Lennetal. . Ein 80 Tonnen schwerer Bagger hat am Dienstag die ersten Längsträger der Lennetalbrücke zu Boden gerissen. Die Bauarbeiten verzögern sich.
- Mit dem Abriss von zwei Längsträgern wurde am Dienstag der spektakuläre Abriss der Lennetalbrücke fortgesetzt
- Der angeforderte zweite Longfrontbagger ist bislang allerdings nicht an der A 45 eingetroffen
- Dadurch verzögert sich der Zeitplan und die Verbandsstraß bleibt in Höhe des Hauses Gosmann bis zum 8. Mai vollständig gesperrt
Mit dem Abriss von zwei stahlbewährten Längsträgern wurde gestern der spektakuläre Abriss der knapp 1000 Meter langen Lennetalbrücke fortgesetzt. Ein monströser Bagger, bespickt mit ebenso monströsen Werkzeugen, riss Beton und Spannglieder aus 25 Metern Höhe krachend zu Boden. „Das ist fast schon ein chirurgischer Eingriff, eine filigrane Arbeit“, bewunderte Baustellenleiter Michael Neumann vom Landesbetrieb Straßen NRW die Vorgehensweise von Thomas Niehues, Baggerführer der Abbruchfirma Moß aus Lingen/Ems.
Der Fahrbahnbelag und die Fahrbahnplatten waren bereits Anfang April weggefräst bzw. weggestemmt worden. Doch trotz aller Abriss-Euphorie kommen die Arbeiten nicht wie geplant voran, denn der angeforderte zweite Longfrontbagger ist bislang nicht an der A 45 eingetroffen. Grund: Die Behörden haben dem Schwertransport aus Bayern nach Hagen bislang die Genehmigung verweigert, weil das gigantische Gefährt schlichtweg einige Baustellen auf dem Weg nicht passieren könnte.
Schlechte Nachricht für Anwohner
Das wiederum ist eine schlechte Nachricht für die Einwohner von Hohenlimburg. Da vorerst nur ein Riesenkran zur Verfügung steht, verzögert sich der Zeitplan und die Verbandsstraße, auf die Betonbrocken und Eisen herniederprasseln, bleibt in Höhe des Hauses Gosmann bis zum 8. Mai vollständig gesperrt. „Tut mir leid für die betroffenen Pendler, aber die Sicherheit hat nun einmal Vorrang“, so Neumann mit Blick auf die langen Staus in und um Hohenlimburg.
Abriss der Lennetalbrücke
Ansonsten steckt hinter dem Abriss der Lennetalbrücke ein ausgeklügelter Plan. Mit Meißel und Knabber zerstört der Longfrontbagger zunächst den Beton, ehe er die ungemein stabilen Stahlspannglieder mit einer Schrottschere durchtrennt. Baggerführer Niehues orientiert sich mit Hilfe von Videokameras, die die Bilder von der Spitze des Baggerarms direkt auf einen Monitor in der Fahrerkabine übertragen. Außerdem muss er höllisch darauf achten, die neue Lennetalbrücke, auf der während des Abbruchs der alten Streben und Pfeiler der Verkehr läuft, mit seinem gigantischen Fahrzeug nicht zu berühren geschweige denn zu zerstören – auch das kann nur mit dem Einsatz von Videotechnik gelingen. „Wir haben eine regelrechte Abbruchstatik erstellt“, erläutert Neumann, für den es ein Horror wäre, wenn das Bauwerk mit einer Abrissbirne bearbeitet und unkontrolliert zusammenstürzen würde: „Nein, hier muss alles systematisch ablaufen.“
Weitere Straßensperrungen folgen
Sind die ersten sechs Längsträger abgerissen, folgt der erste Pfeiler, in den Niehues eine Kerbe schlagen wird. Daraufhin, so zumindest sagen es die Berechnungen der Statiker voraus, wird der Pfeiler in sich zusammenstürzen. Und wenn nicht? „Dass die Dinge nicht funktionieren wie geplant, ist man als Bauingenieur gewohnt“, so Neumann: „Auch ich lerne auf dieser Riesenbaustelle täglich hinzu.“
Für den Brückenabriss sind sechs Monate eingeplant, nach der Verbandsstraße müssen die Dolomit- und die Sudfeldstraße gesperrt werden. Auch dort wird es Beton und Eisen regnen.
>>Hintergrund: Größter Quereinschub in Deutschland
Nach dem Abriss der Lennetalbrücke wird der neue Unterbau hochgezogen, auf den sodann die seitliche Verschiebung der bereits errichteten Fahrbahn in ihrer gesamten Länge von 950 Metern folgt.