Hagen. . Ein weiteres Beutestück aus dem Raubmord an einem Kaufmann aus Hagen-Emst ist aufgetaucht. Das Gericht versucht die Herkunft zu klären.
Der Prozess um den Raubmord an dem Emster Millionär Wolfgang S. (55) – aufgrund verzwickter Beweisanträge der Verteidiger dümpelt das Strafverfahren scheinbar seit Mitte März vor sich hin. Doch jetzt kommt neuer Schwung in die Sache: In der Schweiz ist überraschend ein weiteres Beutestück aus dem Verbrechen, eine wertvolle Rolex-Uhr, aufgetaucht. Aktuelle Ermittlungen sind angelaufen.
Ursprünglich hatte das Schwurgericht im Mordprozess gegen Thomas W. (52) aus Lünen und Milan B. (47) aus Bosnien-Herzegowina nur zehn Verhandlungstage angesetzt. Der letzte Sitzungstermin sollte am 19. März stattfinden. Die Kammer blieb stets gut im Zeitplan: Stück für Stück wurde das grausame Verbrechen an dem wohlhabenden Kaufmann, der am Abend des 9. November 2006 in seiner Villa an der Bergruthe brutal ausgeraubt und durch zwei Schüsse getötet worden war, vom Gericht durchverhandelt.
Lebensgefährtin von Hagener Milionär sagt aus
So musste die Frau (63), die Wolfgang S. ein Vierteljahrhundert lang als Lebensgefährtin zur Seite stand, als Überfallopfer und direkte Augenzeugin haarklein vom durchlebten Horror berichten: Wie sie von zwei Verbrechern brutal überwältigt wurde und auch, wie der langjährige Partner vor ihren Augen starb. Aus dem Tresor im Schlafzimmer hatten die Täter kostbare Uhren im Wert von über 600 000 Euro erbeutet.
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In den Fokus des Prozesses rückte zeitweise auch der Ermordete: Wolfgang S. war eine schillernde Persönlichkeit, ein Selfmademan, der sein Vermögen durch lukrative Immobiliengeschäfte vermehrte und sich sowohl auf dem Parkett des Kunsthandels wie auch in schäbigen Bordellen bewegte. Seine intimen Verbindungen in die Dortmunder Rotlicht-Szene wurden peinlich genau ausgeleuchtet.
Schleppende Zusammenarbeit
Schon einmal hatte ein hochwertiger Chronograph aus der Raubmord-Beute eine heiße Spur zu den möglichen Tätern versprochen: Im Dezember 2011 tauchte eine mit Brillanten besetzte Chopard-Uhr aus dem Besitz des getöteten Wolfgang S. auf. Ein niederländischer Juwelier hatte sie zur Reparatur beim Hersteller eingeschickt.
Der Fachhändler aus Apeldoorn gab an, die Schweizer Luxusuhr von einem Kunden aus Antwerpen erhalten zu haben. Doch die Spur ins benachbarte Ausland führte ins Nichts. Die belgische Polizei zeigte sich völlig unkooperativ. Ein Ex-Kripomann: „Es hat Jahre gedauert, bis die irgendwann ermittelt haben.“
Während die beiden Angeklagten über Wochen schwiegen, stand die umfangreiche Beweisaufnahme der Kammer nach der Vernehmung von insgesamt 32 Zeugen bereits Mitte März kurz vor dem Abschluss: „Das Programm des Gerichts war schon so gut wie abgearbeitet“, sagt David Theile, Sprecher des Landgerichts, „doch dann platzte der Zufall mit der Schweizer Uhr ins laufende Verfahren.“
Rolex zur Reparatur an Genfer Hersteller geschickt
Ein Mann aus der Alpenrepublik hatte eine Rolex-Uhr zur Reparatur an den Genfer Hersteller eingeschickt. In der Manufaktur wurde festgestellt, dass das goldene Chronometer ein Beutestück aus dem Raubüberfall auf den getöteten Emster Kaufmann ist. Nun müssen Schweizer Polizisten den letzten Uhrenbesitzer vernehmen und ermitteln, welchen Zusammenhang es zu den beiden in Hagen angeklagten Männern geben könnte.
Deutlich schwieriger ist es jedoch mit diesem Beweisantrag der Verteidiger geworden: Angeklagter Milan B. soll sich zur Tatzeit gar nicht in Deutschland aufgehalten, sondern in Bosnien eine Fahrschule besucht haben. Gerichtssprecher Theile: „Dazu wurde ein Rechtshilfeersuchen in Bosnien gestellt. Doch da man nicht weiß, wer die verantwortliche Person ist, die darüber Auskunft geben kann, geht es nur schleppend voran.“
Das Schwurgericht hat vorerst vier weitere Verhandlungstage am Monatsende anberaumt und einen Termin am 20. August. Gerichtssprecher Theile: „Das Gericht ist dazu verpflichtet, allen Punkten nachzugehen. Das ist kein Selbstzweck, was man hier macht.“