Hagen. . Noch 16 Tage bis zum 11. 11. und Hagen hat kein neues Prinzenpaar. Das Festkomitee nimmt im Gespräch Stellung zu weiteren Problemen im Karneval.

  • Noch 16 Tage bis zum 11. 11., und es ist weiterhin kein Prinzenpaar für die Session 2017/18 unter Dach und Fach.
  • Erst fanden sich keine Kandidaten, jetzt steht zwar ein interessiertes Paar bereit, aber es fehlen die Mittel
  • Mindestens 4000 Euro sind erforderlich, um das Budget für das neunköpfige Prinzenteam bis zum Aschermittwoch zu wuppen

Jetzt ist Schluss mit Lustig – den Hagener Karnevalisten ist das Lachen endgültig vergangen: Noch 16 Tage bis zum 11. 11., und es ist weiterhin kein Prinzenpaar für die Session 2017/18 unter Dach und Fach. Erst fanden sich keine Kandidaten. Jetzt steht zwar ein interessiertes Paar bereit, aber dem potenziellen närrischen Würdenträger und seiner möglichen Lieblichkeit fehlen einfach die finanziellen Mittel, die die Frontfiguren der Frohsinn-Kultur mitbringen müssen. Mindestens 4000 Euro sind erforderlich, um das Budget für das neunköpfige Prinzenteam bis zum Aschermittwoch zu wuppen. Und beim Thema Geld hört der Spaß bekanntlich auf – auch in der Jecken-Szene.

Mühselige Sammelaktionen

Dabei sind Moritz Padberg, Vorsitzender des Festkomitees Hagener Karneval, sowie Detlef Bracht, ebenfalls Mitglied im Dachverband der örtlichen Narretei, hinter der Kulissen intensiv bemüht, diese Mittel bei Sponsoren zusammenzukratzen. „Das muss eine einmalige Ausnahme bleiben“, betont Padberg. „Es kann nicht sein, dass das Festkomitee betteln geht, damit ein Prinzenpaar auf die Bühne steigt.“

Ein Beispiel aus besseren Zeiten:  Das Prinzenpaar Holger I. und Monika II. bestritt die Session 2013/2014.
Ein Beispiel aus besseren Zeiten: Das Prinzenpaar Holger I. und Monika II. bestritt die Session 2013/2014.

Zumal sich der Erfolg der närrischen Kollekte bislang eher übersichtlich gestaltet. Bei einer Facebook-Sammlung von Volmefunken-Vize Dirk Jungnitsch sind zwar etwa 1250 Euro versprochen worden, Bracht selbst hat noch einmal 300 Euro zusammengeklaubt, und eine Versteigerung der Boeler Frohsinns-Kapelle „De Drömmelköppe“, die sich selbst für ein Gastspiel zu Gunsten des künftigen Prinzenpaares offeriert, stagniert bei 505 Euro. Aber das reicht längst noch nicht. „Wenn die Mitglieder der zwölf verbliebenen Hagener Karnevalsvereine pro Nase 5 Euro spenden würden, wären wir schon deutlich weiter“, ist sich Padberg durchaus bewusst, dass die Vereine selbst für ihre Aktivitäten ebenfalls auf jeden Cent angewiesen sind.

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Brauereien sponserten jahrelang den Karneval

„Der Karneval hat einfach keinen hohen Stellwert mehr in Hagen“, bringt es Detlef Bracht auf den Punkt. „Wir müssen dringend andere Marketingwerkzeuge finden, um neue Sponsoren zu gewinnen.“ Denn traditionell große und generöse Geldgeber wie die Firma Brandt oder auch die Andreas- sowie die Iserlohner Brauerei sind längst Geschichte. An Alternativ-Ideen mangelt es dem Festkomitee keineswegs: „Vielleicht müssen wir unsere Statuten einmal überdenken und auch mal ein Dreigestirn als Symbolfiguren in Hagen zulassen“, denkt Vorsitzender Padberg durchaus quer. Gleichgeschlechtliche närrische Frontpaare sind für ihn ebenso wenig Tabuthemen wie beispielsweise auch eine ausgedehnte Sponsoren-Werbekaravane, die dem Zug voranrollt.

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Lokale Stimmungsgranaten gibt es nicht mehr

Gleichzeitig beklagt Detlef Bracht den Mangel an echten Identifikationsfiguren im Hagener Karneval: „Programmhöhepunkte wie das Prinzentrio, die Dösköppe oder Büttenredner à la Rainer Bartelheim, die mit närrischem Blick auf lokale Befindlichkeiten in Politik und Gesellschaft immer Stimmungsgaranten waren, gibt es heute einfach nicht mehr.“

Kölsche Stars sind zu teuer

Entsprechend plätschert auch der Prinzenabend des Festkomitees, der als Nachfolge-Prunksitzung für die legendäre, aber entschlummerte „Kette des Goldenen Humors“ kreiert wurde, eher dahin. „Echte kölsche Höhepunkte sind für uns einfach nicht bezahlbar“, weiß Padberg.

Der Vorsitzende möchte angesichts der aktuellen Krise des Hagener Karnevals nach dieser Session die Vorsitzenden der Hagener Narren-Vereine zu einem Krisengipfel einladen, um die Zukunftssicherung zu diskutieren. „So kann es einfach nicht weitergehen“, denkt er beispielsweise neben Aktionen in Kindergärten und Schulen über ein gemeinsames Sommerfest der Szene nach, um eventuell dort Nachwuchs, aber auch potenzielle Prinzenpaar-Kandidaten anzulocken.