Hagen. . Die Dolomitstraße in Hagen ist für acht Monate wegen des Baus der Lennetalbrücke gesperrt. Firmen leiden, Hunderte müssen täglich Umwege fahren.

Im vergangenen Jahr die Sperrung der Hammacher Straße, als die „Lego-Brücke“ neu gebaut wurde. Nun die Sperrung der Dolomitstraße für den Neubau der A45-Lennetalbrücke. Und das für acht bis neun Monate: Die Unternehmen im Gewerbegebiet Herbeck sind gebeutelt. Ob Mitarbeiter, Kunden oder Lieferanten: Hunderte müssen nun täglich Umwege in Kauf nehmen. Dabei sind es nur 200 Meter der Dolomitstraße, die tatsächlich nicht mehr befahren werden. Allerdings an einem neuralgischen Punkt. Wie sind die Reaktionen? Wir haben beim Landesbetrieb Straßen-NRW, der die Autobahnbrücke baut, und bei betroffenen Unterhemen nachgefragt.

Das sagt Straßen NRW

„Schön ist das nicht, das kann ich schon verstehen“, sagt Michael Neumann. Der Ingenieur ist Projektleiter bei Straßen NRW und zuständig sowohl bei der Lennetalbrücke als auch bei den Talbrücken Kattenohl und Brunsbecke im Hagener Süden: „Aber die Sperrung lässt sich hier nicht vermeiden.“

Während sonst die vorgefertigten neuen Brückenteile zusammengeschweißt und von Pfeiler zu Pfeiler weiter geschoben

Sperrung ohne HH Presswerk
Sperrung ohne HH Presswerk © Manuela Nossutta / Grafik

werden, sei dies hier nicht möglich. Im Bereich der Lenne liegen 120 Meter zwischen den Pfeilern. Aus statischen Gründen muss der Überbau hier gewölbt werden. Auf Traggerüsten werden die Teile montiert und verschweißt. Bauteile bis zu 100 Tonnen müssen bewegt werden. Zu gefährlich, um in dem Bereich noch irgendeinen Verkehr zuzulassen.

„Natürlich stimmen wir hausintern auch die Baustellen ab und hatten somit auch den Bau der ‘Lego-Brücke’ an der Hammacher Straße auf dem Schirm“, so Michael Neumann. „Aber hätten wir beide Baustellen auf einmal laufen lassen, damit die Unternehmen nur einmal von Sperrungen betroffen sind, hätten wir die Situation noch verschlimmert.“ Dann, so der Bauingenieur, hätte der Verkehr über die enge Sudfeldstraße geführt werden müssen. „Wir können die Lkw nicht durch Herbeck leiten.“

Das sagen die Unternehmen

DHL/Deutsche Post: Mehr als 100.000 Pakete werden Tag für Tag im DHL-Paketzentrum an der Dolomitstraße umgeschlagen. Es ist eines von 33 in ganz Deutschland, zuständig für einen 7100 Quadratkilometer großen Bezirk. Fahrzeuge rollen hier ständig rein und raus. „Deshalb ist die

Das Paketzentrum in Hagen.
Das Paketzentrum in Hagen. © Volker Hartmann

Sperrung natürlich eine große Belastung für uns“, sagt Alexander Böhm, der Sprecher der Deutschen Post/DHL. „Aber wir sind froh, dass die Sperrung der Hammacher Straße nicht parallel verlaufen ist. Das hätte das Ganze noch verschlimmert.“ Die Mehrkosten für DHL durch die Sperrung vermag Böhm nicht zu beziffern.

Engel Automatisierungstechnik: „Die Sperrung ist eine Belastung für uns“, sagt Rolf Saß, Geschäftsführer der Hagener Niederlassung der Engel Automatisierungstechnik GmbH. „Es geht hier weniger um die Transportwege, sondern es ist ein größer Zeitaufwand für unsere Mitarbeiter und Kunden. Besonders Kunden kennen nicht sofort einfache Alternativrouten und kommen zu spät, sind verärgert.“ Die Sperrung sei nicht schön, aber verkraftbar. „Wir wollen ja alle langfristig eine gute Verkehrsinfrastruktur, und die gibt es leider ohne Baustellen oder Sperrungen nicht.“

Kostal: Ein großes Unternehmen in dem Gebiet ist der Industrieelek­tronik-Spezialist Kostal. „Mit der Sperrung sind Umleitungen notwendig geworden, die zu teils unkalkulierbaren Verzögerungen in der Logistik bei Spediteuren, Lieferanten und natürlich auch den Mitarbeitern geführt haben“, so Unternehmenssprecher Markus Vetter.

Federnfabrik Habighorst: Die Mitarbeiter seien durch die weiten Umwege

Spedition muss jetzt öfter durch Halden fahren

Spediteur Jörn Eickermann hat seinen Betrieb zwar auf der anderen Seite der Lennetalbrücke. Er fährt aber für Firmen im Gewerbegebiet Herbeck, seine Mitarbeiter müssen dafür auch die Sudfeldstraße nutzen: „Es tut mir leid für die Anwohner in Halden, dass dort jetzt mehr Verkehr herrscht.“

Die Umleitungen verursachen Mehrkosten. „Die kann ich aber nicht an die Kunden einfach weiterreichen“, sagt Jörn Eickermann. „Das ist am Markt nicht machbar.“

Die Umleitung verläuft über Industriestraße, Villigster Straße, Verbandsstraße, Elseyer Straße, Esserstraße, Iserlohner Straße, Stennertstraße und Hohenlimburger Straße bis zur Hammacher Straße. Umgekehrt wird sie über Hohenlimburg ausgeschildert.

Ab der Kreuzung von Dolomitstraße, Industriestraße und Buschmühlenstraße wird die Umleitung über Industriestraße, Sauerlandstraße und Sudfeldstraße bis zur Dolomitstraße geführt.

betroffen, so das alt eingesessene Hagener Unternehmen. Und auch der Lieferverkehr sei erheblich betroffen. Es sei aber auch nachvollziehbar, dass Straßen NRW mit der Sperrung kein Risiko eingehen wolle.

Eurotec: Gregor Mamys, Geschäftsführer der Eurotec GmbH, einem Hersteller für Befestigungstechnik, ist gleich doppelt betroffen: als Unternehmer und auch als Haldener Bürger. „Für unsere Firma ist das schon spürbar. Es ist zwar eine Umleitung angelegt worden, aber aus meiner Sicht teilweise nicht professionell. An der Sudfeldstraße müsste es ein Halteverbot geben.“ Mitarbeiter würden sich zudem beschweren, dass sie bis zu 15 Minuten früher starten müssten, um pünktlich an der Arbeit zu sein. „Und auch für unsere Anlieferer ist das ein Problem. Wir bekommen täglich Container aus Hamburg, liefern auch in die ganze Welt.“ Zudem sei in Halden die Situation brenzlig: „Die Umleitung führt über Straßen, die dafür gar nicht ausgelegt sind. Da fahren die Lkw teils über Bürgersteige.“

Witte Industriebedarf: „Das ist schon teils chaotisch“, sagt Andrea Gregg von Witte Industriebedarf. „Die Dolomitstraße ist für uns sehr wichtig, wir sind gespannt, wie es sich in den kommenden Monaten entwickelt. Das bekommen sowohl unsere Kunden als auch Mitarbeiter zu spüren.“ Die Beschilderung für die Umleitung sei teils schlecht.

Peter Wurm Holz: Peter Wurm mit seinem gleichnamigen Unternehmen für Holzhandel, Kisten- und Palettenfabrikation bleibt relativ gelassen: „Natürlich hat die Sperrung Auswirkungen, insbesondere für unsere Lieferanten. Aber unterm Strich können wir das gut verschmerzen. Ich denke, man muss das hinnehmen, dafür bekommen wir ja eine neue Brücke.“

Werkverein Eisen Stahl GmbH: Für die Kunden des Werkzeuggroßhandels sei die Sperrung nicht ganz so gravierend, sagt Teamleiter Sven Raßmussen. „Viele müssen gar nicht mehr zu uns vor Ort kommen. Aber unsere Auslieferungsfahrer müssen schon erhebliche Umwege in Kauf nehmen uns dies einplanen.“