Hagen. . Auch in Hagen befinden sich die Singvögel auf dem Rückzug. Das ergab die Nabu-Zählung, an der sich so viele Hagener wie nie beteiligten.
So viele Hagener wie noch nie haben sich Anfang Januar an der Stunde der Wintervögel beteiligt. Bei der vom Naturschutzbund (Nabu) ausgerufenen Aktion wurden 5595 Vögel in 191 Gärten gezählt. Am häufigsten wurde die Kohlmeise gesichtet (876 Exemplare in 89,53 Prozent aller Gärten), die auch bei den vorangegangenen Zählungen meist den Spitzenplatz in Hagen belegte.
Allerdings ist das Vorkommen des kleinen Singvogels im Vergleich zum Vorjahr um 10 Prozent zurückgegangen (dieser Wert orientiert sich an der Anzahl der Vögel pro Garten). Und auch die Blaumeise (658 in 79 Prozent aller Gärten) mit minus 17 Prozent sowie die Amsel (503/82 Prozent) befinden sich auf dem Rückzug.
Der Amselbestand ist sogar um 30 Prozent gesunken – eine Entwicklung, die Vogelexperten aufgrund einer grassierenden Viruserkrankung bei der Art schon befürchtet hatten.
Nicht alle Zahlen repräsentativ
Während die Ergebnisse von Amsel, Kohl- und Blaumeise durchaus als repräsentativ anzusehen sind, ist das bei der Wacholderdrossel mit 402 gezählten Individuen (Zunahme: 5682 Prozent) nicht der Fall. Denn die Art wurde lediglich in zwei Gärten beobachtet.
„Wacholderdrosseln sind ziehende Vögel“, erläutert Stephan Sallermann, 2. Vorsitzender der Nabu-Ortsgruppe Hagen: „Sie fallen in Trupps oder kleinen Schwärmen ein.“ Wacholderdrosseln wurden früher Krammetsvögel genannt und galten als Delikatesse.
Auch Zahl der Stare nimmt ab
Insgesamt hätten sich die Umweltbedingungen für die Vögel verschlechtert, so Sallermann. Bereits 2017 hatte der Nabu konstatiert, dass Deutschland in den vorangegangenen zwölf Jahren 12,7 Millionen Vogelbrutpaare verloren habe – das entspricht einem Minus von 15 Prozent.
Die stärksten Rückgänge gab es beim Star, dem Vogel des Jahres 2018. Dazu passt, dass bei der Winterzählung 2019 in Hagen nur noch 144 Stare gesichtet wurden, ein Minus von 42 Prozent.
Verlust an Lebensraum
Neben dem Verlust an Lebensraum in Feld und Flur durch immer intensivere Landwirtschaft fällt den Vögeln das Überleben auch in den Städten immer schwerer. Sallermann verweist auf den Trend zu vegetationslosen Schotter- und Vorgärten, die „biologisch tot“ seien: „Die Sterilität in unseren Städten nimmt deutlich zu.“
Bundesweit liegt der Sperling ganz vorn
Bundesweit wurden nach Angaben des Naturschutzbundes (Nabu) in 94.900 Gärten 3.521.456 Vögel gezählt.
Vorne lag der Haussperling (597.787 Exemplare), gefolgt von Kohlmeise (447.950), Feldsperling (337.721) und Blaumeise (307.763).
Die vollständige Rangliste findet sich auf dem Portal des Naturschutzbundes: www.nabu.de
Bezeichnend ist für ihn das Abschneiden der Heckenbraunelle, von der nur noch 79 Exemplare in Hagen gezählt wurden. Rückgang: 51 Prozent. „Heckenbraunellen leben sehr kleinräumig und ernähren sich von Krabbelinsekten, in der Not findet man sie manchmal am Vogelhäuschen.“ Dieser kleine Vogel sei früher in jedem Garten vorgekommen, in einem makellosen Schottergarten habe selbst er keine Chance mehr.
Strauch- und Wild- statt Edelrosen
Daher empfiehlt der Hagener Nabu-Vize allen Gartenbesitzern, die ein bisschen für die heimische Vogelwelt tun wollen, auch mal einen Laubhaufen oder ein paar Zweige liegen zu lassen: „Und bitte nicht nur Rhododendron und Kirschlorbeer anpflanzen.“ Wer Rosen liebt, sollte auf Strauch- und Wildrosen mit ungefüllten Blüten zurückgreifen, da die meisten Edelrosen mit ihren gefüllten Blüten als Nahrungsquelle für Insekten ausfallen. Und wo keine Insekten sind, gibt es auch keine Vögel.