 Euro an Fördermitteln an die Bezirksregierung zurückzahlen.

Wären in Hagen tatsächlich alle vorhandenen OGS-Plätze – einschließlich Förderschulen – genutzt worden, käme dies nach Angaben der Stadt einer Steigerung von 138 Plätzen gleich. Welcher Bedarf sich für das Schuljahr 2019/20 abzeichnet, vermag die Fachverwaltung noch nicht zu beziffern.

Für das Jahr 2019 geht die Stadt davon aus, 80 neue Plätze ohne wesentliche bauliche Veränderungen schaffen zu können. Neben Delstern entstehen diese absehbar in Emst, am Boloh und Kuhlerkamp sowie an der Heideschule in Hohenlimburg.

Grundsätzlich gilt: OGS-Plätze können von Eltern nur dort in Anspruch genommen werden, wo das Kind auch zur Schule geht. Die weitere Versorgung in Hagen soll jetzt im Rahmen eines Gutachtens zur Schulentwicklungsplanung erarbeitet werden.

Darin hält der RP unter anderem fest, dass Hagen im Jahr 2018 trotz des erheblichen Bedarfs lediglich 18 zusätzliche Plätze für die Betreuung von Grundschulkindern geschaffen habe. Außerdem gibt es im Arnsberger Schuldezernat erhebliches Befremden, dass 500.000 Euro an bereitgestellten Mitteln im vergangenen Jahr aus Hagen nicht für den OGS-Ausbau abgerufen worden seien und daher zunächst einmal nach Düsseldorf zurückfließen.

Bezirksregierung bietet ihre Unterstützung an

Als Schulaufsicht sehen wir natürlich den anhaltend hohen Bedarf in Hagen an OGS-Plätzen und stehen für den Ausbauprozess beratend und unterstützend zur Seite“, betont Christoph Söbbeler, Sprecher des Regierungspräsidenten. Dass die Entwicklung aktuell stagniere, „liegt nicht an uns. Wir haben höchstes Interesse daran, unter die Arme zu greifen, damit es in Hagen zu besseren Ergebnissen kommt.“

Auch RP Vogel hatte in seiner Korrespondenz an den OB bereits die mangelhafte Nähe der Hagener Schulverwaltung zu den Kollegen bei der Kommunalaufsicht thematisiert. „Es gibt bei uns Zweifel, dass der OGS-Bedarf in Hagen zeitnah gedeckt werden kann. Es gibt bei diesem Thema auch eine soziale Verantwortung, der wir als Aufsichtsbehörde nicht ausweichen möchten“, begründet Söbbeler die Arnsberger Offensive: „Diese Aufgabenstellung muss angepackt werden.“ Die Tatsache, dass im vergangenen Jahr lediglich 18 neue Plätze geschaffen worden seien, hätte die Bezirksregierung veranlasst, hier zu intervenieren.

Ausbau geht am Bedarf vorbei

Zahlen, mit denen auch OB Schulz kaum zufrieden sein kann. Schließlich hatte er zum Jahreswechsel 2018 noch formuliert: „Wir können nicht akzeptieren, dass Menschen, die in dieser Stadt berufstätig sein wollen, keine gesicherte Grundschulbetreuung haben. Deshalb haben wir uns bei den Haushaltsplanungen verständigt, 125 zusätzliche Plätze im OGS-Bereich zu schaffen.“

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Dies sei auch gelungen, nimmt die Stadt für sich in Anspruch, sogar 138 weitere Plätze geschaffen zu haben. Allerdings wurden von diesen tatsächlich bloß 18 Angebote genutzt, weil die übrigen an Schulen geschaffen wurden, wo der Bedarf gar nicht besteht. „Leider sind die Schulen, an denen Plätze vorhanden sind, und die Schulen, an denen die Eltern die OGS-Plätze wünschen, oft nicht identisch“, rechtfertigt sich Schulz in seiner Erwiderung an RP Vogel.

Deutlich bessere Zahlen in Dortmund und Bochum

Insgesamt sieht die Stadt Hagen sich mit einer Versorgungsquote von zuletzt 32 Prozent im Regionalvergleich im Mittelfeld. Allerdings kommen andere Ruhrgebietsstädte wie Dortmund (49 %) Bochum (44 %), Herne (43 %) oder auch Hamm (39 %) auf deutlich bessere Werte.

In Hagen stehen aktuell noch 400 Grundschulkinder auf einer OGS-Warteliste – in 83 Fällen geht die Stadt von einer besonderen Dringlichkeit aus. Eine Schieflage, an der sich laut OB zeitnah kaum etwas ändern dürfte: „Selbst wenn die erforderlichen Finanzmittel bereitgestellt werden können, wird es aus baulichen Gründen mehrere Jahre dauern, bis die zusätzlichen Räume zur Verfügung stehen.“