Hagen. . Die Hagener Karnevalisten stehen gut drei Wochen vor dem Sessionsauftakt ohne Tollitäten da. Potenzielle Kandidaten sind durchs Raster gerutscht.
Den Hagener Karnevalisten ist der Spaß an der Freude längst vergangen. Nachdem das Festkomitee im vergangenen Jahr zwei Wochen vor der traditionellen Sessionseröffnung am 11. 11. noch händeringend nach einem Prinzenpaar forschte und erst auf den absolut letzten Drücker Olaf und Anja Klee präsentieren konnte, sind auch diesmal gut drei Wochen vor dem Start in die fünfte Jahreszeit keine geeigneten Tollitäten in Sicht.
Auch interessant
Damit steht bereits fest, dass beim karnevalistischen Auftakt im Hagener Ratssaal am zweiten November-Sonntag erneut keine närrischen Repräsentanten im vollen Ornat auf der Bühne stehen werden, weil allein die Schneiderarbeiten für die Regenten etwa sechs Wochen in Anspruch nehmen. Die Anfertigung des individuell angefertigten Ordensschmucks dürfte sich sogar bis ins nächste Jahr hinziehen.
„Das beunruhigt uns schon und ist auch sehr enttäuschend“, kommentiert der Boeler Loßrock-Vorsitzende Thomas Sieker, der einst selbst als Oberloßrock und Karnevalsprinz agierte, stellvertretend für die anderen Brauchtumsvereine diese erneut alarmierende Entwicklung.
Mitglieder sollen Vorschläge liefern
Festkomitee-Vorsitzender Moritz Padberg, der als Chef des närrischen Dachverbandes federführend die Tollitätensuche managt, steht bislang aus beruflichen Gründen ebenso wenig wie sein Stellvertreter Markus Krause für eine Stellungnahme zur Verfügung.
Sie werden sich an diesem Donnerstag im Rahmen einer Mitgliederversammlung, bei der die Prinzenpaarsuche 2018/19 im Mittelpunkt steht, intern den Mitgliedsvereinen erklären. Unter Tagesordnungspunkt 3 heißt es: „Absage Interessenten Prinzenpaar 2018/19 – keine Bewerber, bitte um Vorschläge aus den Vereinen.“
Ursprünglich drei Bewerber auf dem Tisch
Dabei sah es nach der hektischen Last-Minute-Suche 2017 im vergangenen Frühjahr noch so aus, als käme auf den Festkomitee-Chef Padberg angesichts der Vielzahl an Interessenten in dieser Session ein Luxusproblem zu. Immerhin lagen im April drei Bewerber-Konstellationen auf seinem Tisch: Zum einen hatte sich ein klassisches Prinzenpaar aus dem Hagener Norden aus der Ü-50-Generation gemeldet, das gerne die Jecken-Schar als Repräsentanten angeführt hätte. Doch diese Interessenten winkten letztlich frustriert ab, nachdem das Festkomitee sein enges Auflagen-Korsett formuliert hatte.
Als Alternative bot sich zudem nach rheinischem Vorbild ein männliches Dreigestirn aus Prinz („Seine Tollität“), Bauer („Seine Deftigkeit“) und Jungfrau („Ihre Lieblichkeit“) an. Die dafür erforderliche Satzungsänderung fand unter den Mitgliedsvereinen des Festkomitees jedoch nicht die erforderliche Mehrheit.
Ebenso fiel ein gleichgeschlechtliches Damenpaar beim Bewerbercasting durchs Raster, nachdem mehrere närrische Vereinspräsidenten signalisiert hatten, dass ein Prinzessinnen-Doppel auf ihren Bühnen keineswegs willkommen sei.
Rheinländer sind flexibler
„Grundsätzlich wäre es für uns eine Ehrensache, ein Prinzenpaar anzubieten“, versichert Loßrock-Vorsitzender Sieker, „allerdings können wir nicht Jahr für Jahr die Karre aus dem Dreck ziehen.“
Gleichzeitig berichtet er von einem befreundeten Verein aus dem Rheinland, bei dem die Satzung neben dem klassischen Prinzenpaar auch Dreigestirne sowie Solo-Prinzen und -Prinzessinnen zulässt. „Bei denen ist die Besetzung des Amtes bereits für die nächsten drei Jahre verbindlich geregelt. Bei uns hingegen ist es fahrlässig, wie mit den vorhandenen Möglichkeiten umgegangen wird.“