Delstern. . Die Neue Deutsche Welle ist längst über Hagen gerollt. Heute ist es für junge Bands schwierig, bekannt zu werden: „Laika lebt“ ist eine davon.
Es ist düster im Raum. Mikrofone, Gitarren und ein Schlagzeug stehen herum. Kabel liegen auf dem Boden, Pfandflaschen sammeln sich in Tüten und warten darauf weggebracht zu werden. Der Proberaum der Hagener Band „Laika lebt“ strahlt eine gewisse Junggesellen-Atmosphäre aus. Die fünf Jungs, die hier proben und momentan auch ihr Debütalbum aufnehmen, haben sich bereits zur Schulzeit kennengelernt und machen seitdem gemeinsam Musik. Gegründet wurde „Laika lebt“ jedoch erst im Sommer 2017, in der jetzigen Konstellation spielt die Band nun seit Anfang des Jahres.
Kaum Möglichkeit vor Publikum zu spielen
Dass Hagen mal das Zentrum der neusten Musik, der Neuen Deutschen Welle, war, ist für „Laika lebt“ heute nur schwer vorstellbar. „Es ist leider so, dass es für kleine, unbekannte Bands in Hagen einfach sehr schwierig ist“, sagt der 25-jährige Maik Paroth. „Es gibt kaum Möglichkeiten und Lokalitäten, um vor Publikum Musik zu machen.“ Das „Kultopia“ und die „Pelmke“ seien bis auf einige wenige Kneipen auch die einzigen Orte, an denen man auftreten könne.
Daher ist „Laika lebt“ mittlerweile viel im Ruhrgebiet unterwegs. „Wir spielen momentan oft in Wuppertal. Da wird man dann auch nach Auftritten angesprochen und gefragt, ob man nicht Lust hat, die nächste Woche nochmal woanders zu spielen. Da ist man in Wuppertal irgendwie mehr hinterher als in Hagen“, sagt Paroth. Auch die Menschen seien in anderen Städten um einiges offener für Neues. „Hier kommen Leute nur zu Veranstaltungen von großen und bereits namenhaften Bands. Vielleicht liegt es auch daran, dass Hagen einfach keine Studentenstadt ist und junge Leute fehlen.“ Dabei gäbe es viele und gute junge Bands in Hagen.
„Der Hype von jungen Bands ist jedoch irgendwie nicht mehr so aktuell“, sagt Lennart Olma, Sänger und Texter der Band. Dabei seien auch heute noch viele Bands auch weiterhin aktiv, allerdings eher unbeachtet. „Ich glaube schon, dass in Hagener Kellern überdurchschnittlich viele Bands proben. Das haben nur viele nicht auf dem Schirm“, sagt Olma. Man muss also als Band außerhalb Hagens Stadtgrenzen vertreten sein, um bekannt zu werden. „Und da wird man dann oft belächelt. Oft heißt es: Oh Gott, Hagen?!“, sagt Christian Reichler und lacht. „Hier ist einfach totes Land. Man muss sich schon reinhängen, um aus Hagen rauszukommen“, sagt Paroth. Mit der Band Hagen dauerhaft zu verlassen, ist aber vorerst nicht geplant. „In größeren Städten hat man natürlich mehr Chancen, aber im Verhältnis auch wieder mehr Konkurrenz. Hier hat man einfach ein gesundes Mittelmaß. Und ich denke nicht, dass man Hagen als Standort der Band verlassen muss“, ergänzt Paroth.
Musik auf Deutsch nicht von Anfang an
Umso besonderer muss die eigene Musik sein. Musik auf Deutsch – dem Prinzip hat sich „Laika lebt“ verschrieben. Doch das war nicht von Anfang an so. Denn zunächst machte die Band englischsprachige Musik. Mit dem neuen Bandnamen und der neuen Konstellation wechselte dann auch die Sprache der Liedtexte ins Deutsche. „Ich glaube, dass deutscher Musik einfach eher zugehört wird. Und diese dann auch vom Publikum verstanden wird“, sagt der 25-jährige Olma. „Ich kann mir auch vorstellen, dass das damals der Grund war, dass einige Sänger und Bands auf die Idee gekommen sind, wieder auf Deutsch zu singen. Einfach auch, weil man vielleicht von den englischen Einflüssen erschlagen wurde“, sagt Richard Hoppe über die Zeit der Neuen Deutschen Welle.
Doch nur, weil die Texte von „Laika lebt“ auf Deutsch sind, heißt das nicht, dass auch ihre Musik in der Tradition der Neuen Deutschen Welle steht, betont Hoppe. Wir haben zwar auch in unserer Kindheit oder Jugend die ein oder anderen Lieder der Neuen Deutschen Welle gehört, aber musikalisch machen wir eher Indie-Rock-Pop“, sagt Christian Reichler. „Unser Musikstil hat sich über die Jahre und durch den Wechsel von Englisch auf Deutsch schon verändert. Vorher war sie deutlich härter, rockiger und britisch angehaucht“, sagt Reichler. „Vielleicht auch, weil wir damals andere Musik gehört haben.“
Eine bewusste Entscheidung sei das aber nicht gewesen. „Wir machen die Musik, auf die wir Lust haben.“
Neues Album wird in Eigenregie produziert
Momentan nehmen die fünf Hagener ihr Debütalbum auf. Dafür haben drei der Jungs, die bereits ihren Bachelor-Abschluss haben, sich ein Jahr lang eine Auszeit genommen, um sich auf die Band zu konzentrieren und die Lieder zu schreiben. „Wir wollen in den nächsten paar Monaten das Album aufnehmen“, sagt Hoppe. Das geschieht dann im eigenen Proberaum „Wir machen das alles in Eigenregie“.