Dahl. . Die Märkische Spezialitäten-Brennerei aus Dahl ist geadelt worden. Der Whisky aus Hagen ist in der Whisky-Bibel von Jim Murray ausgezeichnet worden.

Er ist mehr der Typ gemütlicher Genießer. Einer, der die Lippen ein wenig spitzt, die Flüssigkeit von links nach rechts über die Zunge laufen lässt und mit einem Tröpfchen eine jede Geschmackspore beglückt. „Das meiste spucke ich wieder aus“, sagt Klaus Wurm, „ich kann ja nicht ständig Schnaps trinken.“

Dabei ist das, was der gemütliche Genießer im Hagener Süden so produziert, viel zu schade für den Ausguss. Hochwertigste Köstlichkeiten zapft Klaus Wurm in der Märkischen Spezialitäten-Brennerei aus Holzfässern und Kanistern. So gut, dass ein gewisser Jim Murray, quasi ein Messias in der Whisky-Szene, das bräunliche Getränk in seine Bibel aufgenommen hat. Von einem „Superstar-Whisky“, der „uns allen einen Grund zum Leben gibt“, ist in dem Werk die Rede.

Nüchterne Einordnung

Was der Schöpfer des köstlichen Getränks ein wenig nüchterner einordnet: „Wir haben 94,5 von 100 möglichen Punkten erhalten“, sagt Klaus Wurm, „damit gehören wir zu den besten zehn Prozent der Welt.“

Der Whisky aus Hagen ist in der Whisky-Bibel von Jim Murray ausgezeichnet worden.
Der Whisky aus Hagen ist in der Whisky-Bibel von Jim Murray ausgezeichnet worden. © WP

Ein Erfolg, der neben dem Geschmack dafür sorgt, dass die Spezialität aus Dahl frühestens im Jahr 2017 wieder verfügbar ist. „Wer heute bestellt, muss gut zwei Jahre warten“, sagt Klaus Wurm, den der Ausverkauf aber nicht begeistert. „Am Ende will ich ja verkaufen. Da wäre es besser, wir hätten mehr produziert.“

Tag der offenen Tür in der Märkischen Spezialitäten-Brennerei

Seit fünf Jahren gibt es die Märkische Spezialitäten-Brennerei, In der Asmecke 12.

Aus diesem Grund lädt Klaus Wurm heute, 14 bis 18 Uhr, zum Tag der offenen Tür.

Die Besucher erfahren, wie ausgezeichnete Brände und Whiskys hergestellt werden.

Gut Ding aber will Weile haben. Der Whisky lagert in großen Holzfässern – mindestens drei Jahre und einen Tag. Zunächst in Dahl, dann in der Dechenhöhle. „Mit dem Pferdewagen bringen wir die Fässer hin “, sagt Klaus Wurm. Gemütlichkeit einmal anders. Aber auf dem Transportweg lässt sich offenbar keine Zeit rausholen.

Der Whisky muss lagern und reifen. Und Klaus Wurm immer mal wieder ein paar Tröpfchen kosten – Qualitätskontrolle mit der eigenen Zunge. „Indem ich bestimmte Bedingungen ändere, kann ich ja auch nach dem Brennprozess eingreifen“, sagt Wurm. Viel mehr wird nicht verraten.

Ausgewandert in die Pfalz

Er, der Ur-Dahler, der irgendwann in die Pfalz ausgewandert ist und dort das eigene Obst zur Brennerei geschleppt hat: Das war der Anfang für den gelernten Verwaltungsfachangestellten, der als Außendienstler Maschinen für den Lkw-Bau verkauft hat.

Klaus Wurm hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Er brennt in Dahl Spirituosen.
Klaus Wurm hat sein Hobby zum Beruf gemacht. Er brennt in Dahl Spirituosen. © WP

Als er in die Heimat zurückkommt, reift die Idee, das Hobby zum Beruf zu machen. In einer Zeit, als immer mehr kleine Brennereien aufgeben. „Viele haben Korn gebrannt“, sagt Wurm. „Wir hingegen haben immer auf höherpreisige Produkte gesetzt. Die werden intensiv nachgefragt.“

„Ungelernte Hilfskraft“

Wurm, der sich mit einem Lächeln als „ungelernte Hilfskraft“ bezeichnet, besucht Seminare. Er probiert, er kostet, und er hat Erfolg. „Das belegen die Auszeichnungen unserer Destillate, die uns an die Weltspitze gebracht haben.“

Dahinter steckt eine Strategie. „Wir haben uns anfangs bei der Auswahl der Zutaten und bei der Herstellung von Profis beraten lassen“, sagt Klaus Wurm, „wir haben schon eine Ahnung, wie das Ergebnis sein soll. Das ist kein Zufall.“

Ein kreatives Konzept braucht Wurm nicht nur an der Brennblase. „Die Herstellung von Whisky finanzieren Banken nicht“, sagt er. Also ersinnt er eine Finanzierung: Wer 6000 Euro anlegt, bekommt nach fünf Jahren 7800 Euro zurück. Als Sicherheit wird ein Fass Whisky übereignet.