Hagen. . Produkte aus ökologischem Anbau sind in Hagen stark gefragt. Susanne Timmerbeil setzt im Wehringhauser Bioladen auf intensiven Kundenkontakt.

Bio boomt: Es gibt kaum einen Supermarkt, der nicht mit ökologischen Produkten wirbt. Das Bewusstsein der Menschen für den ökologischen Anbau scheint stetig zu wachsen. Doch ist dies auch in der Volmestadt der Fall?

Auch beim Lieferservice denkt Susanne Timmerbeil ökologisch: Die Waren erreichen die Kunden auf dem E-Bike.
Auch beim Lieferservice denkt Susanne Timmerbeil ökologisch: Die Waren erreichen die Kunden auf dem E-Bike. © Michael Kleinrensing

Eine Hagener Expertin in diesem Bereich ist die 59-jährige Susanne Timmerbeil. Sie ist Inhaberin des Wehringhauser Bioladens, den sie seit 33 Jahren betreibt. Rund 160 Sorten Käse, über 200 Sorten Wein, Obst und Gemüse, Kräuter, Gewürze, Süßes, Naturkosmetik und vieles mehr findet sich in ihrem Laden.

Von der Wurzel zum Säbelzahntiger

„Das Bewusstsein der Menschen für das Thema Bio hat sich komplett zum Positivem verändert“, sagt die 59-Jährige. Musste die Hagenerin früher alles selbst aus Getreidesäcken abpacken, eintüten und etikettieren, wird die Ware heute für den Verkauf komplett angeliefert und muss im Bioladen nur noch eingescannt werden.

Zwei Bioläden und eine Vollkornbäckerei

Laut dem NRW-Umweltministerium werden aktuell 4031 Unternehmen im Land nach den Vorschriften der EU-Verordnung Ökologischer Landbau kontrolliert.

In der Volmestadt stehen Kunden zwei Bioläden und eine Vollkornbäckerei zur Auswahl. Neben Susanne Timmerbeils Wehringhauser Bioladen in der Lange Straße 57 gibt es Niemands Bioladen in der Eppenhauser Straße 52 und die Vollkornbäckerei Niemand in der Rohrstraße 24.

Mehr zu Angebot und Öffnungszeiten gibt es im Netz unter www.wehringhauser-bioladen.de sowie www.niemand-bioladen.de

Die Nachfrage nach Bio-Produkten wachse stetig. Ausnahmslos positiv sieht die 59-Jährige die Entwicklung jedoch nicht. Sie drückt es so aus: „Das ist wie in der Evolution: Von der Wurzel entwickelt bis zum Säbelzahntiger.“ Gemeint ist damit das für ihr Empfinden unsinnige Verhalten der Industrie, zwar mehr auf biologischen Anbau zu achten, die Produkte – gerade Obst und Gemüse – allerdings allesamt in Plastik zu verpacken. „Da fällt einem eigentlich nicht mehr viel zu ein“, kritisiert Timmerbeil.

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Von ChristinaSteinbach

Auch die Marketing-Maschinerie großer Discounter, die sich nun das Siegel Bio auf die Fahnen geschrieben haben, stimme nachdenklich. „Als Supermärkte 2016 Bio für sich entdeckt haben, hatte die gesamte Branche mit extremen Umsatzrückgängen zu kämpfen“, beklagt die 59-Jährige. Dass vieles in der Massenproduktion für Supermärkte mehr Schein als Sein ist, erzählt Susanne Timmerbeil aus der Erfahrung eines Münsterländer Bauern, der ungewollt zum Gesicht einer Marketingkampagne geworden sei. „Ich habe denen vor Monaten lediglich einmal zwei oder drei Möhren geliefert“, habe er erklärt.

Glücklicherweise sei das Bewusstsein der Kunden für die Diskrepanz zwischen wahrem Bio-Verkauf und solchen Werbestrategien nach 2016 gewachsen. „Die Branche hat sich weiter entwickelt und setzt verstärkt auf einen direkten Kontakt zum Kunden.“ Auch ein noch direkterer Draht zu den Erzeugern sei gefragt, damit der Kunde den Weg vom Erzeuger zum Laden noch genauer nachvollziehen könne. „Der Großhandel hat sehr viel Zeit und Geld investiert, um Transparenz zu schaffen. So konnten wir den Knick der Branche überwinden und sind wieder im Aufwärtstrend“, freut sich Susanne Timmerbeil.

Intensiver Kontakt zum Kunden

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„Als ich angefangen habe, ging es mir nicht um das Geld. Ich wollte eine bessere Welt haben“, sagt sie. Viele Kunden teilten wieder dieses Bewusstsein – intensive Gespräche über die Produkte und ihre Entstehung seien die Folge. „Ich finde es schön, in Wehringhausen zu sein und so intensiv mit den Menschen reden zu können. Es ist ein sehr hautnaher Job, mein absoluter Traumberuf.“