Herdecke/Wetter. . Ärgernis und Kostenfaktor Elodea: Thomas Brinkmann vom Ruhrverband blickt auf viele Ansätze im Kampf gegen die Wasserpest zurück.

  • Im Hengstey- und Harkortsee müssen Wassersportler weiter mit Beeinträchtigungen klar kommen
  • Viele Ansätze brachten keinen durchschlagenden Erfolg
  • Wassersport-Vereine zahlen weniger Gebühren

Informativ, aber auch frustrierend: Der Vortrag über die Wasserpest im Hengstey- und Harkortsee von Thomas Brinkmann vom Ruhrverband sorgte für enttäuschte Gesichter bei Herdeckes Lokalpolitikern. Im Ausschuss für Umwelt und Klima erläuterte der Leiter der östlichen Ruhrstauseen, dass vor allem heimische Wassersportler trotz vieler Vernichtungs-Versuche weiter mit der Elodea zurecht kommen müssten.

Von daher helfen auch ein paar gute Nachrichten nur bedingt weiter. Aktuelle Untersuchungen zeigen, dass die Wasserpestpflanze vom Boden zwischen 20 und 35 Zentimeter hinauf ragt, bei einer durchschnittlichen Tiefe von zwei Metern etwa im Hengsteysee stellt das demnach derzeit kein Problem für Segler oder andere Boote dar.

Noch nicht, denn die Elodea werde auch in diesem Jahr weiter wachsen. „Die Erfahrungen zeigen, dass das explosionsartig geschehen kann“, so Brinkmann. Er berichtete auch, dass sich die Wassersportler darauf eingestellt und ihre Saisonplanungen vorverlegt hätten. Als Wasserwirtschaftler, so sagte er provokativ, sehe er auch kein Problem. „Wir vom Ruhrverband sind für die Wasserqualität und -quantität zuständig, da gibt es nichts zu beanstanden. Aber natürlich sind uns die ansässigen Vereine und das Freizeitrevier nicht egal.“

Ein Hoffnungsträger: Die Rotfeder soll die Pflanzen schädigen und deren Wachstum verhindern.
Ein Hoffnungsträger: Die Rotfeder soll die Pflanzen schädigen und deren Wachstum verhindern. © Archiv

Um das zu unterstreichen, verwies der Stauseen-Leiter auf finanzielle Erleichterungen. Während der Ruhrverband weiter Beiträge der Anrainer-Städte erhalte, habe das öffentlich-rechtliche Unternehmen den Vereinen von 2008 bis 2014 zwei Drittel der Gebühren in Höhe von insgesamt 70 000 Euro erlassen und fordere auch nichts für Veranstaltungen. Zudem stelle der Verband ein kleines Mähboot auf dem Hengstey- und Harkortsee kostenlos zur Verfügung, Ende des Monats gebe es dazu weitere Absprachen mit den Nutzern.

„Der Ruhrverband muss obendrein jährlich rund 100 000 Euro nur wegen der Elodea-Entsorgung aufbringen“, so Brinkmann. Zudem treibe im Spätsommer die dann spröde Pflanze vor die Laufwasserkraftwerke und verstopfe die Rechen. Im Übrigen könne das kleine Mähboot im Gegensatz zum großen Modell auf dem Essener Baldeneysee, wo im Jahresschnitt 20 000 Aktive und damit 100 Mal mehr als hier auf dem Wasser seien, kein Mähgut aufnehmen.

Finanzielle Beteiligung

Daher erneuerte der Verbands-Vertreter seine Forderung, dass sich auch die Städte Herdecke und Wetter an den Kosten von insgesamt 300 000 Euro für Bootseinsätze inklusive Personal beteiligen sollen, so wie es in Essen der Fall sei. Die ob des Vortrags frustrierte Ausschuss-Vorsitzende Karin Striepen (SPD) verwies aber auf die schlechten Finanzen im städtischen Haushalt. „Wenigstens unterstützen Sie die Vereine“, sagte sie in Richtung Brinkmann, den Peter Gerigk an ein früheres Referat im Ruderclub Westfalen erinnerte. Der Grünen-Politiker bedauert, dass es auch durch die Ansiedlung von Rotfedern als scheinbar einzige Lösung keinen Fortschritt gebe. „Sie müssen ja auch zwischen der Ökologie und Wassersport abwägen.“ Diese Fischart, so entgegnete Brinkmann, schädige angesichts geringer Fressmengen die Elodea nicht entscheidend. Und ein vermehrtes Aussetzen sei wegen der schwierigen Zucht und hoher Kosten kritisch zu sehen.

Somit blieb Brinkmann, der von Elodea-Plagen andernorts berichtete und diese auch für die hiesige Region in den 1930er sowie 1950er Jahren belegen konnte, nur Hinweise auf weitere Bemühungen übrig. Die Forschung zur Wasserpest-Bekämpfung gehe weiter, vielleicht bringen Ultraschall-Verfahren oder die Verdrängung über anzusiedelnde Armleuchteralgen als Makrophyten wie am Dortmunder Phoenixsee etwas. Sedimentbearbeitungen oder -umlagerungen seien ebenfalls Ansätze wie veränderte hydraulische Bedingungen. Eine Vertiefung der Seen auf notwendige zehn Meter sei aber illusorisch, ebenso wie ein Ablassen des Wassers u.a. aus Artenschutzgründen.

Zumal die Elodea auch Vorteile bringe. Muscheln und kleine Lebewesen auf dem Grund sowie Jungfische könnten inmitten der Pflanzen gut gedeihen, die zudem Kormorane abhalten. Daher erteilt Brinkmann einem aggressiveren Vorgehen eine Absage: „Wir können den Teufel nicht mit dem Beelzebub austreiben.“