Hagen-Mitte. . Die Traditionsgaststätte Ratskeller im Herzen der Hagener City ist dicht. Pächter Peter Stech hat Privatinsolvenz angemeldet.

Ein kurzes Gastspiel: Auf den Tag genau neun Monate nach seiner Eröffnung hat das „Wirtshaus im Ratskeller“ dicht gemacht. Frühstück wurde heute in der Traditionsgaststätte noch serviert, dann rückten jedoch Mitarbeiter des Energieversorgers Mark-E an und stellten den Strom ab. Parallel holte ein heimischer Getränkelieferant das Biergarten-Mobiliar ab. Pächter Peter Stech (50) schloss seinen Laden ab.

Sam Lobbe war Aushilfe im Wirtshaus.
Sam Lobbe war Aushilfe im Wirtshaus.

Sam Lobbe ist einer von jenen Mitarbeitern, die sich heute Mittag vor dem Wirtshaus im Ratskeller versammelt hatten, „um zu retten, was noch zu retten ist“, so der 24-Jährige.

Doch zu einem Gespräch mit Peter Stech, der sich zu besagtem Zeitpunkt im Wirtshaus befand, kam es nicht.

Kein Geld gesehen

Sam Lobbe, gelernter Koch, war vom Eröffnungstag an im Wirtshaus beschäftigt, anfangs als Festangestellter im Service, später als Aushilfe in der Küche. Der junge Mann aufgebracht: „Etliche Mitarbeiter und auch ich haben seit Wochen für unsere Arbeit oder für unsere Überstunden kein Geld mehr gesehen.“

© Yvonne Hinz

Pächter Peter Stech erklärte auf Nachfrage unserer Zeitung, ihm sei alles zu viel geworden und er habe Privatinsolvenz angemeldet: „Ein Teil des Personals hat mich beklaut, die Warenkosten waren zu hoch und man hat mir viele Steine in den Weg gelegt.“

Brandschutzauflagen

Damit spielt der früher in Kleve beheimatete Gastronom auf Brandschutzauflagen an, die er als Pächter erfüllen musste. Ende 2015 hatte Stech den Pachtvertrag für das Wirtshaus im Herzen von Hagen unterschrieben (wir berichteten). Eigentümer der Räumlichkeiten ist eine Fondsgesellschaft, die die komplette Volme-Galerie in ihrem Besitz hat.

Die aufwändigen Umbau- und Brandschutzmaßnahmen hätten, so Stech, dazu geführt, dass er erst 20 Monate später als geplant eröffnen konnte. „Deshalb bin ich in Hagen natürlich nicht schuldenfrei gestartet.“

Knapp 10.000 Euro hohe offene Stromrechnung

Stech betont, die Umsatzzahlen hätten sich mit der Zeit eingependelt und er hätte geglaubt, den Laden wuppen zu können, „aber es kamen immer wieder Rückschläge und Geschäfts- bzw. Vertragspartner hätten sich wenig kooperativ gezeigt.

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Energieversorger Mark-E bewertet die Situation derweil anders: Man habe mit Stech erfolglos mehrmals das Gespräch gesucht, im Mai standen Rechnungen von knapp 10.000 Euro offen, woraufhin der Strom gekappt wurde.

Das Paulaner Brauhaus, dessen blau-weiße Fahnen und Logos das Wirtshaus zieren, betont, es sei kein von ihnen betriebenes Restaurant, „wir beliefern Herrn Stech lediglich mit Bier“, so Sprecherin Birgit Zacher. Von Misswirtschaft und Insolvenzplänen habe Paulaner nichts gewusst: „Wir haben ja keinen Einblick in Herrn Stechs Buchhaltung.“

„Wirtshaus am Schloss“ in Siegen

Auf die Frage, wie es mit dem Wirtshaus weitergeht, antwortet Birgit Zacher schwammig: „Uns liegt es am Herzen, die Wirtschaft weiterzuführen.“

Peter Stechs Gattin Susanne hat vor zwei Wochen einen Pachtvertrag für das „Wirtshaus am Schloss“ (es wird ebenfalls von Paulaner beliefert) in Siegen unterschrieben. Der leider erkrankte Vorpächter sei davon ausgegangen, so Birgit Zacher, dass Peter Stech weiterhin das Hagener und Susanne Stech zusätzlich das Siegener Wirtshaus führen würden.

>>>HINTERGRUND

  • Von Herbst 2013 bis Ende August 2017 stand die Traditionsgaststätte auf dem Friedrich-Ebert-Platz leer. Der Ratskeller galt einst als „gute Stube der Stadt“ mit großer Tradition.
  • Die Gaststätte mit urigem Gewölbekeller und Holzinterieur wurde 2017 komplett renoviert.