Hagen. . Der Großteil der Spielplätze in Hagen ist ein Symbol dafür, wie sehr der Spardruck die Infrastruktur bedroht. Die Anlagen sind viel zu alt.

Drei Jahre liegt die Serie „Was braucht Hagen?“ der Stadtredaktion nun zurück. Einer der Top-Wünsche der Bürger darin: mehr Familienfreundlichkeit in Hagen – angefangen bei den 135 städtischen Spielplätzen. Doch während die Verwaltung versprach, diesem Bürgerwunsch mit höchster Priorität nachzugehen, ist die Gegenwart ernüchternd bis traurig. Fast nur symbolische 27 000 Euro stehen bis 2022 im Hagener Haushalt für die Ersatzbeschaffung oder den Neukauf von Spielgeräten zur Verfügung. „Man muss auf den Hagener Spielplätzen leider sehr kleinteilig arbeiten“, sagt der beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) zuständige Thomas Becker. „Wir hangeln uns so über die Jahre.“

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700 Spielgeräte in ganz Hagen

Neben den 135 städtischen Spielflächen gibt es weitere 90 Spielanlagen an städtischen Kindergärten und Schulen. Also knapp 220 Spielanlagen insgesamt. Für die Unterhaltung der 700 Spielgeräte darauf sind beim WBH vier Mitarbeiter zuständig. Also für Spielplatzkontrollen, Pflegearbeiten, Sandwechsel und das Montieren von Ersatzteilen. Dafür stehen jährlich 1,1 Millionen Euro im Hagener Haushalt zur Verfügung.

Neue Spielgeräte fallen nicht unter die Unterhaltungskosten. Sie sind Investitionsmaßnahmen. „Und für diese Investitionen stehen stehen jährlich 12 000 Euro zur Verfügung“, erklärt Stadt-Sprecher Karsten-Thilo Raab. Dass es am Ende immerhin 27 000 Euro jährlich sind, ist einem weiteren 15 000-Euro-Budget aus dem Bereich Natur- und Landschaftspflege zu verdanken, dass auch nur zum Einsatz kommt, wenn Spielgeräte aus Verkehrssicherungsgründen entfernt und dafür Ersatz beschafft werden muss.

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Thomas Becker gibt sich realistisch: „Wir versuchen, so lange wie es geht, möglich kaputte Materialien mit Ersatzteilen zu reparieren. Weil wir das zuletzt konsequent gemacht haben, gibt es auch auf keinem Spielplatz Gefahren oder gesperrte Spielgeräte.“

Doch die Wahrheit ist auch: 50 Prozent der 135 Spielplätze sind 30 Jahre alt. Neue Spielgeräte hat es seit Jahren nicht gegeben. Ein normaler Spielplatz, so Becker, halte 12 bis 15 Jahre.

Weit über das Verfallsdatum

Dieser Zeitrahmen macht deutlich, dass der WBH mit Flick-Maßnahmen die Hälfte aller Plätze bereits zehn oder 15 Jahre über diese Haltedauer gebracht hat. Jüngst wurden 25 Jahre alte Spielgeräte von einem Spielplatz an der Eugen-Richter-Straße zum Ehrenmal nach Boele versetzt. Becker: „In Kommunen, die Geld haben, gäbe es sowas gar nicht. Da würden neue und moderne Geräte angeschafft. Aber die Lage in Hagen ist leider wie sie ist.“

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Dass man mit dem Investitionsbudget gar nichts anschaffen kann, zeigt ein Blick auf marktübliche Preise. Ein neuer Standard-Kletterturm mit Rutsche und Einbau kostet 10 000 Euro. Womit das Budget für Neuanschaffungen mit einem einzigen Spielgerät erschöpft wäre. „Gut ist nur, dass es seit den 90er Jahren keine größeren Revolutionen auf dem deutschen Spielplatzmarkt gegeben hat“, so Becker. Sonst wäre Hagen längst abgehängt.