Hagen. . Das Benutzen von Handys während der Fahrt ist eine der Hauptunfallursachen, sagt Pressesprecher Michael Siemes von der Polizei in Hagen.

Bei zwei gezielten Kontrollaktionen verzeichnete die Hagener Polizei 27 bzw. 22 Verstöße gegen das Handyverbot am Steuer. Eine Studie aus dem vergangenen Jahr geht davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der Unfälle durch Handyverstöße verursacht werden. Wir sprachen mit Michael Siemes, Pressesprecher der Hagener Polizei.

Worauf führen Sie die doch recht hohe Zahl an Verstößen zurück?

Michael Siemes: Wir stellen seit Jahren fest, dass das Benutzen von Mobiltelefonen beim Fahren eine steigende Tendenz aufweist. Dies hat auch mit dem Aufkommen von Smartphones zu tun. Denn es geht nicht nur um das Telefonieren. Häufiger stellen wir fest, dass die Fahrzeugführer die Geräte in der Hand halten und Apps bedienen. Das so viele Verstöße registriert wurden, hat mit den zielgerichteten Kontrollen der Hagener Innenstadtwache zu tun.

Warum ist das Telefonieren während der Fahrt überhaupt verboten?

Weil Telefonieren und Tippen auf dem Handy stark ablenkt. Übrigens deutlich stärker als Rauchen oder Essen während der Fahrt. Beim Telefonieren oder Tippen lassen Sie den Blick länger von der Fahrbahn auf das Gerät schweifen, müssen sich stark konzentrieren und sich mit dem, was Sie nachschauen wollen, beschäftigen – unmöglich, wenn Sie gleichzeitig verantwortungsvoll fahren möchten. Beim Schreiben einer Nachricht – im so genannten Blindflug, steigt das Unfallrisiko um das 28-fache. Das Benutzen von Handys ist eine der Hauptunfallursachen, die wir als Polizei bekämpfen, zum Beispiel mit den jetzt durchgeführten Kon­trollen.

Das Radio darf man doch auch einschalten und muss dazu den Blick von der Straße nehmen. . .

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Das ist richtig. Sie dürfen auch Ihr Navigationsgerät bedienen. Dabei handelt es sich aber um fest eingebaute Geräte. Dem Gesetzgeber war es wichtig zu ahnden, dass der Fahrer nicht noch mit einem mobilen Gerät „hantiert“, während er den Blick von der Fahrbahn nimmt.

Darf man denn „rechts ranfahren“ und telefonieren?

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Wenn Sie die Möglichkeit haben, auf einen Parkplatz zu fahren oder auf ein Grundstück, wo Sie niemanden behindern oder gefährden, sollten Sie das tun. Was nicht zulässig ist: Überall, wo es klingelt, einfach rechts halten und unter Warnblinklicht in Ruhe das Telefonat führen.

Welche Konsequenzen hat der Verstoß gegen das Handyverbot?

Für den Führer eines Kraftfahrzeuges zieht das Benutzen des Handys eine Ordnungswidrigkeitenanzeige nach sich, die ein Bußgeld in Höhe von 100 Euro beinhaltet und einen Punkt im Verkehrszentralregister in Flensburg. Wird jemand behindert, gefährdet oder ist ein Unfall in Folge der Handy-Nutzung geschehen, erhöht sich das Bußgeld noch. Für Radfahrer fällt die Strafe geringer aus. Hier sieht der Bußgeldkatalog 55 Euro Verwarnungsgeld vor, ein Punkt in Flensburg droht nicht.

Warum verstoßen dennoch so viele Autofahrer gegen das Verbot?

Blick aufs Handy hat Blindfahrt zur Folge

Blickt man bei einer Geschwindigkeit von 50 km/h eine Sekunde lang aufs Handy, legt man laut Polizei 14 Meter in Blindfahrt zurück. Das Entsperren des Handys (vier Sekunden) verursacht 56 Meter, die Wahl einer Rufnummer (14 Sek.) entspricht 196 Metern Blindfahrt.

Da kann man natürlich nur spekulieren. Die Versuchung, das Smartphone auch während der Fahrt zu nutzen, wird groß sein, vor allem bei jüngeren Verkehrsteilnehmern. Viele Autofahrer können ihre Smartphones bereits mit den Fahrzeugsystemen (via Mirrow Link, Apple CarPlay/ Android Auto) koppeln. Dann darf man auch straffrei Funktionen des Handys über den Fahrzeug-Touchscreen nutzen, der meist im Blickfeld der Straße liegt. Wir als Polizei hoffen, dass diese Funktion zukünftig häufiger genutzt wird oder, was noch besser wäre, die Leute ihre Handys in der Tasche lassen, bis sie zu Hause sind. Denn mit dem Handy in der Hand fährt man, als hätte man einen Alkoholpegel von 0,8 Promille, das haben Untersuchungen ergeben.

Bewegendes Video klärt Jugendliche über Gefahren vom Handy am Steuer auf

Die englische Aufklärungskampagne "It can wait" hat junge Autofahrer zum Gespräch gebeten. Sie geben zu, beim Fahren zu texten und auf sozialen Medien unterwegs zu sein. Dann erzählt eine junge Frau ihre Geschichte: Bei einem Unfall kamen ihre Eltern ums Leben. Der Fahrer hatte während der Fahrt sein Smartphone benutzt. Das bewegende Video sehen Sie hier: