Hagen. . Die App „Too Good To Go“ ermöglicht Gastronomen und Einzelhändlern, Lebensmittel zu retten. Kunden profitieren von stark vergünstigten Preisen.

Vor einem Jahr hat er von „Too Good To Go“ erfahren, fand die Idee brillant und nutzt das Angebot seitdem regelmäßig: Jan Wagner, erklärter Lebensmittelretter, schlägt dabei zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen kauft der 44-Jährige Essen in Restaurants zum sehr günstigen Preis, zum anderen hilft er zu vermeiden, dass Lebensmittel weggeworfen werden.

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Zum Hintergrund: „Too Good To Go“ ist eine App, mit der man überproduzierte Lebensmittel und Speisen von zum Beispiel Restaurants, Supermärkten und Bäckereien zu einem reduzierten Preis (meist 50 Prozent des Originalpreises) kaufen kann. Gastronomen oder Händler, die sich beteiligen, zahlen für die Nutzung der App, Kunden kaufen über besagte App ein Ticket und bekommen am gleichen Abend gegen Vorlage des Tickets die Speisen im Restaurant oder Geschäft ausgehändigt.

Vier Betriebe in Hagen machen mit

In Hagen beteiligen sich Nordsee sowie das Sushi-Restaurant Sakura (beide Restaurants befinden sich in der Elberfelder Straße), das chinesische Restaurant Kaisergarten am Buschey und der Frischmarkt Jetter im Emster Ladenhof.

„Wir machen seit Ende Mai bei ,Too Good To Go’ mit. Und stehen voll hinter dem Projekt, das sich gegen Lebensmittelverschwendung richtet“, sagt Sascha Weber, Filialleiter der Nordsee in der Fußgängerzone. Automatisch werden um Mitternacht sechs Nordsee-­Tickets in die „Too Good To Go“-App eingespeist.

Zwei Module

„Wir arbeiten mit zwei Modulen und stellen jeweils drei Tickets bereit“, erklärt Sascha Weber. Das Tellergerichte, zum Beispiel Seelachs oder Scholle mit Beilagen und Sauce, kostet am Abend 3,50 Euro, das Snackgericht, unter anderem Backfisch-Baguette oder Lachs-Wraps, kostet 2,90 Uhr. Die Portionen bzw Snack-Tüten werden vom Personal vorbereitet. Wichtig: Die Abholzeit muss beachtet werden – in der Nordsee liegt sie zwischen 18.30 und 19 Uhr.

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„Der Kunde, der unserem Mitarbeiter sein vorher per App gekauftes Ticket auf dem Smartphone zeigt, hat keinen Anspruch auf ein bestimmtes Gericht oder einen bestimmten Snack“, unterstreicht der Filialleiter, „doch bislang war jeder mit unserer Auswahl zufrieden“.

Ticket-Besitzer kommen abends

Anfangs hätten eine Hand voll Stammgäste das Angebot genutzt, mittlerweile seien die „Too Good To Go“-Kunden gemischt, „und es handelt sich nicht nur um ganz junge Kunden“, freut sich Sascha Weber über die Akzeptanz, die sich mittlerweile in allen Altersschichten durchgesetzt zu haben scheint, „totaler Abverkauf statt Entsorgung – auch wenn wir den Preis stark heruntersetzen – ist unser Ziel. Und dem sind wir einen großen Schritt näher gekommen“.

Auch Sushi-Bar macht mit

Ortswechsel: Die Running-­Sushi-Bar Sakura schräg gegenüber des Theaters war in Hagen Vorreiter: „Wir sind seit gut einem Jahr dabei – ich kenne das ,Too Good To Go“-Projekt aus Bochum“, erzählt Runyang Zhu.

Der Betreiber des asiatischen Restaurants stellt wochentags sechs Ticktes, freitags und samstags jeweils acht Ticktes zu je 3,90 Euro in die App. Auch seine regulären Gäste hätten einen Vorteil, „ich lege auch später am Abend noch frisches Sushi auf dem Laufband nach. Ich weiß ja, dass ich nichts wegwerfen muss, da zwischen 22 und 22.30 Uhr die Ticket-Besitzer kommen“, sagt Zhu, der mit Hilfe der App pro Monat 150 Essen „rettet“.

Die Portionen werden vom Personal in eine Bioschale gefüllt. „Ein Taxifahrer kommt alle zwei Tage“, berichtet Zhu, „er mag wohl unser leichtes Essen zu später Stunde“.

Stammgast im Kaisergarten

Runyang Zhu,
Runyang Zhu, © Michael Kleinrensing

„Too Good To Go“-Unterstützer Jan Wagner ist Stammgast im ­China-Restaurant Kaisergarten am Stadtgarten. Seit etwa einem halben Jahr bietet dort Betreiber Junwei Huang zwischen 21.55 und 22.05 Uhr Portionen für 3,50 Uhr für „Too Good To Go“-App-Nutzer an. Das Besondere an seinem Angebot: Die Gäste können sich am Buffet selbst bedienen.

Jan Wagners Favorit? Der Hohenlimburger lacht: „Ganz klar – ,Acht Schätze’. Und falls noch vorhanden gebackene Banane im Teigmantel.“

Brottüte im Frischmarkt Jetter

Er fällt ein wenig aus dem Rahmen: Peter Jetter, Betreiber des Frischmarktes Jetter auf Emst. Dort können App-User zwischen 17.40 und 18 Uhr Brot, Brötchen und Kuchen für 3 Euro erwerben. „Meine Mitarbeiter packen die Backwaren, die bis 17.30 Uhr nicht verkauft sind, in Brottüten. Das „Too Good To Go“-Angebot wird gut angenommen. Es wäre doch jammerschade, wenn wir unsere Backwaren wegwerfen würden.“