Wehringhausen. Der Bodelschwinghplatz ist einer der Problem-Orte in Hagen. Doch es keimt Hoffnung: Investoren wollen Häuser kaufen und ein Metzger hält durch.
- Investoren wollen gleich mehrere Häuser am Bodelschwinghplatz kaufen und entwickeln
- Metzger Carsten Lobert kauft auch Haus und will Gaststätte „Zur Krone“ zur Mini-Kita machen
- Zuwanderer aus Südosteuropa prägen derzeit noch das Bild des Platzes in Wehringhausen
. Er kommt vier Tage vor der Landtagswahl: NRW-Bau- Minister Michael Groschek (SPD) wird heute Förderbescheide in Höhe von 4,7 Millionen Euro an die Stadt Hagen übergeben: Es ist das erwartete Geld, mit dem der Wilhelmsplatz in Wehringhausen umgestaltet werden soll. Und es sind die lange erhofften Mittel, mit denen die Stadt künftig Schrottimmobilien wird kaufen und abreißen können – wie an der Wehringhauser Straße und im Fall der Oeger Schlösschens geplant.
Armuts-Zuwanderer prägen das Stadtbild
Jeder staatliche Euro soll private Investitionen von 4 bis 7 Euro auslösen, sagt Martin Vöcks vom Quartiersmanagement Wehringhausen. Beim Bodelschwinghplatz keimt die zarte Hoffnung, dass diese Rechnung aufgehen könnte. Hier hat das Land schon den Bescheid über 1,1 Millionen Euro übergeben. Jetzt laufen Vorbereitungsarbeiten, im Sommer startet die Umgestaltung des Platzes und der Unterführung Augustastraße.
Noch ist das Bild dort mehr als trist: Die meisten Ladenlokale und Gaststätten sind geschlossen, die Häuser oft vergammelt. Alkoholiker und Drogenabhängige stehen am Fußgängertunnel Augustastraße, in dem es beißend nach Urin riecht. Die wenigen Spielgeräte sind vergammelt. Viele Armuts-Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien wohnen hier – und prägen das Stadtbild. Doch schon die Ankündigung, dass der öffentliche Raum umgestaltet werde, habe Bewegung gebracht. Es gebe zwei Investoren, so Vöcks, die Interesse hätten, gleich mehrere Immobilien zu kaufen und zu entwickeln.
Viele Zuwanderer aus Südosteuropa
Carsten Lobert ist da schon weiter. Er betreibt die Metzgerei an der Wehringhauser Straße, obwohl es so gut wie keine Laufkundschaft mehr dort unten gibt: „Wir leben von dem Markstand, von Stammkunden und Vorbestellungen.“ Und trotzdem glaubt er weiter an den Bodelschwinghplatz: Er hat das Eckhaus (Gaststätte „Zur Krone“) gekauft und nach einem Brand saniert. „Da sollte eine Shisha-Bar rein. Das wollte ich nicht, da habe ich das Haus gekauft.“
Die Investition habe sich gelohnt: „Ich habe ganz normale Mieter, eine Familie mit Kindern, gute türkische Mieter – auch mein Sohn wohnt hier.“ Und in der früheren Gaststätte soll im Herbst eine Großtagespflegestelle für Kinderbetreuung entstehen. Die könnte die Keimzelle für Loberts Vision für den Bodelschwinghplatz sein: „Generationsübergreifendes Wohnen ist hier doch möglich: Es gibt viele große Wohnungen für Familien mit Kindern. Und für alte Leute ist es flach, im Gegensatz zum oberen Wehringhausen.“
Doch allzu optimistisch ist Lobert nicht: So lange so viele Zuwanderer aus Rumänien und Bulgarien dort wohnten, werde es keine Fortschritte geben: „Ganz ehrlich: So eine Vermüllung wie jetzt hatten wir hier noch nie.“ Das Problem kennt Quartiersmanager Martin Vöcks: „Die Stadt ist hier ja schon sehr aktiv, macht viele Kontrollen, nutzt die Möglichkeiten des Wohnungsaufsichtsgesetzes.“ Vöcks mahnt aber auch zu Geduld: „Wir schaffen es nicht den ganzen Stadtteil in nur drei Jahren zu drehen.“
>>HINTERGRUND: Alkoholverbot auf Platz
Der Bodelschwinghplatz erhält einen neuen Belag sowie neue Sitz- und Spielgelegenheiten. Die Pkw-Stellplätze verschwinden an die Wehringhauser Straße. Der gesamte Platz wird zum Spielbereich erklärt – somit herrscht dort Alkoholverbot. Die Trinker- und Drogenabhängigenszene soll verlagert werden.
Was die Wohnsituation am Bodelschwinghplatz verändern wird: Die Deutsche Bahn wird eine Lärmschutzwand zu der viel befahrenen Bahntrasse bauen.