Hagen. . Mehr als sechs Jahre hatte Sabrina Beinsen aus Hagen keinen Job. Jetzt hat die alleinerziehende Mutter endlich eine Perspektive.

Zufrieden ist sie. Glücklich. Bei jedem Satz, den Sabrina Beinsen sagt, sprudelt es nur so aus ihr heraus. „Endlich stehe ich mitten im Beruf. Endlich kann ich meiner Tochter zeigen, dass man arbeiten gehen kann und muss, um auf eigenen Beinen zu stehen“, sagt die 26-Jährige. „Das macht ja auch etwas mit einem selbst.“

Teilhabechancengesetz § 16i Sozialgesetzbuch II – so nennen es Politiker und Verwaltungsmenschen ein Programm, das unter anderem vorsieht, dass Gehälter ehemaliger Langzeitarbeitsloser – sechs Jahre und mehr – für zwei Jahre übernommen werden. Für eine junge Mutter aus Hagen und für 180 weitere Langzeitarbeitslose aus der Stadt könnte das Wortmonstrum zu einem Glücksfall werden.

Mutter seit mehr als sechs Jahren ohne Job

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Die Glücksfälle waren im Leben von Sabrina Beinsen nicht reich gesät. Zumindest die beruflichen und gesundheitlichen nicht. Als Kinderpflegerin hat sie eine schulische Ausbildung begonnen. Dann kamen die Krankheit am Herzen und die OP. Schließlich wurde sie schwanger, muss ihr Kind allein großziehen. An Arbeiten war nicht zu denken. Am Ende ist die Mutter mehr als sechs Jahre ohne Job. Deshalb breitete sich wie bei anderen Langzeitarbeitslose der Schirm des neuen Gesetzes über ihr aus.

Das Wortmonstrum ist ihre Chance. Sabrina Beinsen arbeitet jetzt beim Werkhof. Nicht in einer Arbeitsgelegenheit, mit der Arbeitslose 1,50 Euro pro Stunde zur staatlichen Unterstützung hinzuverdienen dürfen, sondern als Verkäuferin mit fester Anstellung – mindestens für zwei Jahre, mit einer Perspektive darüber hinaus. „Ich bin so froh, dass ich hier gelandet bin“, sagt die Mutter, die in der Anfangsphase von einem Job-Coach und einem Sozialpädagogen begleitet wird.

20 Langzeitarbeitslose haben schon eine Perspektive

Froh über die Entwicklung auf dem Hagener Arbeitsmarkt (von links): Jobcenter-Geschäftsführerin Andrea Henze sowie Maren Lewerenz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen.
Froh über die Entwicklung auf dem Hagener Arbeitsmarkt (von links): Jobcenter-Geschäftsführerin Andrea Henze sowie Maren Lewerenz, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Hagen. © Michael Kleinrensing

Froh ist auch der Geschäftsführer der Stadt-Tochter. „Durch das Programm haben wir 20 Langzeitarbeitlosen eine Arbeitsstelle bieten können. 18 von ihnen sind geblieben. Das ist eine gute Quote“, sagt Ralph Osthoff, „auch das Coaching ist sehr zu begrüßen. Das hilft den Menschen, die ja häufig lange nicht gearbeitet haben, ihren Platz zu finden. Wir haben vor, Mitarbeiter auch über den Förderzeitraum hinaus zu behalten und können uns vorstellen, die Anzahl der Plätze auf bis zu 50 aufzustocken.“

Der Erfolg des Programms hat mehrere Väter und Mütter. Jobcenter, die Arbeitsagentur, die Stadt, Unternehmen, die Kammern, Wirtschaftsförderung, die Agentur Mark, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Politik arbeiten Hand in Hand. „Mit dem 16i haben wir die Möglichkeiten, Menschen eine Chance zu geben, die schon fast abgehängt worden waren“, so Oberbürgermeister Erik O. Schulz.

Viele offene Stellen auf Hagener Arbeitsmarkt

Das sieht auch Andrea Henze, Geschäftsführerin des Jobcenters so. Dazu spricht sie bei der Vorstellung der Bilanz von „einer sehr guten Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes“. Besonders erfreulich: Die Quote der Arbeitslosen Jugendlichen ist von Januar bis Dezember 2018 von 7,5 auf 6,3 Prozent zurückgegangen. „Damit sind wir im Vergleich zu anderen Regionen führend.“ Gelungen sei die Integration von Alleinerziehenden, sagt die Jobcenter-Chefin. Und Sabrina Beinsen gibt dafür ein gutes Beispiel.