Hagen. . Wilde Müllkippen, Hundehaufen, Abfall in den Wäldern, vollgekotete Spielplätze. Hagens Bürger zeigen sich im Bürgerbarometer verärgert.
Es gibt ein Thema, das den Menschen in Hagen unter den Nägeln brennt wie kein zweites: die Sauberkeit in ihrer Stadt. Wilde Müllkippen, illegale Müllablagerung an Depotcontainern, Hundehaufen, Abfallentsorgung in den Wäldern, vollgekotete Spielplätze, achtlos weggeworfene Kippen und Kaugummis – für viele Bürger ist die Grenze der Zumutbarkeit längst überschritten.
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Das Bürgerbarometer spricht eine deutliche Sprache in diesem Themenbereich: Lediglich 14 Prozent der Hagener sind zufrieden mit der Sauberkeit, 48 Prozent aber dezidiert unzufrieden oder sogar sehr unzufrieden und 38 Prozent ringen sich zu einer mittelmäßigen Note 3 durch.
Schlechteste Note im NRW-Vergleich
Mit einer Durchschnittsnote von 3,5 auf der Skala von 1 bis 5 liefert Hagen einen sehr schlechten Wert. Es ist sogar der schlechteste im Vergleich mit anderen Städten, in denen die Uni Duisburg-Essen bei Bürgerbarometern das Thema auch abgefragt hatte.
Frauen sind mit mehr als 50 Prozent in den Kategeorien unzufrieden/sehr unzufrieden noch kritischer als die Männer. Schaut man auf die Altersgruppen, dann liegt der Wert der Unzufriedenen bei den 50- bis 70-Jährigen sogar bei 60 Prozent, lediglich die ganz Jungen von 14 bis 19 Jahre sind recht gnädig und mit etwas mehr als 20 Prozent zufr
ieden mit der Sauberkeit.
Unterschiede in den Stadtbezirken
Unterschiede gibt es auch bei den Stadtbezirken: Während in Haspe, Mitte und Eilpe/Dahl die Zahl der (sehr) Unzufriedenen bei jeweils mehr als 50 Prozent liegt, sind die Werte in Hagen-Nord und insbesondere Hohenlimburg besser, weil mehr Menschen zumindest die Note 3 vergeben. Aber: In keinem der fünf Hagener Stadtbezirke liegt die Zahl derer, die zufrieden oder sehr zufrieden mit der Sauberkeit sind, bei mehr als 20 Prozent.
Den Druck verstärken
Die Mehrzahl der Menschen in Hagen, denen ihre Stadt noch am Herzen liegt, regt sich völlig zurecht über die Verwahrlosung ganzer Straßenzüge auf. Denn die Skrupel- und Hemmungslosigkeit, mit der manche Mitbürger ihren Abfall entsorgen, wo es ihnen gerade passt, ist nicht mehr zu überbieten. Es ist auch völlig müßig, in diesem Zusammenhang über Nationalitäten und dergleichen zu debattieren, denn am Verfall der öffentlichen Moral – und dazu gehört die teilweise kriminelle Müllentsorgung – sind zugewanderte Menschen ebenso beteiligt wie bedenkenlose Gewerbetreibende.
Die im letzten Jahr durchgeführten Reinigungsaktionen sind deshalb löblich gewesen. Sie packen das Problem aber nicht an der Wurzel. Möglicherweise müssen wir uns eingestehen, dass der Müllferkelei gar nicht wirksam zu begegnen ist.
Dennoch müssen Überwachung und Strafmaßnahmen ausgebaut werden. Denn zum einen können die kommunalen Behörden damit zeigen, dass sie nicht gewillt sind, bestimmte Wohnquartiere einfach aufzugeben. Und zum anderen treffen Ordnungsgelder, Bußgeldbescheide und Strafanzeigen die Müllsünder an der einzigen Stelle, an der es ihnen wirklich weh tut: am Portemonnaie. Immer wenn der Mülldetektiv im Einsatz war, ist das illegale Abfallaufkommen in der Stadt merklich zurückgegangen.
Der Oberbürgermeister hat den Kampf gegen die Abfallberge im Sommer 2016 zur Chefsache erklärt. Bleibt zu hoffen, dass er sich an die guten Vorsätze erinnert und den Druck in diesem Jahr verstärkt. Die Bürger erwarten das von ihrem Stadtoberhaupt. Hubertus Heuel
Brennpunkt des unrühmlichen Geschehens ist unter anderem der Friedensplatz in Altenhagen, an dem der Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) täglich bis zu 200 Kilo illegal entsorgten Abfall aufsammeln mus – nach einem Wochenende ist der Müllberg noch größer. „Das Verhalten der Müllsünder ist an Dreistigkeit nicht mehr zu überbieten“, beschreibt HEB-Sprecherin Jacqueline Jagusch die außer Kontrolle geratene Situation.
Breit angelegte Kampagnen
Infolge der Verschmutzung des Containerplatzes an der Augustastraße vermehrte sich die dortige Rattenpopulation in unerträglicher Weise, so dass die Abfallsammelbehälter eingezogen wurden.
Zwei Sauberkeitskampagnen im Jahr 2016
Im vergangenen Jahr reagierte die Stadtverwaltung auf die Verwahrlosung und organisierte in Zusammenarbeit mit dem Entsorgungsbetrieb zwei breit angelegte Kampagnen: Jeweils eine Woche lang zogen Fußtrupps, Klein- und Großkehrmaschinen und Treckern durch die Straßen, um alle öffentlichen Bereiche zu reinigen. Ordnungsamt und Polizei unterstützten die Aktionen mit Streifen und Kontrollen. Oberbürgermeister Schulz blieb Realist: „Es ist klar, dass mit einer solchen Aktion kein nachhaltiger Erfolg zu erzielen ist. Aber wir können lernen, wie und wo wir besser werden müssen.“