Wehringhausen. . Sie sorgen für Sauberkeit und kämpfen für ihre eigene Zukunft: In Hagen fegen Flüchtlinge und Langzeitarbeitslose gemeinsam die Gehwege.

Der Mensch, dieses Schwein, hinterlässt täglich seine hässlichen Spuren. An der Unterführung. Auf den Gehwegen. An den Baumscheiben. Insofern mag das, was Dirk Altemeyer (49) und Kamiran Ibrahim (44) täglich leisten, ein Kampf gegen Windmühlen zu sein. Aber vergeblich ist das, was sie tun nicht. Sie kämpfen für Sauberkeit, sie kämpfen für den Stadtteil und irgendwie vor allem für sich und ihre eigene Zukunft.

Wehringhausen, S-Bahn-Station: An diesem Tag sind Altemeyer und Ibrahim ein Team. Und sie halten zusammen. Obwohl sie doch so verschieden sind: Altemeyer, Langzeitarbeitsloser, der seit Jahren keinen Job mehr hat, und Ibrahim, der einst in einem Kleidungsgeschäft in Syrien als Verkäufer gearbeitet hat und vor rund zweieinhalb Jahren mit seiner Frau und seinen Kindern vor dem Grauen des Krieges nach Hagen geflohen ist.

Werkhof und Entsorgungsbetrieb beteiligt

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Ein Gemeinschaftsprojekt des Hagener Entsorgungsbetriebs (HEB) und des Werkhofs bringt Dirk Altemeyer, Kamiran Ibrahim und all die anderen Langzeitarbeitslosen und Flüchtlinge zusammen und formt – weil die Teams immer wieder neu gemischt werden – täglich neue Schicksalsgemeinschaften. Sie sind Straßenreiniger im klassischsten Sinne. Überall dort, wo die Kehrmaschinen des HEB nicht mehr weiterkommen, greifen die Männer zu.

Täglich sind sie unterwegs. Mit Kehrschaufel, mit Besen und mit einem Wagen mit drei verschiedenen Tonnen darauf.

Job wird für Flüchtling zur Sprachschule

Dirk Altemeyer sorgt für Sauberkeit in Wehringhausen.
Dirk Altemeyer sorgt für Sauberkeit in Wehringhausen. © Michael Kleinrensing

„Fit muss man sein für diese Arbeit“, sagt Dirk Altemeyer, der seit rund eineinhalb Jahren in der Maßnahme steckt, „man nimmt täglich schon ein paar Kilometer unter die Füße. Aber ich mag diesen Job. Kein Tag ist wie der andere.“

Für Kamiran Ibrahim, der als Flüchtling anerkannt ist, ist der Job zugleich Sprachschule. „Ich will möglichst schnell möglichst gut Deutsch lernen“, sagt der Familienvater, der mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Hagen lebt, „dabei hilft mir der tägliche Kontakt mit den deutschen Kollegen. Mein Ziel ist es, schnell eine richtige Arbeitstelle zu finde.“

Ein Job nur für motivierte Mitarbeiter

Es ist dieses Ziel, das die Menschen in den Teams antreibt, das sie verbindet. „Wer diesen Job machen will, muss motiviert sein“, sagt Jacqueline Jagusch, Sprecherin des Hagener Entsorgungsbetriebs, „und das sind alle Kollegen, die im Rahmen des Projektes in Wehringhausen und Altenhagen unterwegs sind.“

In jenen Stadtteilen, in denen der Müll immer wieder für negative Schlagzeilen und Ärger bei den Bewohnern sorgt.

Ein bisschen Geld als Anerkennung

Alles, was eingesammelt wird, wird auf drei Tonnen verteilt.
Alles, was eingesammelt wird, wird auf drei Tonnen verteilt. © Michael Kleinrensing

1,50 Euro pro Stunde erhalten die Reinigungskräfte als Lohn. Mehraufwandsentschädigung heißt das im feinsten Verwaltungsdeutsch. „Das Geld ist eine zusätzliche Anerkennung, die in voller Höhe bei den Menschen bleibt“, so Jacqueline Jagusch weiter, „auch wenn das für die Teilnehmer nicht der Grund ist, sich einzubringen.“

Immerhin: Fünf Kollegen aus der Maßnahme haben mittlerweile einen festen Job gefunden. „Auch wir als Hagener Entsorgungsbetrieb haben ja ein Interesse daran, gute Mitarbeiter für unser Unternehmen zu gewinnen“, sagt Jacqueline Jagusch, „und bei diesen Kollegen wissen wir nach der Projektphase ja ganz genau, wen wir bekommen.“