Hagen. . Eine Abfolge Ekel erregender Fotos aus Hagener Schulen, insbesondere aus den Toilettenbereichen, schockte die Mitglieder des Schulausschusses.

  • Abfolge Ekel erregender Fotos aus Hagener Schulen schockiert Mitglieder des Schulausschusses
  • Blut, Exkremente, Unrat und Schmutz gehören offensichtlich zum Alltag
  • Unhygienische WC-Bereiche sind nicht das einzige Sauberkeitsproblem in den Schulen

Andre Kortenacker vom städtischen Fachbereich Gebäudewirtschaft hatte die Mitglieder des Schulausschusses vorgewarnt: „Vorsicht! Die Bilder, die ich Ihnen jetzt zeigen werde, sind nicht gerade appetitlich.“ Denn was die Kommunalpolitiker dann zu sehen bekamen, war eine Abfolge Ekel erregender Fotos aus Hagener Schulen, insbesondere aus den Toilettenbereichen.

Blut, Exkremente, Unrat und Schmutz gehören dort offensichtlich zum Alltag und lassen nur einen Schluss zu: Entweder weigern sich viele Kinder, ihre Hinterlassenschaften zu beseitigen oder sie besudeln die Sanitärräume absichtlich mit Kot und Dreck. Denn Kortenacker betonte, die ausgewählten Fotos seien keine Ausnahmen: „Die Sanitärräume werden täglich gereinigt.“ Doch am nächsten Tag versinken sie wieder in Gestank und Schmutz.

Jenseits von Gut und Böse

Dass es mit der Sauberkeit an den Hagener Schulen nicht zum Besten bestellt ist, hatte Georg Hesse, Rektor der Funckeparkschule und Vorsitzender des Personalrates der Grundschulen, bereits vor einem Jahr angeprangert: „Wir sind jenseits von Gut und Böse. Es ist nicht nur dreckig, es ist unhygienisch.“ Doch eine Reaktion haben seine anklagenden Worte nicht hervorgerufen, vielmehr scheinen sich die Zustände noch verschlimmert zu haben. „Ich bin schockiert“, sagt Ellen Neuhaus, die Vorsitzende des Schulausschusses: „Es gehört doch zu unserer Kultur, dass man lernt, die Toilette zu benutzen.“ Und Michael Fink, ehemals Leiter der Gesamtschule Haspe, fügte hinzu: „Das ist keinem Kind zuzumuten. Ich weiß, dass viele Kinder ihre Bedürfnisse einhalten, weil sie nicht auf solche Toiletten gehen wollen.“

Die unhygienischen WC-Bereiche sind beileibe nicht das einzige Sauberkeitsproblem in den Schulen. Seitdem die Reinigungsintervalle immer weiter gestreckt wurden, sammeln sich in Lehrerzimmern, Klassenräumen und Fluren Schmutz und Staub. Dass die städtischen Putzfrauen täglich durch die Schulen wischen, gehört längst der Vergangenheit an. Derzeit wird jede Schule zweieinhalb Mal pro Woche gesäubert, also im Wechsel alle zwei Tage und alle drei Tage. Lediglich Schulküchen und Toiletten werden nach wie vor einmal pro Tag gereinigt.

Grundreinigung abgeschafft

Auch die jährliche Grundreinigung, bei der alle Schulen während der Sommerferien bis in den hintersten Winkel auf Vordermann gebracht wurden, wurde abgeschafft, da sie mit der festgelegten jährlichen Gesamtarbeitszeit der Reinigungskräfte nicht zu vereinbaren war.

Doch jetzt gibt es Bestrebungen, die Grundreinigung wieder einzuführen. Denn in vielen Schulen würden neu verlegte Fußböden nach kurzer Zeit zerstört, wenn sie nicht einmal pro Jahr gründlich geputzt und poliert würden, so Ellen Neuhaus: „Diese Böden müssen wir retten.“ Einen entsprechenden Beschlussvorschlag will sie dem Schulausschuss vorlegen, sobald die Finanzierungsfrage geklärt ist.

Zumutung für Putzfrauen

Was die Schweinerei auf den Toiletten angeht – auch für die Putzfrauen ist die Reinigung der verkoteten Räume natürlich eine Zumutung – herrschen jedoch Fassungs- und Ratlosigkeit. An der Funckeparkschule begegnet man dem Problem damit, dass Kinder nur noch zu zweit die Toilette aufsuchen dürfen. Nachdem eines vor der Tür gewartet hat, schauen beide zusammen nach, ob das WC sauber ist.

„Das funktioniert recht gut, wenngleich nicht immer“, so Schulleiter Hesse. Ob dieses Model jedoch auf andere Schulen übertragbar ist oder es andere Lösungen gibt, bleibt abzuwarten.

Auch Museumsquartier betroffen

Nicht nur die Toiletten der Schulen sind mit Kot und Dreck beschmiert, auch in den WC-Bereichen des Museumsquartiers gebe es dieses Problem, so Andre Kortenacker vom Fachbereich Gebäudewirtschaft.

Die Gesamtschule in Eilpe beschäftigt eine Toilettenfrau, die für Hygiene sorgt und die Schüler zur Sauberkeit anhält.

Die städtischen Putzfrauen müssen pro Stunde 275 bis 320 Quadratmeter Fläche reinigen. Derzeit ist der Krankenstand relativ hoch.

Insgesamt gibt es in städtischen Gebäuden 510.000 Quadratmeter Reinigungsfläche, täglich sind 320.000 Quadratmeter sauber zu halten (54 Prozent davon im Schulbereich).