Hagen. . Im vergangenen Jahr hätte es fast gar kein Prinzenpaar gegeben – für die neue Session gibt es schon heute drei Bewerbungen für das Spitzenamt.
Große Erleichterung schwingt in der Stimme des obersten Hagener Jecken-Brauchtum-Hüters unüberhörbar mit: Die närrischen Tollitäten für die Karnevalssession 2018/19 scheinen nur wenige Wochen nach dem Aschermittwoch bereits gesichert.
Moritz Padberg, seit 13 Jahren Vorsitzender des Festkomitees Hagener Karneval, hat sogar ein echtes Luxusproblem zu lösen. Gleich in drei Varianten stehen potenzielle Symbolfiguren auf seiner Bewerberliste – nach dem Beinahe-Flop des Vorjahres diesmal die Qual der Wahl.
Inspiration aus Köln
Zum einen hat sich schon ein klassisches Prinzenpaar aus der Ü50-Generation gemeldet, das – vorbehaltlich der Abstimmungsgespräche mit dem Arbeitgeber – am Rosenmontag sich vom närrischen Volk an den Straßen feiern lassen möchte. Zum anderen liegt die schriftliche Bewerbung mit Lebensläufen eines rein männlichen Dreigestirns auf dem Tisch des Festkomitees. Drei Ur-Karnevalisten aus dem Hagener Norden würden gerne nach Kölner Vorbild als sogenanntes „Trifolium“ antreten, also als Prinz („Seine Tollität“), Bauer („Seine Deftigkeit“) und Jungfrau („Ihre Lieblichkeit“).
Für eine solche Konstellation müsste allerdings die Satzung des karnevalistischen Dachverbandes geändert werden, die bis dato ausdrücklich bloß Prinzenpaare vorsieht. Doch Padberg betont: „Ich bin für alles offen.“ Bei der nächsten Mitgliederversammlung nach der Osterpause soll das Thema auf jeden Fall auf die Tagesordnung kommen.
Überregionales Interesse
Zu guter Letzt hat auch noch ein Damenpaar, das beim jüngsten Rosenmontagsessen auf den närrischen Geschmack gekommen ist, ernsthaftes Interesse bekundet, als Prinzenpaar das Hagener Jecken-Volk anführen zu dürfen. „Das wäre natürlich mal was ganz anderes“, könnte sich der 66-Jährige eine solche Konstellation, die mit den Statuten durchaus zu vereinbaren wäre, ebenfalls gut vorstellen.
Zumal Padberg sich von einem gleichgeschlechtlichen Paar auch ein erhöhtes überregionales Interesse verspricht, was wiederum mögliche Sponsoren locken dürfte. „Da wären wir wieder einmal Vorreiter“, erinnert er an Erdinc Özcan-Schulz, der in der Session 2012/13 an der Seite von ihrer Lieblichkeit Alexandra Bender als erster türkischer Prinzregent über Hagens Grenzen hinaus für Schlagzeilen sorgte.
Vereine sollen enger zusammenrücken
Darüber hinaus möchte Padberg bei der nächsten Mitgliederversammlung aber auch einen Versuch starten, die verbliebenen elf aktiven Vereine im Festkomitee (Heidefreunde Boelerheide, Loßröcke Boele, Witt-Schwatt Peaperstatt, Volmestädter, Karneval & Kirmes-Club Hagen ’77, KG Grün-Weiß Haspe, KG Blau-Gelb Haspe, KG Rheingold 1925, KG Grün-Weiß Vorhalle, KG Blau-Weiße Funken Hagen 1951, KG Volmefunken 1950) enger aneinander zu binden.
„Es kann nicht sein, dass jeder sein eigenes Süppchen kocht“, blickt der Vorsitzende vor allem auf die kleineren Vereine, die allesamt unter schwindender Resonanz leiden. So könnte Padberg – abseits der großen Prunksitzungen von Loßröcken und Heidefreunden – sich vorstellen, wieder einen gemeinschaftlichen großen Karnevalsabend in der Stadthalle zu veranstalten, der nicht bloß den Prinzenabend des Festkomitees, sondern auch die obligatorischen Vereinsabende während der Session ersetzt. „Eine große Veranstaltung in der Stadthalle mit 1500 Gästen – das ist meine große Hoffnung“, lässt er Erinnerungen an die einst legendären Verleihungen der „Kette des Goldenen Humors“ aufkommen.
Verlässliche Unterstützung der Sponsoren
Dazu bedarf es allerdings des engen Schulterschlusses der Hagener Karnevalsvereine und sicherlich auch einiger Sponsoren. Diese sollen zudem für eine solide und vor allem verlässliche Finanzierung des Prinzenpaares geworben werden. Dafür könnte Anfang Mai im Rahmen einer sonntäglichen Frühschoppenrunde mit den Vereinsvorsitzenden und dem Oberbürgermeister der Grundstein gelegt werden.
Ziel wäre, so Padberg, eine Allianz mit der heimischen Wirtschaft, der sich die Karnevalisten gerne bei einem geselligen Anlass als attraktiver Werbeträger präsentieren möchten, damit das jährliche Budget für das Prinzenpaar (gut 5000 Euro) nicht ewig das Ergebnis einer mühseligen Betteltour bleibt.
>>HINTERGRUND: AUF DEN LETZTEN DRÜCKER
- Erst auf den allerletzten Drücker konnte das Festkomitee Hagener Karneval für die abgelaufene Session 2017/18 ein Prinzenpaar präsentieren.
- Die ursprünglich im Altenhagener Schützenwesen verwurzelten Eheleute Olaf und Anja Klee erklärten sich wenige Tage vor dem 11. 11. 2017 bereit, diese Rolle zu übernehmen und legten letztlich aus dem Stand eine gefeierte Session hin.
- Allerdings konnten sie sich zum Sessionsstart nicht im vollen Ornat präsentieren, weil die notwendigen Schneiderarbeiten nicht rechtzeitig fertig wurden. Die Inthronisierung erfolgte somit nach Silvester beim Prinzenball.