Herdecke/Wetter. . Im Auftrag des Ruhrverbands sind Biologen im Hengsteysee und Harkortsee wegen der Wasserpest Elodea abgetaucht, mit unterschiedlichem Ergebnis.

Platsch. Klaus van de Weyer hat sich vom Motorboot des Ruhrverbands in den Hengsteysee fallen lassen. In Sichtweite der Villa Funke wartet sein Kollege Sebastian Meis an einer Boje. Die Mission der beiden promovierten Biologen in Tauchanzügen: den Bestand der Wasserpest Elodea zu ermitteln, die den heimischen Seglern, Ruderern und Kanuten in beinahe jedem Sommer zu schaffen macht.

Dafür fahren die Ruhrverbands-Mitarbeiter regelmäßig die Seen in Wetter und Herdecke ab. Während diese die Oberfläche in Augenschein nehmen, will das Duo von der Firma Lanaplan alle paar Jahre der Sache auf den Grund gehen. Sie tasten sich entlang an einem 210 Meter langen Stahlseil bis zum Mäuseturm im Hengsteysee. „Die Sicht unter Wasser ist sehr schlecht“, ruft van de Weyer den Bootsinsassen zu. Dann kehrt der 57-Jährige vom Tauchgang zurück, Kollege Meis hat auf seiner wasserfesten Schreibtafel nichts notiert, sein Netz ist leer, auch er hat keine Makrophyten (Wasserpflanzen) in der Seemitte gefunden. „Aber einen Golfball“, sagt er lachend.

Eine erstaunliche, zugleich gute Nachricht: „Wohl bis Ende Juli dürfte es hier zu wenigen Problemen mit der Elodea kommen“, sagt Klaus van de Weyer, der die Prognose betont vorsichtig formuliert. Denn ein paar Meter weiter unterhalb der Hohensyburg findet sein Kollege beim zweiten Tauchgang viele dieser Wasserpflanzen an der Inselspitze. Bei einer Wuchshöhe von derzeit 40 Zentimetern dauert es aber demnach noch, bis die Halme an der Oberfläche zu sehen sind und Boote stören.

Nachmittags gucken die Beiden sich festgelegte Stellen im Harkortsee an, zumal sich die Wasserpest dort in den Vorjahren stets stark ausgebreitet hat. Im untersuchten Abschnitt finden sie auch jetzt wieder massenhaft Elodea, die vom Grund schon einen Meter absteht. Ebenso häufig taucht das einheimische Laichkraut auf (bis zu 1,20 Meter hoch). „Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Pflanzen in Kürze die Wasseroberfläche erreichen“, sagt Thomas Brinkmann vom Ruhrverband.

Der Leiter der östlichen Stauseen verweist darauf, dass hiesige Wassersportvereine auch 2018 und im dritten Jahr hintereinander wieder ein Mähboot seines Unternehmens nutzen können. „Das wollen nun mit den Segelclubs aus Herdecke und von SF 1898 Dortmund sowie den Hagener Kanuten drei weitere Vereine nutzen. Die Absprachen laufen.“

Da sich der Verband nach eigenen Angaben weiter intensiv um das Thema Elodea kümmert und EU-Wasserrahmenrichtlinien erfüllen muss, hat er wieder bei Klaus van de Weyer angefragt, der nach 2013 mal wieder hier aktiv ist und zwecks Vergleichbarkeit stets an den gleichen Stellen Proben nimmt. Von seiner Art (tauchende Biologen) gibt es nur wenige in Deutschland, entsprechend kommen er und seine Kollegen viel ‘rum. Wer sich mehr als 20 Kilo Ausrüstung umschnallt und trübe Seen abtastet, bringt dafür entweder viel Leidenschaft auf oder ist ein bisschen verrückt. Auf ihn treffe beides zu, so der Unterwasserpflanzen-Experte.

Kein Allheilmittel in Sicht

In Sachen Elodea-Bekämpfung komme es auf viele Mosaiksteine an. Sei es Fischbesatz mit Rotfedern, das Anpflanzen „biologischer Gegenmittel“ wie die Armleuchteralge (am Dortmunder Phoenixsee etabliert) oder per Boot abmähen: „Je flacher es ist und je geringer die Strömung, desto wahrscheinlicher taucht diese Wasserpflanze auf“, erklärt van de Weyer, der andernorts ein unterschiedliches Wachstum in diesem Jahr ermittelt hat. Wobei den Biologen auch die Arten interessieren, in dem Fall die schmalblättrige Elodea, während sich die kanadische Variante hier früher mal feststellen ließ.

„Vorhersagen auf dem Gebiet sind generell schwierig“, sagt der tauchende Biologe, „weil sich die Natur einfach unterschiedlich entwickelt.“