Hagen. . Die mutmaßlichen Mörder des Hagener Millionärs Wolfgang S. sitzen hinter Gittern. Damit scheint die Bluttat nach mehr als zehn Jahren aufgeklärt.
- Polizei gelingt spektakulärer Fahndungserfolg
- Mord an Hagener Geschäftsmann nach fast elf Jahren aufgeklärt
- Am Flughafen Dortmund klickten die Handschellen
Der Hagener Polizei ist ein spektakulärer Fahndungserfolg gelungen: Gut zehn Jahre nach der Tötung des wohlhabenden Unternehmers Wolfgang S. in seiner Villa auf Emst gab es jetzt zwei Festnahmen. Der Bosnier Milan B. (45), der durch Spezialeinsatzkräfte der Polizei am Flughafen Dortmund gestellt werden konnte, und sein bereits in der JVA-Werl wegen eines weiteren Überfalls einsitzender Komplize Thomas W. (50) aus Lünen sollen den seinerzeit 55-jährigen Hagener im November 2006 an der Bergruthe erschossen haben.
„Nach jetzigem Stand der Ermittlungen kommt ein Habgiermord in Betracht“, will sich Staatsanwalt Nils Warmbold, Dezernent für Kapitaldelikte, auf den exakten Wortlaut der Anklage noch nicht festlegen.
Kaufmann S., der sein Millionen-Vermögen zuletzt vor allem durch Immobiliengeschäfte vermehrte, war gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin überfallen und ausgeraubt worden. Zunächst hatten die Täter seine Partnerin vor der Tür abgefangen, diese brutal malträtiert und waren ins Haus eingedrungen.
Dort eskalierte die Situation, so dass am Ende die tödlichen Schüsse fielen und das gewaltbereite Duo mit der Beute aus einem Safe im Schlafzimmer – darunter vor allem zahlreiche wertvolle Uhren – unerkannt entkommen konnte. Kunstschätze in dem Haus, Bargeld-Rollen auf dem Nachttisch und der Inhalt eines weiteren Geldschranks im Keller blieben bei dem Raubüberfall unangetastet.
Edel-Uhr für 252 000 Euro
Trotz unzähliger Spuren und der markanten, verschwundenen Schmuckstücke tappte die Kriminalpolizei lange Zeit im Dunkeln. Sämtliche Vernehmungen, auch im Halbwelt-Milieu im Ruhrgebiet, verliefen ergebnislos. Erst drei Jahre nach der Tat tauchte eine IWC-Uhr aus dem Raubzug (Wert: 252 000 Euro) zu Reparaturarbeiten in Amsterdam auf, zwei Jahre später ein Chopard-Chronometer im niederländischen Apeldorn. Beide Ereignisse lieferten zwar weitere Erkenntnisse, aber noch keine heiße Spur zu den Tätern.
Ermittlungskommission prüfte erneut alle Fakten
Diese ergab sich letztlich nach einen weiteren brutalen Raubüberfall auf ein Wohnhaus am Tegernsee nach ähnlichem Muster im Jahr 2014. Aufgrund der zahlreichen Parallelitäten nahm in Hagen eine Ermittlungskommission des Kriminalkommissariats 22 (Organisierte Kriminalität) unter der Regie von Kriminalhauptkommissar Michael Koza sich der neuen Fakten an und veranlasste letztlich, dass sämtliche Spurenträger aus dem Bergruthe-Fall erneut kriminaltechnisch unter die Lupe genommen wurden.
In Zusammenarbeit mit dem LKA in Nordrhein-Westfalen, dem rechtsmedizinischen Institut der Uni München sowie aufgrund der deutlich verbesserten Analysemethodik wurden plötzlich Spurenmuster erkennbar, die zu den beiden inzwischen Inhaftierten passen: „Es ergaben sich DNA-Identifizierungsmuster von Personen, deren Aufenthalt am Tatort nicht erklärbar war“, so Koza. Ähnliche Untersuchungen seien vor zehn Jahren angesichts der kriminalistischen Weiterentwicklung noch nicht möglich gewesen.
Ein Hauptverdächtiger sitzt bereits wegen der Tat in Bayern in der JVA Werl. Die DNA-Spuren seines Komplizen, der ebenfalls schon hinter Gitter saß, war ebenfalls aktenkundig. Beide Täter, deren Familien seit 1989 in Lünen Kontakte pflegten, waren bereits wegen anderer Gewalt- und Eigentumsdelikte polizeilich einschlägig bekannt.
Verdeckte Fahndungsmaßnahmen
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Allerdings war der 45-Jährige mit bosnischen Wurzeln zuletzt in seiner Heimat abgetaucht und somit für die deutschen Ermittler nicht greifbar. Gegen ihn wurde im Mai 2016 am Amtsgericht Hagen ein Haftbefehl erlassen, um den Mann bei einer erneuten Einreise nach Deutschland festnehmen zu können. Aufgrund verdeckter Maßnahmen konnten die Fahnder ermitteln, dass der Verdächtige am vergangenen Donnerstag in Dortmund landen würde, wo prompt die Handschellen klickten.
Einen Tag später wurde seinem inhaftierten Partner in der JVA Werl eröffnet, dass gegen ihn ein Haftbefehl wegen den Bluttat vor über zehn Jahren auf Emst erlassen wurde. Seitdem machen beide Verdächtigen in den ersten Vernehmungen keinerlei Angaben zu der Tat.
Kripo: „Keine Täter-Opfer-Beziehung“
Für immer wieder auftauchende Mutmaßungen, dass der Überfall am Ende bloß die Tarnung für einen Auftragsmord an Wolfgang S. gewesen sein könnte, hat die Kripo weiterhin keine Indizien: „Bislang kann keine Täter-Opfer-Beziehung belegt werden“, will sich Kriminalhauptkommissar Koza an entsprechenden Spekulationen nicht beteiligen. Es gebe aktuell keinerlei Hinweise auf dubiose Auftraggeber im Hintergrund.
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Gleichzeitig betont er, dass die Hinterbliebenen des Ermordeten die Nachricht von der Festnahme der beiden Verdächtigen mit großer Erleichterung aufgenommen hätten.