Boele. . Die Eisdiele Collato an der Kirchstraße in Boele hat eine lange Tradition. Franco Collato versteht sich als Gaumenkünstler.

Morgens zieht er den weißen Kittel an, zieht sich in sein Labor zurück, produziert und experimentiert. Er ist ein Künstler. Ein Gaumenkünstler. Einer, der einen ganzen Stadtteil mit kalten Köstlichkeiten verwöhnt. Seit Jahren, seit Jahrzehnten. So, wie es sein Vater bereits getan hat.

Und wenn es dann noch eines Beweises bedurft hätte, dass Eis nicht dick macht – in diesem Café an der Kirchstraße in Boele steht er jeden Tag leibhaftig hinter der Theke. Franco Collato, einst Student der Betriebswirtschaftslehre, der nicht irgendein Management übernehmen wollte, sondern sich dazu entschlossen hat, das eigene kleine Familienunternehmen voran zu bringen.

Klein ist er, zierlich möchte man sagen, schlank. „Dabei esse ich jeden Tag mindestens ein Eis“, sagt der 56-Jährige.“ Anders als eine Currywurst – ein Eis wird man nicht leid.“

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Er produziert, und er probiert. „Ich muss doch wissen, ob die Kreation gelungen ist“, sagt Franco Collato und lächelt. „Die genauen Rezepturen sind geheim. Aber auf die Frische kommt es in jedem Fall an. Das schmeckt man, das merkt man.“ Egal ob bei den Klassikern wie Schoko, Erdbeere, Vanille. Oder bei neuen Kreationen wie Wassermelone oder Kinder-Bueno.

Neue Konkurrenz entstanden

Die frische, der Geschmack, dazu das Lächeln für die Kinder, die jeden Tag auf dem Weg zur Schule oder zum Kindergarten an der Eisdiele „Collato“ vorbeiziehen – das ist das Geheimnis, das eine Eisdiele 58 Jahre überdauern lässt.

Aber es gibt auch die Kehrseite. Die Kioske, die Tankstellen, die Supermärkte – überall gibt es heute Eis. Dazu kommen Eisdielen mit italienisch klingenden Namen, deren Inhaber und angestellte aber vermutlich nie einen Fuß auf italienischen Boden gesetzt haben. Und nicht zuletzt große Ketten wie „Kuhbar“, die ihre Sorten gegen Lizenz an Laden-Betreiber liefern.

„Kuhbar“ am Boeler Marktplatz

Am Boeler Marktplatz, nur einen Steinwurf von der Eisdiele Collato, hat eine Kuhbar eröffnet. „Natürlich haben auch diese Läden eine Existenzberechtigung“, sagt Franco Collato, „anfangs habe ich die Konkurrenz gespürt. Das Geschäft war aufregend, war neu. Aber ich habe viele treue Kunden. Ich kann heute kaum sagen, ob die ,Kuhbar’ Einfluss auf unseren Umsatz hat. Unser Geschäft ist letztlich vor allem witterungsabhängig.“

Der Sommer ist gut bislang. Die Sonne lacht. Und die Boeler kommen. Ein Euro kostet heute eine Kugel Eis. 10 Pfennig waren es vor 58 Jahren, als Gianfranco Collato mit seinem Bruder die erste Eisdiele an der Reichsbahnstraße in Vorhalle eröffnet hatte. Die Zeiten ändern sich. An der Preistafel. Aber auch darüber hinaus.

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Von Monika Vogelpohl

Bis zu sieben Collato-Wagen fuhren einst durch Hagen. Heute ist es noch einer, der nicht einmal täglich durch die Straßen rollt. „Als Eiswagenfahrer braucht man ein gutes Gespür. Muss beim richtigen Wetter zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein“, sagt Collato, der sich mehr und mehr auf das stationäre Geschäft konzentriert.

Ende der Tradition absehbar

„Kalte Kugel, warmes Herz“ steht über einem Zeitungsartikel zum 50-Jährigen, den Franco Collato in einem Rahmen an die Wand gehängt hat. Das Foto darunter zeigt ihn mit seinem Vater Gianfranco, der noch heute jeden Tag auf seinem Stammplatz im Café sitzt und ein kurzes Pläuschchen mit den Gästen hält. Zwei Generationen – ein Geschäft. Was in ein paar Jahren kommt? „Vermutlich das Ende einer Familientradition“, sagt Franco Collato, dessen Töchter es nicht in die Eisdiele und in das Labor zieht. Da steht er wieder. Auch heute. Experimentiert, produziert und probiert. So wie an jedem Morgen.