Wehringhausen. Seit 31 Jahren sind Heike und Klaus-Dieter Regenbogen der Metzger an der Ecke in Wehringhausen. Eine Aufgabe, die die Eheleute voll fordert.
Klaus-Dieter Regenbogen ist ein schmales Handtuch. Mit seiner Physionomie bedient er so gar nicht das überlieferte Klischee des körperlich voluminösen Metzgermeisters, der mit der einen Hand sein Messer wetzt, während er über der anderen Schulter ein halbes Schwein schleppt. Seit 31 Jahren versorgt der 59-Jährige gemeinsam mit seiner Frau, Fleischereifachverkäuferin Heike, an der Ecke Lange/Bachstraße die Wehringhauser zuverlässig mit Wurstwaren und Fleisch aus eigener Herstellung.
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Ein fordernder Job, der an Regenbogen zehrt: „Wenn ich Urlaub mache, nehme ich regelmäßig zu.“ Aber eigentlich kennt der Metzgermeister, der bereits als 21-Jähriger seine Meisterprüfung ablegte, klassische Ferienwochen kaum. „In diesem Sommer stehen Renovierungsarbeiten im Laden an. Wenn ich bloß am Strand liege, werde ich unruhig und gehe den Mitreisenden auf die Nerven“, erzählt der Vater zweier erwachsener Kinder.
Vertraut auf den Rat der Eltern
Angesichts der extrem hohen Jobbelastung – der gewöhnliche Arbeitstag beginnt morgens um 6 Uhr und endet oft erst in den späten Abendstunden – hat Regenbogen den beiden gleich gesagt, dass sie lieber in einer anderen Branche ihr Geld verdienen sollten. Sie haben auf Papas Rat gehört, so wie er einst auf die Empfehlung seines Vaters vertraute.
Als es in der Schule nicht mehr ganz so glorreich lief und die Lateinvokabeln zunehmend zur Qual wurden, besorgten ihm die Eltern nach der zehnten Klasse einen Ausbildungsplatz in einer Metzgerei. „Die Nachteile habe ich damals natürlich nicht gesehen“, konnte der selbstständige Handwerker als Jugendlicher kaum absehen, was die Führung eines eigenen Geschäftes tatsächlich bedeutet: „Ich mache keine Pausen, esse auf die Hand, sonst kriege ich das alles gar nicht geschafft.“
Fleisch stammt aus der Region
Alles bedeutet vor allem die mundgerechte Zerteilung von grob vorzerlegten Schweine- und Rinderhälften, die von einem regionalen Zulieferer aus Lüdenscheid stammen, der früher am Wehringhauser Schlachthof agierte.
Außerdem hat Regenbogen die Rezepturen für etwa 80 Wurstsorten im Kopf, die er – je nach Jahreszeit – in seiner Wurstküche selbst fertigt. „Qualität und persönliches Engagement sichern die Bindung zu den Kunden“, zeigt sich der 59-Jährige heute genauso überzeugt wie im August 1987, als er das damals heruntergekommene Eckladenlokal anmietete und mühsam sanierte.
Fans von Salami und Fleischwurst
„Schweinepest, Rinderseuche und BSE haben das erste Jahrzehnt begleitet“, erinnert er sich. Umso wichtiger sei es gewesen, ein Vertrauensverhältnis zu den Käufern aufzubauen. „Natürlich sind unsere Produkte besser als die klassische Industriewurst aus der Discountertheke, die im Labor ausgemessen wird und nur auf Profit ausgelegt ist. Ich muss nicht über Chemie die Qualität sichern und eine Wurst herstellen, die sich vier Wochen im Vakuum hält“, erzählt der Salami-Fan, während seine Frau die klassische Fleischwurst favorisiert.
Seine Produkte lagern in einem Kühlraum direkt gegenüber von einem klassische Räucherschrank, der noch mit Buchenholz betrieben wird. Und jeden Tag werden neue Produkte in der Wurstküche angerührt. In einem Regal türmen sich neben Salz und Pfeffer noch Kümmel, Piment, Nelken, Kardamom, Macis und Ingwer. „Natürlich füge ich meine persönliche Note hinzu“, bleibt Regenbogen bewusst nebulös. „Was das ist, sage ich nicht.“ Betriebsgeheimnis.
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Noch ein paar Jahre will der Metzgermeister seine Kunden mit Fleischereiprodukten verwöhnen. „Vor allem junge Familien kaufen qualitätsbewusst ein“, zeigt er sich überzeugt, dass die Käufer aus dem Quartier, aber auch aus Haspe und vom Kuhlerkamp sein Angebot auch künftig zu schätzen wissen. „Aber ein Nachfolger dürfte sich kaum finden – selbst wenn ich den Laden verschenken würde.“
Nur noch eine Hand voll Metzgermeister an der Ecke finden sich an Hagens Straßen. „Als ich vor gut 30 Jahren anfing, waren es etwa 40.“ Regenbogen geht davon aus, dass ein Laden wie seiner künftig nur noch im ländlichen Raum eine Chance hat. „In den Großstädten kaum noch. Ich hoffe nur, dass meine Geräte die nächsten Jahre noch durchhalten – genau wie ich.“