Hagen. In der Jugend spielte Milan B. beim BVB Fußball. Nun hat er vor dem Hagener Gericht unter Tränen vom Überfall auf den Millionär Wolfgang S. erzählt.
Im Prozess um die Ermordung des Emster Millionärs Wolfgang S. (55) hat jetzt auch der zweite Angeklagte sein Schweigen gebrochen: Montagnachmittag ließ Milan B. (47) vor dem Schwurgericht seine Version des Tatgeschehens vortragen. Dabei flossen auch Tränen.
Am Abend des 9. November 2006 war der vermögende Immobilienkaufmann S. in seiner Villa auf der Bergruthe brutal ausgeraubt und durch zwei Pistolenkugeln getötet worden. Milan B. befand sich zu diesem Zeitpunkt ein Stockwerk höher und hat angeblich nicht mitbekommen, was unten ablief. Dort rangelte Mitangeklagter Thomas W. (52) mit dem später Getöteten, gab diesem mit einem Revolverknauf einen wuchtigen Hieb auf den Kopf. Dabei soll sich ein Schuss gelöst haben.
Lebensgefährtin von Wolfgang S. hatte "blutverschmiertes Gesicht"
Durch den Knall, der auch in der ersten Etage deutlich zu hören war, hätte die überfallene Lebensgefährtin (63) von Wolfgang S. – die dort gerade gezwungen wurde, den Tresor zu öffnen – übernervös reagiert. Milan B. will sie lediglich mit Griffen an den Hals und durch mehrere Ohrfeigen wieder „besänftigt“ haben.
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Vorsitzender Richter Marcus Teich hegte berechtigte Zweifel an dieser offensichtlichen Verharmlosung des Tatgeschehens: „Die Frau war doch deutlich gezeichnet und hatte ein blutverschmiertes Gesicht.“
In der Jugend bei Borussia Dortmund Fußball gespielt
Milan B., der als Zweijähriger mit seinen Eltern nach Deutschland kam, konnte hierzulande nur einmal Erfolg verzeichnen: Als 17-Jähriger spielte er in der A-Jugend von Borussia Dortmund. Wenn man heute den behäbigen Zwei-Zentner-Mann in der Anklagebank sitzen sieht, kann man sich das kaum vorstellen.
2004 wurde Milan B. erstmals aus der Bundesrepublik abgeschoben. In seinem Heimatland Bosnien kam er nicht klar und kehrte 2006 zurück. Kurz darauf wurde er ein zweites Mal abgeschoben, kam 2009 nach Deutschland zurück. 2012 erfolgte die dritte Abschiebung. Bei der erneuten Einreise im Jahr 2017 wurde er am Flughafen Dortmund unter Mordverdacht festgenommen.
Nun droht ihm eine lebenslange Freiheitsstrafe. Milan B. nimmt seine Goldrandbrille ab, tupft die feuchten Augen trocken: „Es tut mir aufrichtig leid, was passiert ist. Es war niemals ein Mord geplant.“
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