Hagen. . Zwei Unfall-Sichtschutzwände sollen Gaffer davon abhalten, Rettungskräfte im Einsatz zu stören. Schaulustige machen immer häufiger Probleme.
Es war wohl der tragische Unfall auf der Brücke an der Badstraße, der den letzten Ausschlag gegeben hat. Hunderte Menschen standen an der Absperrung in der Innenstadt und sahen den Einsatzkräften der Feuerwehr Hagen und dem Notarzt dabei zu, wie sie verzweifelt versuchten, ein kleines Kind, das von einem Auto erfasst worden war, zurück ins Leben zu holen.
Sie schossen Fotos, sie filmten mit ihren Handy, sie glotzten, obwohl Polizisten immer wieder versuchten, sie zu verscheuchen. Jetzt hat die Feuerwehr Hagen zwei „Gafferwände“ angeschafft – faltbare Aufsteller, die Opfer und Rettungskräfte vor neugierigen Blicken schützen.
Feuerwehr Hagen kauft für 850 Euro zwei Wände
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Zwei Unfall-Sichtschutzwände, so die offizielle Bezeichnung, hat die Feuerwehr zunächst für rund 850 Euro gekauft. Eine steht in der Wache Mitte, die andere in Hohenlimburg – 6 Meter jeweils lang, 1,70 Meter hoch.
Die Wände sind so flexibel, dass sich daraus theoretisch sogar ein Kreis formen lässt, der Opfer und Retter komplett abschirmt. „Sie decken eine relativ große Fläche ab und lassen sich von zwei Kräften ohne große Probleme aufbauen“, sagt Ron Heimann von der Hagener Berufsfeuerwehr über das System, das auf einem sogenannten Hilfeleistungs-Löschfahrzeug untergebracht ist. „Sollten sie sich im Einsatz bewähren, kann ich mir durchaus vorstellen, dass wir noch weitere anschaffen.“
Neugierige Blicke stören Feuerwehrleute bei der Arbeit
Heimann und seine Kameraden fühlen sich im Alltag immer wieder neugierigen Blicken ausgesetzt. „Bis zu einem gewissen Grad kann man das vielleicht noch nachvollziehen“, sagt der Einsatzleiter, „aber wenn, wie bei einem Unfall, mit einem kleinen Mädchen am Graf-von-Galen-Ring Kinder über Tücher hinweg gehoben werden, damit sie auch etwas sehen können und sich Menschen darüber beschweren, dass sie keine Handyfilme mehr machen können, dann wird ganz klar eine Grenze überschritten.“
Dabei machen die Feuerwehrleute kein Geheimnis daraus, wie sehr sie sich auch gestört fühlen. „Wir merken, dass der Respekt gegenüber unserer Arbeit nachlässt. Wenn zum Teil Kollegen abgestellt werden müssen, um Einsatzorte vor neugierigen Blicken zu schützen, dann könnten die in dieser Zeit eigentlich viel Sinnvolleres tun“, sagt Ron Heimann, „hinzu kommt, dass niemand gerne bei der Arbeit permanent beobachtet wird. Das schränkt die Kollegen ein.“
Mitglieder-Werbung auf Wänden möglich
Die neuen Wände sind neutral gestaltet. Vorstellbar ist für die Feuerwehr aber auch, sie zu bedrucken und so für neue Mitglieder in den Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr zu werben.