Hagen. . 113 Tonnen wilder Müll lagen 2016 in Hagen herum. Ein neuer Rekord. Die Bürger fordern im Bürgerbarometer kostenlose Sperrmüllabfuhr.
- Die Verschmutzung der Stadt durch wilde Müllentsorgung hat einen neuen, ungeahnten Höhepunkt erreicht.
- Rund um die 80 Depotcontainerstandorte wurden dazu weitere 250 Tonnen Müll aufgesammelt.
- Bürger fordern im Bürgerbarometer kostenlose Sperrmüllabfuhr und würden dafür auch mehr Abfallgebühren zahlen.
Die Verschmutzung der Stadt durch wilde Müllentsorgung hat einen neuen, ungeahnten Höhepunkt erreicht. 2016 sammelten die Müllwerker des Hagener Entsorgungsbetriebs (HEB) 113,21 Tonnen illegalen Abfall ein – 44 Tonnen mehr als im Jahr zuvor. Das entspricht einer Steigerung von 64 Prozent. So schlimm war es um die Sauberkeit in der Stadt noch nie bestellt. „Viele Menschen haben inzwischen überhaupt keine Hemmungen mehr, ihren Müll einfach an der nächsten Ecke oder aber im Wald abzulagern“, berichtet HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch: „Das geschieht bisweilen sogar am helllichten Tage.“
Doch es wird noch weitaus mehr Abfall illegal entsorgt. Rund um die 80 Depotcontainerstandorte, an denen die Bürger Altpapier und Glas entsorgen können, wurden weitere 250 Tonnen Müll aufgesammelt. Das sind zwar 30 Tonnen weniger als im Vorjahr, doch diesen Rückgang führt der HEB nicht auf ein gesteigertes Umweltbewusstsein der Menschen zurück, sondern einzig darauf, dass die Container am Eilper Einkaufszentrum Ende März 2016 abgebaut wurden und damit ein Standort weniger vermüllt werden konnte.
Frevler in abgelegenen Bereichen
Immer häufiger suchen die Müllfrevler abgelegene Bereiche im Grünen auf und zerstören mit ihrem Tun die Natur. „Letztens haben wir ein ausgeschlachtetes Motorrad im Wald entdeckt“, berichtet Martin Holl, Förster beim Hagener Wirtschaftsbetrieb (WBH). In solchen Fällen sickern Altöl und andere Schadstoffe in den Erdboden. Auch Autoreifen, Hausmüll oder Kühlschränke finden der Förster und seine Kollegen in schöner Regelmäßigkeit in den Hagener Wäldern. „Es ist einfach ekelhaft“, so Holl.
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Die Kosten für die Entsorgung des illegalen Mülls trägt der Gebührenzahler. Denn der HEB unterhält eine Sonderkolonne mit mindestens zwei Männern, die den ganzen Tag über von einem illegalen Müllberg zum nächsten eilen.
Müllberge führen zu Rattenplage
Im innerstädtischen Bereich ist die Anzahl der Müllberge vor allem in Wehringhausen, Haspe und Altenhagen regelrecht explodiert. Neben Kartonagen und Glasbehältern finden sich in den Abfallbergen Sperr- und Hausmüll sowie verfaulte Lebensmittel und Essensreste, was an manchen Stellen zu einer Rattenplage geführt hat. Auch die Einstellung eines Mülldetektivs hat 2016 offenbar wenig geholfen.
HEB bildet Mitarbeiter aus
Doch der HEB setzt weiter auf Kontrolle. Statt eines externen Detektivs bildet das Unternehmen derzeit einen eigenen Mitarbeiter aus, um ihn dauerhaft mit einer Kamera zur Überwachung der Containerstandorte loszuschicken.
Ansonsten herrschen Hilf- und Ratlosigkeit. „Ich bin gefrustet, ich weiß nicht, was man noch tun kann“, gibt Hans-Georg Panzer, Vorsitzender des Umweltausschusses, offen zu. Man könne ja bei einem Gang durch die Stadt sehen, dass die Verschmutzung beständig zunehme.
Resignation in der Politik
Neulich habe er in der Hindenburgstraße einen Mann beobachtet, der in einen Kellerschacht urinierte und dabei seelenruhig telefonierte. Aus Angst, von dem Kerl attackiert zu werden, habe er ihn lieber nicht angesprochen.Panzers Erlebnis ist leider keine Einzelanekdote, sondern gehört zum täglichen Geschehen in der Innenstadt – ebenso wie die Abfallberge, von denen sich noch nie so viele aufgetürmt haben wie jetzt.
>> Bürger fordern kostenlose Sperrmüllabfuhr
Es ist sicherlich eines der überraschenden Ergebnisse des Bürgerbarometers: Eine deutliche Mehrheit von 57 Prozent der Hagener Bürger wäre bereit, höhere Abfallgebühren zu bezahlen, wenn im Gegenzug die Sperrmüllabfuhr kostenlos wäre. Derzeit ist das System für den Bürger durchaus kompliziert: Die Sperrmüllabfuhr muss beim Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) angemeldet werden.
Der Bürger muss dann am Abfuhrtag aber auch zu Hause sein, zumindest in einem vorgegebenen Zeitfenster. Denn gleich vor Ort muss die Abfuhr bar oder mit EC-Karte gezahlt werden. 25 Euro werden für 200 Kilogramm Sperrmüll und maximal 15 Minuten Ladezeit fällig. Ist die Menge größer, gibt es Aufschläge (1,35 Euro pro 10 Kilogramm). Spättermine ab 16 Uhr kosten zusätzliche 25 Euro. Ist das alles ein Grund, warum viel Sperrmüll in der Hagener Landschaft landet?
In allen fünf Stadtbezirken sind jedenfalls jeweils mehr als 50 Prozent der Bürger für eine kostenlose Sperrmüllabfuhr – und im Gegenzug auch bereit, generell höhere Abfallgebühren zu zahlen. In Mitte ist die Bereitschaft mit 60 Prozent am höchsten.
Bei den Frauen ist die Bereitschaft für höhere Gebühren etwas höher als bei den Männern. Und schaut man auf die Altersgruppen, dann ist lediglich bei den 20- bis 29-Jährigen eine Minderheit für die höheren Gebühren. In allen andere Altersgruppen liegt die Zustimmung zwischen 50 und mehr als 60 Prozent.
Sauberkeit in Hagen