Als Sohn eines Teppichlegers, der weite Teile seiner Jugend bei seiner Großmutter verbrachte, startete Wolfgang S. seinen beruflichen Werdegang als Kfz-Elektriker bei Barlmeyer am Märkischen Ring. Wenig später bewies er überdurchschnittliches Autoverkäufer-Talent bei Ford und machte sich bald mit der Firma City-Car an der Eckeseyer Straße selbstständig. Gehobene Limousinen – gerne auch für Halbwelt-Größen – bildeten den Mittelpunkt seines Sortiments.
Kontakt zu Halbwelt-Größen
Den Schritt ins ganz große Business wagte S. gemeinsam mit einem Freund, mit dem er ein zahntechnisches Labor in Meinerzhagen erwarb. Innerhalb weniger Jahre entwickelte sich der nach Breckerfeld verlagerte Kleinbetrieb zu einem Weltunternehmen für patentierte Dentalhalte- und Implantat-Elemente. Als Leiter von Vertrieb und Verkauf ließ S. das Unternehmen rasant auf den internationalen Märkten wachsen.
Der Kaufmann mit der Fähigkeit, Zins und Zinseszins rasend schnell im Kopf rechnen zu können, entpuppte sich auch auf diesem Parkett als Erfolgsmensch. Mit dem Verkauf seiner Anteile an dem Betrieb „ZL Microdent“ an die Hanauer Heraeus Holding wurde der Hagener Unternehmer Mitte der 90er-Jahre über Nacht zum Multimillionär.
Kapital, das er kontinuierlich und clever auf dem Immobilienmarkt vermehrte. Die Ansiedlung der Poco- und Ratio-Märkte unweit des Vorhaller Kreisels, mit der Wolfgang S. in seiner Heimatstadt die letzten sichtbaren Spuren hinterließ, gehörten eher zu den kleineren Erfolgsgeschichten der „WS Beratungs- und Handels GmbH“. Spektakulärer und auch architektonisch bemerkenswerter stellen sich hingegen Einzelhandelsinvestitionen und Projektentwicklungen mit attraktiven Gewinnmargen in zentralen 1a-Lagen in Chemnitz, Lübeck, Erfurt oder Wiesbaden dar.
Knallharter Verhandler
Dabei genoss der Unternehmer den Ruf eines knallharten Verhandlers, der keineswegs bloß die leisen Töne beherrschte. Charakterzüge, die auch ein Hagener Kreditinstitut einmal schmerzlich zu spüren bekam: Aus Verärgerung über einen geschäftlichen Streit kündigte er dort kurzerhand sämtliche Konten, erwarb die zentral gelegene Bank-Immobilie und drohte prompt mit der Kündigung des Mietvertrages. Erst ein Besuch des Frankfurter Vorstandes in Hagen konnte das Ärgste für das Bankhaus noch abwenden.
Parallel agierte S. auch als Kunstsammler genial aus dem Bauch heraus. Schnell hatte der Kaufmann begriffen, dass Bilder auch eine lukrative Investition in die Zukunft darstellen. Zunächst investierte er scheinbar wahllos in Werke von Monet und Manet oder zählte sogar einen van Gogh zu seinem Privatbesitz. Später konzentrierte sich S. mit seiner Sammlung auf die Hagener Größen Emil Schumacher und Christian Rohlfs. Manches wertvolle Stück lagerte dabei nicht nur im Safe einer Düsseldorfer Galerie, sondern prangte auch an den Wänden seiner Emster Villa. Kunstschätze, von deren Wert nur engste Bekannte etwas ahnten.
Weitaus extrovertierter ging der Hagener Kaufmann mit seinem Wagenpark um. Hier liebte er den großen Auftritt. So manch ein Besucher seines Privathauses an der Bergruthe musste zunächst die Luxuskarossen-Sammlung – vorzugsweise Ferraris – in seinen Garagen bewundern, bevor er ins Wohnhaus eingelassen wurde.