Hagen. . Hagen belegt den letzten Platz im Fahrradfahren bei den Städten zwischen 100 000 und 200 000 Einwohnern beschert. nun wird gegengesteuert.
Es ist noch gar nicht so lange her, da bekam die Stadt Schwarz auf Weiß präsentiert, was Radfahrer längst wissen: Hagen ist nicht fahrradfreundlich. 277 Hagener hatten sich an einer Umfrage des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) beteiligt und der Stadt mit der Durchschnittsnote den letzten Platz in der Kategorie Städte zwischen 100 000 und 200 000 Einwohnern beschert. Mit einem Radfahr-Konzept will die Verwaltung gegensteuern.
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„Planersocietät“ heißt ein Dortmunder Büro, das den Prozess in Hagen steuert. Und zum Auftakt sind jene gefragt, deren Beurteilung für das schlechte Abschneiden der Stadt im ADFC-Ranking gesorgt haben: die Hagener. Bei einem Workshop in der Kantine des Verwaltungshochhauses, durch dessen Fenster aus dem 15. Stock viele Quartiere zu sehen sind, die für den Radverkehr bislang kaum erschlossen sind.
Die Zahlen
Drei Prozent aller Wege in Hagen werden nach einer sogenannten repräsentativen Mobilitätsbefragung mit dem Fahrrad zurückgelegt – das macht absolut 14 700 von 540 000. Als realistische Zielmarke gibt die „Planersocietät“ zehn Prozent aus. Städte wie Münster erreichen ein Niveau von mehr als 35 Prozent.
Im Ruhrgebiet gibt es ein starkes Nord-Süd-Gefälle. Das hängt mit der Topographie, aber auch mit der Infrastruktur zusammen. Wetter erreicht bereits zehn Prozent, Herdecke sieben. Wuppertal hat beispielsweise den Anteil des Radverkehrs durch das Millionenprojekt „Nordbahntrasse“ (ein kilometerlanger Radweg durch Tunnel und über Brücken hinweh auf einer stillgelegten Bahnstrecke quer durch die Stadt) erheblich gesteigert.
Die Strecken, die in Hagen mit allen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden, sind relativ kurz. 71 Prozent kürzer als fünf Kilometer, viele davon wiederum kürzer als einen Kilometer. Trotzdem ist das Auto Fortbewegungsmittel Nummer eins.
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Was auch daran liegen mag, dass fast die Hälfte aller Haushalte (darunter viele Single-Haushalte) nicht einmal über ein eigens Fahrrad verfügt. In fünf Prozent aller Haushalte gibt es mittlerweile ein E-Bike – Tendenz steigend. Schüler, die das Fahrrad nutzen, um zur Schule zu kommen, gibt es praktisch so gut wie keine.
Die Ziele
Der Anteil des Radverkehrs in Hagen soll erheblich steigen – optimalerweise zunächst auf zehn Prozent. „Dazu soll der Radverkehr sicherer werden“, sagt Christian Bexen vom Büro „Planungssocietät“. Bestehende Radwege sollen ausgebaut, neue angelegt werden. Lücken im Netz sollen geschlossen werden. Auch aus den Stadtteilen heraus soll es möglich sein, sicher per Rad die Freizeitstrecken in Ruhr- und Lennetal zu erreichen. Dazu kommt der Wunsch nach eine sicheren Möglichkeit, auf zwei Rädern die Hagener Innenstadt zu durchqueren.
Die Projekte
Es gibt bereits Projekte, die die Verwaltung beauftragt oder angestoßen hat. So soll ab der Stadtgrenze zu Gevelsberg mit dem Ausbau der Enneper Straße (unsere Zeitung berichtete) ein Radweg angelegt werden. Das Südufer des Harkortsees wird für Radfahrer erschlossen. Basis dafür ist eine Fahrradbrücke an der Volmemündung.
Vom neuen Kreisel unterhalb des Kuhlerkamps soll es bald auf einem ehemaligen Bahngleis eine Verbindung Richtung Haspe geben, die am Kulturzentrum Hasper Hammer herauskommt. Die Stadt befindet sich gerade in Grunderwerbsverhandlungen mit der Deutschen Bahn. Auf der anderen Seite des Kreisels führt bald ein Radweg entlang der Bahnhofshinterfahrung in Richtung Eckesey. Auch von Eppenhausen aus gibt es künftig eine neue Verbindung. Über die Donnerkuhle wird ein Radweg bis zur Hühnenpforte gebaut – einseitig, aber in beide Richtungen befahrbar. Im Rahmen der Fahrbahnsanierung soll das Teilstück bis Hohenlimburg fortgesetzt werden.
Die Ideen
Eine Verbindung aus der Innenstadt in Richtung Ruhrtalradweg soll her. Die Sedanstraße (mit Anschluss an die Bahnhofshinterfahrung) könnte für Radfahrer attraktiver gestaltet werden. Auch die Eckeseyer Straße parallel zur Umgehung (Bundesstraße 54) könnte für Radfahrer aufgewertet werden. Ab der Geitebrücke könnte ein Weg geöffnet werden, der schließlich an der Volmemündung auf die Ruhr trifft.
Eine Querung wünschen sich die Hagener auch an der Lennemündung. Denkbar ist eine Brücke, aber auch eine Fähre (sowie am Ruhrtalradweg in Hardenstein).
In Richtung Hagener Süden könnte künftig ein Radweg auf einem nicht mehr genutzten Parallelgleis der nur noch eingleisigen Volmetalbahn entstehen. Jenseits der Stadtgrenze soll es in Schalksmühle bereits entsprechende Pläne geben.
Auch Radwege, die durch die Hagener Innenstadt führen, wünschen sich die Hagener.
Der ADFC
Der ADFC ist mit 165 000 Mitgliedern die größte Interessenvertretung von Radfahrern in Deutschland.