Hagen. . Das Konzept von Carsharing soll die Verkehrssituation in Hagen entlasten – Die Bedingungen als auch das Angebot sind allerdings noch ausbaufähig

Zu eng, zu wenig, zu nervenaufreibend – nur einige Worte, die die Parkplatzsituation in Hagen beschreiben könnten. Bislang haben wir uns vorwiegend den Problemen in unserer Serie „Parken in Hagen“ gewidmet. In dieser Folge soll eine möglichen Alternative zum Parken im Mittelpunkt stehen: das Carsharing. Auf Deutsch: „Das Auto teilen.“ In Hagen gab es schon mal einen Vorstoß – und auch die Stadt will auf das System setzen. Doch noch ist das Ganze in der Volmestadt Zukunftsmusik.

Das Prinzip

Beim Carsharing besitzt man das Auto nicht selbst, sondern teilt es sich mit Anderen. Verschiedene Anbieter stellen eine Flotte von Autos, die dann gegen eine Pauschale – meist wird pro Minute abgerechnet – temporär gemietet werden können. Versicherung, Wartung und Co. sind dabei im Preis inbegriffen. Das Konzept des gemeinschaftlich genutzten Autos könnte somit zu einem Rückgang der Pkw-Nutzung führen. Und das wiederum würde in der Summe den Druck auf die Stellplätze vermindern.

Die Situation in Hagen

In Hagen gibt es allerdings kaum Angebote dieses Konzepts (siehe Infobox). Flinkster, der größte Carsharing-Anbieter in Deutschland (nach Anzahl der Fahrzeuge, über 4000), ist in Hagen mit genau einem Fahrzeug vertreten. Warum scheint das Konzept bisher in Hagen noch nicht mehr wahrgenommen worden zu sein? Die WP fragt bei der Stadt nach: „Das Etablierung von Carsharing und speziell E-Carsharing – also elektrobetriebene Autos – wäre für Hagen wünschenswert“, sagt Stadt-Pressesprecher Michael Kaub und verweist auf den Masterplan „nachhaltige Mobilität“. In dem Plan hat die Stadt ein Konzept mit mehr als 50 Maßnahmen erarbeitet, um den wachsenden Verkehrsproblemen entgegenzuwirken und eine Verkehrswende einleiten zu können. Unter dem Themenfeld „Elektrifizierung des Verkehrs“ gehört auch (E-)Carsharing dazu, genauer gesagt: Es ist die Maßnahme Nr. 3.6 im Masterplan. Kaub versichert: „Die Stadt Hagen wird sich zukünftig für die Etablierung eines Systems einsetzen.“

Das sagen Anbieter

Dass es bisher noch nicht in einem größeren Maße zum Carsharing kommt, hat Gründe. So erklärt etwa Niklas Merk vom Carsharing-Anbieter Drive Now, warum sein Unternehmen bislang Hagen ferngeblieben ist: „Hier sind nicht die Bedingungen vorhanden, um das Konzept operativ rentabel betreiben zu können“. Dazu gehören die die Größe der Stadt, die Einwohnerdichte oder der Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs. Den fehlenden „wirtschaftlichen Sinn“ nennt auch das Unternehmen „car2go“ als Grund, warum man nicht in Hagen präsent ist.

Das sagen Wissenschaftler

Gründe für das spärliche Carsharing-Angebot sind aber auch bei den Bürgern selbst zu finden. „Carsharing funktioniert grundsätzlich heute sehr gut für Berufsgruppen, die extreme Mobilität erfordern, gleichzeitig aber wenig von eigenem Auto profitieren, weil sie etwa Reisezeiten zum Arbeiten nutzen“, sagt Dr. Katharina Ebner von der Fernuniversität Hagen. „Dazu gehören unter anderem Berater und Vertriebler, aber auch Studenten und Langstreckenpendler. Von diesen Berufsgruppen findet man in Hagen im Vergleich nicht so viele wie in anderen Städten.“

Zudem gibt es die paradoxe Situation, dass Hagen die formal größte Universität in Deutschland stellt (etwa 77.000 Studierende), jedoch kaum Studierende wirklich in Hagen leben. Dabei sind Studenten oftmals Nutzer von Carsharing, sagt Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. „Studenten haben oft kein eigenes Auto und nutzen deshalb gerne Carsharing-Angebote, auch im Freizeitkontext.“

Carsharing-Standorte

Abfahrtstation des Fahrzeugs ist auch die Rückgabestation:

Flinkster:ein Standort – Rathausstraße 25 Greenwheels: zwei Standorte. Körner Straße 31 und Berliner Straße 96
Driveme: ein Standort – Enneper Straße 33.

Was kann die Stadt also tun, um den Standort Hagen attraktiver für Anbieter zu gestalten? Katharina Ebner sieht die Problematik sowie Lösung im angestammten Mobilitätsverhalten der Bürger: „Wenn Hagen langfristig Carsharing etablieren will, um der Parkplatzproblematik zu begegnen, muss es Konzepte geben, um bestehende Mobilitätsgewohnheiten aufzubrechen.“

Ihrer Meinung nach müssen Menschen die Möglichkeit bekommen, sich „auf Carsharing einzulassen und es auch wirklich kennenlernen – nicht nur vom Hörensagen, sondern selber ausprobieren.“

Das sagt die Stadt

Die Stadt will nun reagieren: „Zum einen sollen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, die es Anbietern ermöglichen, ihr Modell zu etablieren“, sagt Stadtsprecher Michael Kaub. Das heißt: Flächen sollen bereit gestellt werden und es soll Unterstützung beim Marketing geben. „Zum anderen will die Stadt Hagen aktiv auf (E-)Carsharing Anbieter zugehen.“ Eine genaue Ausarbeitung der Maßnahmen zum Carsharing von Seiten der Stadt steht allerdings noch aus. Aktuell können keine konkreten Angaben über die Größe der geplanten Flotte oder ähnliches gemacht werden.