Hagen. . Der Münchener Arbeitsrechtler Hans Joachim Pfitzner beklagt eine entwürdigende Behandlung der TWB-Belegschaft. Er hofft auf einen Sozialplan.

Am heutigen Tag erwartet Hans Joachim Pfitzner entscheidende Informationen für die leidende Belegschaft des Automobilzulieferers TWB aus Hagen. Ca. 290 Mitarbeitern wurde dort gekündigt, weil TWB in einem Machtkampf zwischen Mutter-Konzern Prevent und Hauptkunde Volkswagen zerrieben wurde und die Lieferverträge Ende März auslaufen. Der Münchener Arbeitsrechtler Pfitzner begleitet das Verfahren als Rechtsbeistand des nach wie vor kämpfenden Betriebsrates.

Herr Pfitzner, es gibt keine Abfindungen, ca. 290 Kündigungen und keine Auftragsperspektive für TWB. Wo sehen Sie Hoffnung?

Pfitzner:Am Mittwoch wird es eine Entscheidung der Einigungsstelle geben. Wenn wir den Einigungsstellen-Richter davon überzeugen konnten, dass noch mehr Geld da ist als TWB und Prevent vorgeben, dann wäre das ein erster Erfolg für die Belegschaft. In den Zahlen, die wir einsehen konnten, erwies sich vieles nicht als nachvollziehbar. Zunächst gab es auch nur geprüfte Daten aus 2016, auf Druck dann den Jahresabschluss 2017. Ob es gerechtfertigt ist, den Arbeitern nur eine Transfergesellschaft anzubieten, sehen wir am Mittwoch. Ich denke auch, dass ein Sozialplan auf den Weg gebracht wird.

Über 100 Krankschreibungen gibt es aktuell. Am Dienstag soll dazu jemand im Betrieb umgekippt sein. Wie ist die Lage aus Ihrer Sicht?

Nach dem entwürdigenden Angebot an die Mitarbeiter fühlen sie sich nicht respektiert und durch den enormen Druck, den Vorgesetzte jetzt ausüben, werden sie psychisch krank. Es wird mit fristlosen Kündigungen gedroht, wenn die ohnehin gekündigten Mitarbeiter nicht ordentlich weiterarbeiten. Es ist total entwürdigend.

Die Geschäftsleitung ist verärgert, weil zahlreiche Kollegen einfach die Arbeit niederlegen.

Das ist nicht richtig. Wenn sie einfach die Arbeit niederlegen würden, dann wäre das nicht rechtens. Aber die Situation macht diese Arbeiter krank. Und da ist es legitim, dass sie sich krankschreiben lassen.

Es steht noch ein Urteil vor dem Landgericht Dortmund aus, ob die Kündigung der TWB-Verträge mit VW rechtens war. Haben Sie Hoffnung?

Hoffnung ist untertrieben. Im Prinzip ist dieses Urteil doch maßgebend für die Zukunft aller Mitarbeiter. Ohne dieses Urteil darf man doch den Betrieb gar nicht so abwickeln wie das jetzt getan wird. Ich gehe von einem Urteil im Laufe des März aus.