Hagen. Der Hagener Nahverkehr steht vor einer radikalen Wende. Gutachter bringen sogar eine Straßenbahn ins Spiel. Die war 1976 abgeschafft worden.

Als die Straßenbahn durch Hagen fuhr

Ein Unfall auf der Linie 11: Zwei Straßenbahnen stoßen auf Höhe der Ortschaft Delle zusammen.
Ein Unfall auf der Linie 11: Zwei Straßenbahnen stoßen auf Höhe der Ortschaft Delle zusammen. © Hagener Straßenbahn AG
Neuer Vierachser im Bahnhof Voerde
Neuer Vierachser im Bahnhof Voerde © Hagener Straßenbahn AG
Neuer Killingwagen für die Linie 11
Neuer Killingwagen für die Linie 11 © Hagener Straßenbahn AG
E-Wagen steht an der Haltestelle Plessen auf der Fahrt nach Breckerfeld.
E-Wagen steht an der Haltestelle Plessen auf der Fahrt nach Breckerfeld. © Hagener Straßenbahn AG
An der Ausweiche Bilstein: Manfred Streppelmann filmt bei einer Probefahrt.
An der Ausweiche Bilstein: Manfred Streppelmann filmt bei einer Probefahrt. © Karl Theimann
Killingwagen auf dem Plessen-Viadukt an der Hasper Talsperre.
Killingwagen auf dem Plessen-Viadukt an der Hasper Talsperre. © Hagener Straßenbahn AG
Werkstatt in Wehringhausen
Werkstatt in Wehringhausen © Hagener Straßenbahn AG
Linie 8 fährt auf der Lange Straße.
Linie 8 fährt auf der Lange Straße. © Dirk Goebel
In der Hauptwerkstatt 1965.
In der Hauptwerkstatt 1965. © Helmut Thunig
Abzweig Schwenke
Abzweig Schwenke © Manfred Krause
Abschiedsfahrt 1975 der BMB - Manfred Streppelmann als Fahrer auf der Linie 11 nach Breckerfeld. Halt im Hasper Kreisel
Abschiedsfahrt 1975 der BMB - Manfred Streppelmann als Fahrer auf der Linie 11 nach Breckerfeld. Halt im Hasper Kreisel © Klaus Sieper
Triebwagen 334 steht an der EndstelleFranklinstraße.
Triebwagen 334 steht an der EndstelleFranklinstraße. © Manfred Krause
1901 führt die Linie 5 der Hagener Straßenbahn zum ersten Mal bis Kabel. Endhaltestelle ist vor der 1869 gegründeten Waggon- und Lokomotivbeschlagteilefabrik Carl Steinhaus.
1901 führt die Linie 5 der Hagener Straßenbahn zum ersten Mal bis Kabel. Endhaltestelle ist vor der 1869 gegründeten Waggon- und Lokomotivbeschlagteilefabrik Carl Steinhaus. © WR
Straßenbahnfoto :  Die Straßenbahn-Endstelle Breckerfeld am 12.05.1963
Straßenbahnfoto : Die Straßenbahn-Endstelle Breckerfeld am 12.05.1963 © Wolfgang R.Reimann
Linie 8 steht auf Höhe der Feuerwache an der Lange Straße.
Linie 8 steht auf Höhe der Feuerwache an der Lange Straße. © Manfred Krause
Arbeiten an Triebwagen 353 in der WerkstattWehringhausen, 1953.
Arbeiten an Triebwagen 353 in der WerkstattWehringhausen, 1953. © Hagener Straßenbahn AG
Gleisbau im Jahr 1955 in Altenhagen in Höhe der Zollstraße.
Gleisbau im Jahr 1955 in Altenhagen in Höhe der Zollstraße. © WR
Sie kannten sich gut und so gab es oft Vorfahrt für den öffentlichen Nahverkehr: Die Straßenbahnfahrer und die den Verkehr lenkenden Polizeibeamten an der Kreuzung Körner- und Badstraße im Jahr 1957.
Sie kannten sich gut und so gab es oft Vorfahrt für den öffentlichen Nahverkehr: Die Straßenbahnfahrer und die den Verkehr lenkenden Polizeibeamten an der Kreuzung Körner- und Badstraße im Jahr 1957. © WR
Kurze Pause für die Schaffner und Fahrer 1966 in der Elberfelder Straße. Die Münzapparate waren später begehrte Sammelobjekte.
Kurze Pause für die Schaffner und Fahrer 1966 in der Elberfelder Straße. Die Münzapparate waren später begehrte Sammelobjekte. © WR
Auch das gab es damals 1957: Schnee in der Hagener Innenstadt und Skifahrerinnen, die die Gunst der Stunde nutzten.
Auch das gab es damals 1957: Schnee in der Hagener Innenstadt und Skifahrerinnen, die die Gunst der Stunde nutzten. © WR
Die letzte Straßenbahnfahrt in Hagen am 29. Mai 1976.
Die letzte Straßenbahnfahrt in Hagen am 29. Mai 1976. © Dietmar Tillmann
WR-Fotograf Hans Wehner nahm dieses Foto 1955 auf. Es zeigt die Ecke Eickertstraße und Rembergstraße.
WR-Fotograf Hans Wehner nahm dieses Foto 1955 auf. Es zeigt die Ecke Eickertstraße und Rembergstraße. © WR
WR-Fotograf Hans Wehner nahm dieses Foto 1960 auf. Es zeigt die Kreuzung Körnerstraße und Badstraße. Hinten links ist der Rathausturm zu sehen.
WR-Fotograf Hans Wehner nahm dieses Foto 1960 auf. Es zeigt die Kreuzung Körnerstraße und Badstraße. Hinten links ist der Rathausturm zu sehen. © WR
Wolfgang R. Reimann nahm dieses Foto 1964 auf. Es zeigt den Straßenbahnabzweig in Eilpe.
Wolfgang R. Reimann nahm dieses Foto 1964 auf. Es zeigt den Straßenbahnabzweig in Eilpe. © Wolfgang R.Reimann
Dieses Foto aus dem Bildarchiv des früheren WR-Fotografen Hans Wehner zeigt einen Flurschaden an den Kohlenbahngleise an Junfernbruchstraße im Jahr 1954.
Dieses Foto aus dem Bildarchiv des früheren WR-Fotografen Hans Wehner zeigt einen Flurschaden an den Kohlenbahngleise an Junfernbruchstraße im Jahr 1954. © WR
Tram-Tour-Ruhr, Straßenbahnen im Ruhrgebiet der Nachkriegsjahre. Haltestelle Volmeburg
Tram-Tour-Ruhr, Straßenbahnen im Ruhrgebiet der Nachkriegsjahre. Haltestelle Volmeburg © WR
Tram-Tour-Ruhr, Straßenbahnen im Ruhrgebiet der Nachkriegsjahre. Hindenburgstraße / Kölner Straße
Tram-Tour-Ruhr, Straßenbahnen im Ruhrgebiet der Nachkriegsjahre. Hindenburgstraße / Kölner Straße © WR
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Die Stadt Hagen steht vor einem radikalen Wandel des Öffentlichen Personennahverkehr, der einer Rückbesinnung auf alte Zeiten gleichkommen könnte. Gutachter des Büros Stadt-Verkehr aus Hilden stellten den staunenden Fachpolitikern jetzt ein Konzept vor, in denen in zwei Szenarien auch die Einführung einer Straßenbahn nicht ausgeschlossen ist. Ähnliche Ansätze waren bereits um die Jahrtausendwende diskutiert worden.

Fehlende Hierarchie im Liniennetz und damit einhergehend fehlende Erkennbarkeit zentraler Linien, eine mit teilweise weniger als 15 km/h viel zu geringe Durchschnittsgeschwindigkeit, Überlastungen zu den Hauptverkehrzeiten und ein mangelndes Angebot in den Abendstunden – das sind die Kritikpunkte der Gutachter Jean-Marc Stuhm und David Stumm am Hagener Busnetz.

Neuzuschnitte der Linien werden empfohlen

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Aber Lob gibt es auch: für die hohe Netzabdeckung und Erschließung, für eine mit 19 Prozent hohen Anteil an den Wegen, die insgesamt mit dem ÖPNV zurückgelegt werden und für die Anbindung des Busnetzes an neun Bahnhöfe im Stadtgebiet.

Gleichwohl: „Kurzfristig em­pfehlen wir, über Linienverlängerungen und Neuzuschnitte nachzudenken“, sagt David Stumm, „die Hauptverkehrachsen müssen gestärkt werden. Busse sollten hier ganztägig im Zehn-Minuten-Takt fahren. Es braucht eine klare Verbindung aus der Innenstadt nach Hohenlimburg.“ Auch Verbesserungen im Nachtverkehr werden von den Experten angeregt.

Neben diesen kurzfristigen Maßnahmen beschreiben die Gutachter fünf Szenarien, die ab 2022 greifen können und die alle der Anspruch eint, den Anteil am ÖPNV auf 26 Prozent zu steigern:

Taktverdichtung im bestehenden Netz

Variante eins sieht die Taktverdichtung im bestehenden System vor. Die Anzahl der Busse müsste sich von 128 auf 221 erhöhen. Der Personalbedarf würde von 460 auf 750 Mitarbeiter steigen. Eine „deutliche Erhöhung des Zuschussbedarfs“ wäre die Folge.

Metrobusse mit Vorrang im Stadtverkehr

Das zweite Szenario stellt sogenannte Metrobusse in den Vordergrund. Dabei geht es auch darum, dass dem ÖPNV deutlicher Vorrang im Stadtverkehr eingeräumt wird. Für die Gutachter geht das einher mit einer Erhöhung der Durchschnittsgeschwindigkeit auf 26 km/h. Außerdem könnten Fahrzeuge gespart werden. Von 194 Bussen und 660 Mitarbeitern geht das Gutachten aus.

Bus-Rapid auf eigenen Spuren

Noch einen Schritt weiter geht das BRT-System (Bus Rapid Transit). Auf den Hauptverkehrsachsen verkehren dann Busse nur noch auf eigenen Spuren – mindesten im 15-, besser noch im Zehn-Minuten-Takt – die an Kreuzungen mit Vorrang fahren dürfen. Zum Einsatz kommen überlange Gelenkbusse mit bis zu 105 Sitzplätzen. Auch Batteriebusse mit Oberleitungen sind denkbar. 72 normale und 67 BRT-Busse wären erforderlich. „Gute Beispiele gibt es vor allem in Frankreich“, so Stumm. Der Personalbedarf wird mit 510 Mitarbeitern kalkuliert.

Mit Elektrobussen zur Straßenbahn


Bis in Mitte der 70er Jahre fuhren Straßenbahnen wie hier auf dem Theaterplatz in Hagen.
Bis in Mitte der 70er Jahre fuhren Straßenbahnen wie hier auf dem Theaterplatz in Hagen.

Die Abschaffung der Straßenbahn Mitte der 70er wird von vielen Hagenern heute als großer Fehler gesehen. Auf eine Wiedereinführung setzt Szenario vier. Ergänzt werden könnte das Schienennetz durch Elektrobusse als Zubringer. Das gesamte Netz würde im 15-Minuten-Takt befahren, die Betriebsleistung „deutlich“ erhöht. 71 Busse und 18 Straßenbahnen sind vorgesehen. Das Personal würde auf 380 Mitarbeiter senken.

Regional-Stadtbahn über die Grenzen hinaus

Eng an das Konzept „Regionalstadtbahn Hagen“ aus 1997 knüpft Variante fünf an. Die Straßenbahnen fahren (auch auf bestehenden Bahntrassen) über die Stadtgrenzen hinaus bis Wetter, Lüdenscheid, Ennepetal und Iserlohn. Hagen werde, so die Gutachter, als Oberzentrum aufgewertet. 65 Busse und 23 Bahnen wären erforderlich. Der Personalbedarf läge bei 460 Mitarbeitern.