Hagen/München. Der brutale Tod eines Mannes aus Hagen (81) wird seit Mittwoch in München verhandelt. Er war nicht das einzige Opfer der vier Angeklagten.

Die Täter gingen brutal vor. Mit einem kiloschweren Uhrengewicht schlugen sie laut Anklage auf die Köpfe der Senioren ein, schleiften sie an den Füßen in den Keller, so dass die Köpfe auf den Steinstufen aufschlugen. Im Februar 2017 wurde eine Witwe in dem oberbayerischen Weiler Höfen überfallen und ausgeraubt. Eine Freundin und ein Bekannter – ein 81-Jähriger aus Hagen – , die zu Besuch waren, starben. Die Witwe überlebte schwer verletzt. Und insbesondere der Hagener Senior wurde äußerst brutal malträtiert.

Ausgerechnet die polnische Pflegerin, die bei der Betreuung des Mannes der Frau geholfen hatte, soll nach dessen Tod zusammen mit ihrem Bruder, ihrem Sohn und einem Dritten die Tat geplant haben. Seit gestern stehen die Ex-Pflegekraft und die drei Männer vor dem Landgericht München II. Die Vorwürfe: Mord beziehungsweise versuchter Mord, erpresserischer Menschenraub, schwerer Raub. Motiv: Habgier.

Angeklagte schweigen

Zum Prozessauftakt schwiegen drei der vier Angeklagten. Nur ein Angeklagter machte Angaben zu seinen persönlichen Umständen. Ein Urteil wird frühestens im September erwartet. Gestern wurden aber schon nähere Einzelheiten zu der brutalen Tat bekannt.

Die Polin habe bei ihrem Einsatz im September 2016 bemerkt, „dass das Ehepaar sehr wohlhabend war und sowohl Schmuck als auch Bargeld in dem Anwesen aufbewahrte“, sagte Staatsanwältin Ines Wießner. Die heute 50-Jährige habe mit ihrem Sohn (25) und ihrem Bruder (44) über die mögliche Tat gesprochen; der Bruder rief einen 34-jährigen Bekannten dazu, der nun mit auf der Anklagebank sitzt.

In der Nacht zum 23. Februar 2017 sollen die Männer in das Anwesen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen eingedrungen sein. Wahrscheinlich glaubten sie die damals 76-jährige Hausbesitzerin alleine, doch sie hatte Besuch von einer gleichaltrigen Freundin und von dem 81-Jährigen aus Hagen. Laut Ermittlungen stemmten die Täter ein Fenster auf. Dann schlugen sie der Anklage zufolge mit dem Uhrengewicht, aber auch mit einem Schraubenzieher und einer Taschenlampe auf die Köpfe der im Bett liegenden Senioren ein.

Waren es Drogen, die sie teils vor der Tat genommen haben wollen, oder Planlosigkeit: Die Hausbesitzerin, von der sie das Versteck für den Tresorschlüssel hätten erfahren können, schlugen sie bewusstlos. Um das Versteck nun aus dem 81-Jährigen herauszupressen, sollen sie ihn in den Schwitzkasten genommen, ihm den Schraubenzieher in die Wange gestoßen und einen Kinnhaken versetzt haben.

Schweren Tresor mitgenommen

Doch der Mann wusste nicht, wo der Schlüssel lag. So schleppten die Täter, nachdem sie ihre Opfer eingesperrt oder gefesselt hatten, den fast 50 Kilogramm schweren Tresor ganz mit. Auch Bargeld in fünfstelliger Höhe, Gold und Wertsachen packten sie ein - den Schmuck vergaßen sie.

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Um nicht aufzufliegen, hätten die Männer womöglich schon bei der Planung die Tötung der Witwe erwogen, sagte Staatsanwältin Wießner. Das sieht die Verteidigung anders. Die Tat sei aus dem Ruder gelaufen, sagte der Anwalt des Bruders, Hans Schröder, am Rande des Prozesses.