Hagen. . Ungewöhnliche Baumaßnahme: Auf der Lennetalbrücke kommen derzeit Teichfolie und Luftentfeuchter zum Einsatz, um die Fahrbahn zu trocknen.

  • Verkehr auf Lennetalbrücke wird erst im März auf neues Teilstück umgeleitet
  • Verzögerungen der Bauarbeiten sind auf kühle Witterung zurückzuführen
  • Fahrbahn wird mit Hilfe von Teichfolie und Luftentfeuchtergetrocknet

Verzögerung an der Großbaustelle Lennetalbrücke: Statt wie geplant noch vor den Weihnachtsferien, wird der Verkehr nun frühestens Mitte März auf den ersten Teil der neuen Brückenkonstruktion geleitet. Grund: Die neue Fahrbahndecke konnte aufgrund der Witterung noch nicht vollständig abgedichtet werden: „Damit das Epoxidharz auf dem Beton aushärtet, braucht es mindestens acht Grad“, nennt Projektleiter Michael Neumann (55) vom Landesbetrieb Straßen NRW die zu tiefen Temperaturen als Grund für den Verzug.

Die fehlenden 200 Meter Fahrbahndecke, die noch bearbeitet werden müssen, hat er deshalb mit Teichfolie überspannen lassen, unter die er Warmluft blasen lässt: „Mit diesem Trick hoffen wir, das Baumaterial so schnell wie möglich trocknen und wärmen zu können.“

Sechsstreifiger Ausbau

Den kleinen Rückstand in der Bauplanung wird der Landesbetrieb jedoch nicht aufholen können. Die Lennetalbrücke wird wohl erst 2019 und damit mindestens sechs Monate später als vorgesehen fertiggestellt sein. Und die Kosten – angesetzt waren 115 Millionen Euro – steigen um bis zu zehn Prozent.

Dabei tut der Landesbetrieb vieles, um die Bauarbeiten an seinem Prestigeobjekt voranzubringen. Mit Karl-Josef Fischer wurde eigens eine Art Generalbevollmächtigter für die A 45 ernannt, der die Tätigkeit auf den zahlreichen Baustellen der Sauerlandlinie koordinieren soll. „Die Verzögerung liegt im üblichen Rahmen“, meint er: „Wir sind hier nicht am Berliner Flughafen.“ Am Ende werde der sechsstreifige Ausbau der A 45 ausschließlich Vorteile haben – für Verkehrsteilnehmer, Anwohner und Umwelt.

Immerhin: Die erste Hälfte der neuen Brücke, auf der später der Verkehr Richtung Olpe rollen wird, ist so gut wie fertig. Und auch die sogenannten Mittelstreifenüberfahrten, die den Verkehr im März umlenken sollen, werden noch vor Weihnachten vollendet sein. Dazu werden an beiden Brückenenden die Mittelstreifen eingeebnet und asphaltiert, damit die Fahrzeuge auf den Neubau hinüberwechseln können. Festgesetzt sind zwei Fahrstreifen für jede Richtung, ein fünfter Streifen in der Mitte wird auf Wunsch der Hagener Feuerwehr für Einsatzfahrzeuge reserviert.

Taktschiebeverfahren

Wohl mindestens ein Jahr lang wird der Verkehr ab März auf dem neuen Teilstück rollen. Währenddessen wird die alte Brücke abgerissen und eine neue Fahrbahn in Richtung Dortmund hochgezogen, an die der jetzt bereits fertiggestellte Teil im sogenannten Taktschiebeverfahren herangeschoben wird. „In dieser Größenordnung ist das eine Herausforderung für unsere Ingenieure“, weist Michael Overmeyer, Sprecher des Landesbetriebs, darauf hin, dass es sich um den größten Quereinschub einer Brücke in Deutschland handelt.

Die Fachleute des Landesbetriebs lernen auf der Riesenbaustelle selbst hinzu. „Manches würden wir heute anders machen“, blickt Neumann auf die ersten drei Jahre zurück. Das Interesse der Bevölkerung ist ungebrochen: Bis zu vier Besuchergruppen pro Woche lassen sich vor Ort die Fortschritte beim Bau und die faszinierende Verfahrenstechnik erklären.

>>Hintergrund: 990 Meter lang

Die Lennetalbrücke überwindet das Tal der Lenne auf einer Länge von rund 990 Metern und überquert dabei auf einer Höhe von 20 bis 30 Metern neben dem Fluss auch eine Bahnstrecke, ein Firmengelände und zwei Straßen.

Im Sommer 2017 wird mit dem Neubau der beiden Autobahnbrücken Kattenohl und Brunsbecke begonnen. Auch diese werden anschließend sechsstreifig befahrbar sein. 2018 folgt die Erneuerung der Talbrücke Sterbecke auf Lüdenscheider Gebiet.

Der Landesbetrieb Straßen NRW wird die gesamte Sauerlandlinie zwischen dem Kreuz Dortmund-Nordwest und der Landesgrenze zu Hessen sechsstreifig ausbauen. Dabei werden allein 38 Talbrücken, die über 100 Meter lang sind, saniert. Die Lennetalbrücke ist nach der Siegtalbrücke (1050 m) die zweitgrößte.