Hagen. . Nach der tödlichen Legionellen-Infektion bei einem Häftling wird im Hagener Gefängnis mit Hochdruck nach der Quelle gesucht. Bislang erfolglos.

Der Tod eines 47-jährigen Häftlings der Justizvollzugsanstalt Hagen, der an einer Legionellen-Infektion erkrankt war, wirft weiter Fragen auf. Die Quelle der Infektion ist unklar, die JVA-Leitung und das Hagener Gesundheitsamt sehen die aktuell 316 Häftlinge und das Personal aber nicht in Gefahr.

Bei dem 47-Jährigen waren zunächst starke grippale Erkältungssymptome diagnostiziert worden. In dem Justizvollzugs-Krankenhaus Fröndenberg konnte man ihm aber ebenso wie in einem Krankehaus in Unna und schließlich am Universitätsklinikum in Aachen nicht helfen. Dort starb er an einem multiplen Organversagen.

Gemeinschaftsduschen wohl Ort der Übertragung

 Dr. Claudia Sommer,Leiterin Gesundheit der Stadt Hagen.
Dr. Claudia Sommer,Leiterin Gesundheit der Stadt Hagen. © Michael Kleinrensing

„Der Fall ist sehr vertrackt“, sagt Dr. Claudia Sommer, die Leiterin des Hagener Gesundheitsamtes im Gespräch mit der WP. Der Gefangene müsse sich in der Hagener JVA infiziert haben, aber eine eindeutig Quelle sei nicht erkennbar. „Wir haben Proben gezogen, aber es wird noch einige Tage dauern, bis wir die Ergebnisse haben.“ Der betroffene Bereich der Gemeinschaftsduschen sei wohl der einzige, in dem eine Infektion möglich gewesen sei. Legionellen werden im Wasserdampf oder bei Verrieselungen übertragen.

Noch ist der Bereich der Gemeinschaftsdusche gesperrt, in der der Verstorbene vor seiner Erkrankung geduscht hatte. Wenn aber in Kürze spezielle Filter installiert werden, dann wird auch dieser wieder geöffnet.

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Das Waschbecken in der Zelle des Verstorbenen scheidet höchstwahrscheinlich als Herd aus. Hier läuft nur kaltes Wasser, Legionellen verbreiten sich aber nur über warmes Wasser. Um Erreger aufzuspüren, wurden auch Zellen nach E-Zigaretten durchsucht, da sich bei deren Nutzung ebenfalls Dampf bildet. Gefunden wurde aber laut NRW-Justizministerium nichts.

JVA hat alle Untersuchungen durchgeführt

Eine Grund, die JVA Hagen wegen möglicher Gefahren zu sperren, habe es nicht gegeben, so Sommer: „Es gibt keine weiteren Fälle unter Häftlingen oder auch Bediensteten.“ Zudem habe die JVA bislang auch vorschriftsmäßig gearbeitet: „Wir haben uns natürlich sofort alle Unterlagen geben lassen. Es sind alle vorgeschriebenen Wasser-Untersuchungen regelmäßig durchgeführt worden. Und es gab keinerlei Auffälligkeiten.“

JVA-Leiterin Angelika Syrnik .
JVA-Leiterin Angelika Syrnik . © Rolf Hansmann

JVA-Leiterin Angelika Syrnik hofft ebenfalls, dass schnell die Quelle der Infektion gefunden wird. Der Verstorbene muss sich in der JVA Hagen infiziert haben, denn hier saß er seit Ende Juni ein, um nach seiner Verurteilung zu neuneinhalb Jahren Haft wegen Drogendelikten auf eine dauerhafte Unterbringung in einem anderen Gefängnis vorbereitet zu werden. Von der Zeit davor kann die Legionellen-Infektion nichts stammen. Sie bricht binnen weniger Tage aus. „Die Lage in der JVA ist ruhig, es herrscht keine Aufregung nach dem Todesfall“, so die JVA-Leiterin.

Grüne wollen den Fall im Rechtsausschuss behandeln

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Tote durch Legionellen-Infektionen sind höchst selten. „Es trifft in der Regel nur ohnehin schon körperlich geschwächte Menschen“, so Dr. Claudia Sommer. In Hagen gebe es im Schnitt pro Jahr eine Infektion, die die Betroffenen aber in den allermeisten Fällen überlebten. „Meist infizieren sich die Menschen im Ausland.“

Die Grünen im Landtag beantragten zu dem Vorfall einen Bericht der Landesregierung für die kommende Sitzung des Rechtsausschusses am 7. November.